Robeco: Wechsel auf neutrale Gewichtung bei Aktien

Die Unternehmensgewinne halten mit den steigenden Aktienkursen nicht mit. Zudem dürfte die Volatilität zunehmen. Deshalb ist es Zeit, die Gewichtung von Aktien auf neutral zurückzunehmen, meint der Leiter der Assetallokation bei Robeco.

17.06.2015 | 11:14 Uhr

Lukas Daalder ist der Meinung, dass der aktuelle Bullenmarkt in den nächsten Monaten ein vorübergehendes Ende finden könnte. Eine lang erwartete „Korrektur“ könnte Kursverluste von bis zu 10 Prozent bringen. Es sei denn, die Konjunkturdaten rechtfertigen immer höhere Bewertungen. 

Um sich gegen mögliche Kursrückgänge zu wappnen, hat das Team für Assetallokation bei Robeco die lange bestehende Übergewichtung von Aktien auf neutral reduziert. Zudem hat das Multi-Asset-Portfolioteam die Übergewichtung des US-Dollar ausgebaut, weil es mit einer weiteren Aufwertung rechnet, sobald die Federal Reserve tatsächlich die Zinsen erhöht. 

„Für die Entscheidung zur niedrigeren Gewichtung von Aktien waren zwei Gründe ausschlaggebend”, sagt Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions. „Der erste liegt in dem einfachen Prinzip, dass man niedrig kaufen und hoch verkaufen sollte. 

Die globalen Aktienmärkte haben im bisherigen Jahresverlauf in lokalen Währungen eine Rendite von sieben Prozent erzielt (16 Prozent in Euro), was mehr oder weniger der Rendite für ein durchschnittliches Gesamtjahr entspricht und bereits mehr ist, als wir Ende vergangenen Jahres gehofft hatten. Weil diese Kursgewinne nicht von höheren Unternehmensgewinnen begleitet wurden, sind Aktien jetzt teurer. Die Risiko-/Ertragsaussichten für Aktien haben sich daher verschlechtert, so dass eine Reduzierung des Risikos ein logischer Schritt für uns ist. 

Zweitens haben wir uns gefragt, welche Entwicklung jetzt wahrscheinlicher erscheint: ein weiterer Anstieg um zehn Prozent oder eine (vorübergehende) Korrektur um zehn Prozent? Natürlich können wir auch die erste Möglichkeit nicht ausschließen, aber wir haben eindeutig das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit für die zweite in den letzten Monaten zugenommen hat. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass eine Übergewichtung von Aktien nicht mehr angemessen ist, so dass wir sie auf neutral zurückgenommen haben.” 

Leichte-Beute-Syndrom

Wie Daalder erklärt, hat die jetzige Entscheidung ihren Ursprung im vergangenen September. Die hohe Gewichtung von Aktien habe ihm das Gefühl gegeben, in besonders turbulenten Marktphasen „leichte Beute“ zu sein. Das Portfolio konnte die bisherigen Stürme zwar überstehen und lieferte gute Renditen für die Anleger, doch es war eine nervenaufreibende Erfahrung. 

„Wir hatten seit fast zwei Jahren ein unveränderte Übergewichtung bei Aktien, die Ende 2014 eine maximale Long-Position erreichte. Solange die Aktien weiter stiegen, hat sich das ausgezahlt“, sagt Daalder. 

„Allerdings haben Aktien im Verlauf des Jahres zwar immer wieder neue Allzeithochs erreicht, zwischendurch aber erhebliche Drawdowns verursacht. Im Zeitraum September-Oktober betrug der Drawdown acht Prozent. Während dieser volatilen Phasen beließen wir Aktien auf übergewichtet, so dass wir nur begrenzte Möglichkeiten hatten, bei Verkaufswellen effektiv zu reagieren. In diesen Zeiten waren wir so etwas wie leichte Beute. Wir haben uns ruhig verhalten und wurden am Ende dafür belohnt, aber wohl haben wir uns dabei nicht gefühlt.“ 

Der vollständige Ausblick als pdf-Dokument

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