Schroders: Ausblick 2016 - Japanische Aktien

Über das Jahr wurden die optimistischen Prognosen für den japanischen Aktienmarkt immer weiter nach unten korrigiert. Dennoch konnten japanische Aktien in einem schwierigen Umfeld seit Jahresbeginn Zugewinne von über 10 % verzeichnen.

23.12.2015 | 11:02 Uhr

Die japanische Wirtschaft befindet sich mit einem negativen Wachstum im dritten Quartal in einer technischen Rezession; die aktuellen Zahlen täuschen allerdings darüber hinweg, dass sie umfassende Verbesserungen durchläuft.

Eine Reihe von Faktoren sprechen dafür, dass der langfristige Ausblick für japanische Aktien solide bleibt. In der Vergangenheit korrelierten ein schwacher Yen und steigende Aktienkurse sehr deutlich. Diese Korrelation hat sich abgeschwächt, was sich als gutes Zeichen werten lässt. Kurz- bis mittelfristig steht die japanische Wirtschaft weiterhin vor enormen Herausforderungen: Vor allem der Konjunkturrückgang in Asien drückt auf den japanischen Außenhandel – und belastet dadurch die Anlegerstimmung.
Japanische Wirtschaft auf dem richtigen Weg.

Anleger betrachten die kurzfristigen Daten aus Japan mit Vorsicht; wir sind jedoch überzeugt, dass sich die japanische Wirtschaft allgemein in die richtige Richtung entwickelt. Die letzten Inflationszahlen sind zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben und liegen weiter deutlich unter dem Zwei-Prozent-Ziel der Bank of Japan (BoJ). Dennoch scheint es gelungen zu sein, die Deflation nachhaltig zu überwinden.

Der Arbeitsmarkt bleibt eng: Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,1 % und damit auf einem 20-Jahres-Tief. Die Reallöhne steigen und aktuelle Diskussionen zu höheren Mindestlöhnen dürften das Verbrauchervertrauen weiter stärken. Auch darf man nicht vergessen, dass niedrige Ölpreise und die Abkühlung in China die Inflationszahlen dämpfen. Die Wirtschaft entwickelt sich in eine positive Richtung – trotz des langsameren Fortschritts.

In ferner Zukunft zeichnet sich jedoch eine potenzielle Wachstumshürde ab: Für April 2017 ist eine weitere Erhöhung der Umsatzsteuer von 8 % auf 10 % vorgesehen. Setzt die Regierung diese planmäßig um, ist im besten Fall mit einer zusätzlichen kurzfristigen Beeinträchtigung der Wirtschaftsdaten zu rechnen. Im schlimmsten Fall könnte sich die Konjunktur in den folgenden ein oder zwei Quartalen erneut abkühlen. Wir erwarten, dass sich die anstehende Steueranhebung weniger stark auf die Wirtschaft auswirken wird als die vorherige; mögliche Folgen sollte man dennoch aufmerksam beobachten.

Anzeichen für politische Fortschritte

Das Konjunkturprogramm des japanischen Premierministers Shinzo Abe traf nicht überall auf ungeteilte Zustimmung: So mancher bezweifelt, dass die „Abenomics“ den gewünschten wirtschaftlichen Effekt erzielen. Die „drei Pfeile“ des Programms umfassen geld- und finanzpolitische Stützungsmaßnahmen sowie Strukturreformen, durch die das Wachstum angekurbelt werden sollen. Bisher zeigen sich die Anleger allerdings eher enttäuscht. Denn ihrer Ansicht nach fehlt es an Initiativen für politische Reformen. Dennoch kann Shinzo Abe einen unbestreitbaren Erfolg verbuchen: die Transpazifische Partnerschaft (TPP), ein Handelsabkommen von zwölf Pazifik-Anrainerstaaten, darunter Japan und die USA. Die Teilnehmerstaaten repräsentieren rund 40 % des globalen BIP, wodurch das Abkommen erhebliche Vorteile bringen könnte. Am Markt ist man sich allerdings noch nicht vollständig darüber im Klaren, wie diese konkret aussehen werden. Wir rechnen auch nicht allzu früh mit der endgültigen Ratifizierung, denn diese könnte vor allem in den USA auf Hindernisse treffen. Zudem hat der japanische Premierminister entscheidende Fortschritte bei der Senkung der Unternehmenssteuern erzielt. Es ist wahrscheinlich, dass der Steuersatz von derzeit 32 % nächstes Jahr auf unter 30 % fallen wird.

