Robeco: „Makro-Umfeld ist ein Nebenschauplatz“

Wenn sich an den globalen Aktienmärkten Bewertungslücken auftun, zögert Robeco-Experte Chris Hart nicht: Der Fondsmanager kauft in diesen Fällen auch dort, wo er bis dato eher zurückhaltender war – wie zuletzt in Europa.

24.02.2015 | 11:13 Uhr

Hart hält die Gewinnerwartungen in Europa für 2015 zwar weiter für „etwas zu hoch“. Für seinen Aktienfonds Robeco BP Global Premium Equities interessieren ihn jedoch speziell ausgewählte europäische Small- und Mid-Cap-Titel. Das Prinzip des überzeugten Stockpickers Hart lautet: „Das Makro-Umfeld ist ein Nebenschauplatz, was zählt sind die Unternehmen selbst.“

„Wir konzentrieren uns auf die Auswahl attraktiver Unternehmen. Dabei spielt es keine Rolle, wo diese sich befinden. Nur die Berücksichtigung von Bewertung, Fundamentaldaten und Geschäftsentwicklung führt zu einem ausgewogeneren Anlageprofil“, fasst Chris Hart, Fondsmanager des weltweit anlegenden Aktienfonds Robeco BP Global Premium Equities, seine „Bottom-up-Philosophie“ zusammen. Ein US-bezogenes Thema ist für Hart die Ölbranche. Unternehmen aus der Branche haben den niedrigen Ölpreis verkraften müssen: „Wir haben das Portfolio in den letzten 6 Monaten so positioniert, dass die Nachfrage-Problematik in der Ölindustrie abgefangen werden dürfte“, erläutert der Fondsmanager.

So hat er beispielsweise sein Exposure bei integrierten Ölkonzernen abgebaut. Einstiegsgelegenheiten hat Hart dafür bei ausgewählten Small- und Mid-Cap-Unternehmen gefunden, die auf Ölexploration und - produktion setzen. „Die von uns ausgesuchten Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung reflektieren einen Ölpreis zwischen 40 und 45 US-Dollar, wobei ihre Kosten jedoch auf einem Ölpreis von um die 30 US-Dollar basieren. So können diese Unternehmen also trotz niedrigem Ölpreis immer noch attraktive Renditen erwirtschaften und haben, was noch wichtiger ist, bei ihren Bewertungen bereits einen noch niedrigeren Ölpreis eingepreist“, erklärt der Robeco-Experte. „Wenn also der Ölpreis wieder steigt, werden diese Unternehmen sehr gute Ergebnisse erzielen, da sich die Aktien über Gebühr verbilligt haben.

Aktuell einmalige Chancen in Europa nutzen

Die jüngsten Portfoliobewegungen zeigen, dass Hart außerhalb der USA zunehmend in Europa fündig wird: Ende 2014 betrug der Anteil der US-Aktien in seinem Portfolio 58 Prozent. Bis Ende Januar 2015 reduzierte der Portfoliomanager den Anteil auf 52 Prozent und erhöhte Europa von 18 auf 23 Prozent sowie Großbritannien von 9 auf 11 Prozent. Und das obwohl der Aktienexperte davon ausgeht, dass das Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank ins Leere laufen und die Realwirtschaft nicht voranbringen werde, ebenso wie er unter anderem mit Enttäuschungen bei den für das vierte Quartal 2014 gemeldeten Gewinnen rechnet: „Wir sind nach wie vor besorgt, dass sich die Situation bei den Unternehmensgewinnen weiter verschlechtern könnte. Aus einer Bottom-up-Perspektive betrachtet, gibt es in Europa aber durchaus ein paar interessante Titel”, meint Hart. „Wenn es im Portfolio seines Fonds in den nächsten Quartalen Änderungen geben sollte, dann könnte das der Aufbau von Positionen in europäischen Small- und Mid-Cap-Titeln sein.”

Bereits in der Vergangenheit war Hart in Europa engagiert, etwa 2012 und 2013, als sein Portfolio durch Bewertungsdiskrepanzen in Europa stark übergewichtet war. „Die USA wurden damals um das etwa 16-fache der Unternehmensgewinne gehandelt, Europa dagegen nur mit dem 11-fachen. Damals waren wir deutlich dem Small- und Mid-Cap-Sektor in Europa über diverse Industrien und Branchen zugewandt“, so Hart. In Erwartung einer schwächeren Marktphase und veränderten Bewertungsniveaus Anfang 2014 habe er sich dann drastisch aus Europa zurückgezogen. „Seit kurzem sind wir im Vergleich zur Benchmark aber wieder in Europa übergewichtet“, erläutert Hart seine jüngsten Portfolioentscheidungen. „Wir haben eine neue Bewertungslücke ausgemacht, wenn auch keine so extreme wie 2011. Für uns ist sie aber ausreichend, um einmalige Chancen für sehr gute Unternehmen mit günstigen Bewertungen auf dem europäischen Festland zu nutzen.“

Der Marktkommentar im pdf-Dokument

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