Schroders: 60 Sekunden mit Huw van Steenis

Zentralbanken haben es einigermaßen schwer, da sie aus unserer Sicht die falschen Modelle anwenden. Sie nehmen einen Wirtschaftskreislauf ohne Reibungsverluste an, in dem Geldströme frei zirkulieren und Kreditausfälle schlicht nicht vorkommen.

15.12.2016 | 09:39 Uhr

Und dies ist ganz offensichtlich nicht der Fall.

Aus diesem Grund gerät das Lockerungsprogramm der Europäischen Zentralbank zu einer Ausgabenmaschine: Draghi bietet zwar mehr als 1,6 Billionen Euro für langfristige Kredite an  doch die Banken haben bisher weniger als 5 % der bereitgestellten Summe als Darlehen für Unternehmen außerhalb des Finanzsektors abgerufen.

Wenn niedrige Zinsen schon ein Problem darstellen, sind Negativzinsen wohl noch schlimmer. Die Zentralbanken unterschätzen hier aus unserer Sicht die Signalwirkung auf das gesamte Finanzsystem. Man blicke nur in die Schweiz, wo die Banken ihre geforderten Kosten erhöhen, anstelle sie zu senken.

Was also kann man tun? Wir bräuchten dringend neue Reibungspunkte in den Zentralbankmodellen. Dafür müsste man die Banken nicht zwingend mit Samthandschuhen anfassen. Im Gegenteil: Wir sind überzeugt, dass Stresstests extrem wertvoll sind, um eine noch widerstandsfähigere Bankenlandschaft zu schaffen. Gezielte Reibungspunkte bedeuten allerdings auch, sich möglicherweise mehr auf Fiskalpolitik oder Ausgaben für Infrastruktur zu konzentrieren – und vielleicht auch zwei Mal über die negativen Auswirkungen von Niedrigzinsen und Anreizprogrammen nachzudenken.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Huw van Steenis, Global Head of Strategy, und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

Der Beitrag erschien am 14.12 auf Schroders.com

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