Der Handlungsspielraum der BoJ bleibt wegen der Inflationszahlen eingeschränkt, denn diese sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zentralbankchef Kuroda gibt sich zumindest offiziell weiterhin zuversichtlich. Klar ist allerdings auch, dass das ursprüngliche Ziel von 2 % praktisch unerreichbar ist. Daher mehren sich die Spekulationen, die BoJ könnte weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen. Auch ihre generelle Glaubwürdigkeit bleibt weiterhin im kritischen Fokus.

Verbesserung bei Unternehmensgewinnen und Corporate Governance

Die inländischen Einnahmen japanischer Unternehmen sind relativ solide gewachsen. Trotz der weltweiten Abschwächung rechnet man weiterhin damit, dass die Unternehmensgewinne für das aktuelle Geschäftsjahr ein positives Wachstum gegenüber dem Vorjahr aufweisen. Zwar mussten die Erwartungen etwas zurückgeschraubt werden, doch das Wachstum ist ausgewogen und hängt inzwischen weniger stark von der Weltwirtschaft ab.

Mit Blick auf die Corporate Governance zahlt sich der höhere Druck der Aktionäre auf die Unternehmensleitungen nun allmählich aus. Der in diesem Jahr eingeführte Corporate Governance Code ist ohne Zweifel eine positive langfristige Entwicklung für Japan – und ein weiterer Erfolg für Abe. Zu den bereits umgesetzten Veränderungen zählen unter anderem bessere Vorstandsstrukturen. Diese werden mit der Zeit zu einer besseren Rechenschaftspflicht und einer effizienteren Kapitalallokation führen. Beides sollte letztlich den Aktionären zugutekommen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Entwicklung in Richtung einer verbesserten Corporate Governance nicht fortsetzen wird. Außerdem sind die positiven Effekte bereits in Form von höheren Dividenden und Aktienrückkäufen japanischer Unternehmen sichtbar. Auch wir bemühen uns verstärkt, den Kontakt zu den Vorstandsetagen zu verbessern. Dazu haben wir eine Fokusliste der Unternehmen erstellt und bereits ermutigende Ergebnisse erzielt.

Fundamentaldaten weiter im Mittelpunkt

Obwohl die Wachstumszahlen schwächer ausgefallen sind als erwartet, erscheint der allgemeine Trend der japanischen Wirtschaft weiterhin positiv. In dem derzeitigen Umfeld herrschen im japanischen Markt niedriges Wachstum und niedrige Inflation vor. Unserer Einschätzung nach sorgen solide wachsende Unternehmensgewinne und steigende Aktionärsrenditen für Unterstützung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Topix-Benchmark (auf Basis der erwarteten Gewinne) liegt mit 15 - 16 weiterhin auf einem angemessenen Niveau. Diese Berwertungskennzahl für Aktien ergibt sich, wenn man den Marktkurs je Aktie durch den jährlichen Gewinn je Aktie dividiert. Wir glauben, dass das niedrigere globale Wirtschaftswachstum in den Aktienkursen ausreichend eingepreist ist. Außerdem sind wir der Ansicht, dass die negativen Auswirkungen der Abkühlung in China in einigen Fällen möglicherweise überschätzt wurden.

Wie immer bleiben wir diszipliniert und halten streng an unserer bottom-up-orientierten Titelauswahl fest. Wir stützen unsere Anlage also auf die Analyse einzelner Unternehmen: Die Historie eines Unternehmens, die Geschäftsführung und sein Potenzial werden somit stärker ins Gewicht fallen als allgemeine Markt- oder Sektortrends. Zudem werden wir weiterhin unsere interne Plattform für fundamentales Research vor Ort nutzen.

Autor: Shogo Maeda, Leiter japanische Aktien

Diesen Beitrag teilen: