Die unterschiedlichen Erwartungen in den verschiedenen Assetklassen hinsichtlich der Zinsentwicklung ähneln dem buddhistischen Gleichnis über einen Elefanten, meint Multi-Asset-Investor Colin Graham.
09.09.2024 | 08:35 Uhr
Die
vier wichtigsten Assetklassen – Aktien, Staatsanleihen,
Unternehmensanleihen (Credits) und Rohstoffe – gehen alle von
unterschiedlichen Annahmen über die wahrscheinliche zukünftige
Geldpolitik der Zentralbanken aus, sagt er. Sinkende Zinsen würden sich
auf jede Assetklasse unterschiedlich auswirken. Daher kommt es darauf
an, die richtigen Ergebnisse einzupreisen – aber welche deutet in die
richtige Richtung? Seiner Meinung nach ähnelt die derzeitige Situation auf den Märkten einem alten buddhistischen Text, der Tittha Sutta.
Darin wird die Geschichte von vier Männern mit verbundenen Augen
erzählt, die gebeten werden, verschiedene Körperteile eines Elefanten,
eines ihnen unbekannten Tieres, zu berühren. Wer zum Beispiel den Rüssel
des Elefanten berührt, fühlt etwas anderes als jemand, der seine Ohren
berührt.
„Der
gesamte Markt ist datenabhängig geworden und versucht, eine Trendwende
zu erkennen, welche die Zentralbanken veranlasst, die Zinsen zu senken
oder dies schneller als erwartet zu tun“, sagt Graham, Head of Robeco
Sustainable Multi-Asset Solutions. „Wenn wir uns innerhalb der
Assetklassen umsehen, beobachtet man eine interne Konsistenz der
Annahmen. Aber wenn wir einen Schritt zurückgehen, sehen wir, dass die
Annahmen zwischen den Assetklassen hinweg inkonsistent sind.“ Die Parabel vom Elefanten
„Jeder beschreibt,
womit er konfrontiert wurde und dass er die 'Wahrheit' der anderen
Männer über das, was sie gefühlt haben, nicht verstehen konnte“, sagt
Graham. „Unnötig zu erwähnen, dass ihre Erfahrungen weder zur Entdeckung
des Elefanten noch zu einem Verständnis dessen führten, was die anderen
erlebten. Das können wir auch an den Finanzmärkten beobachten.
Dieses
Phänomen lässt sich seiner Meinung nach an den beiden Assetklassen
ablesen, die sich in diesem Jahr am besten entwickelt haben: Der
Goldpreis unterstellt im Wesentlichen einen wirtschaftlichen Abschwung,
während die Teilnehmer an den Aktienmärkten immer noch mit einem
Aufschwung rechnen.
„Gold hat sich in diesem Jahr trotz starker US-Konjunktur und höherer Realzinsen (Bankzinsen abzüglich Inflation) besser entwickelt als Aktien, sodass es jetzt eher als Risikoanlage denn als Wertaufbewahrungsmittel angesehen wird“, sagt Graham. „Die Goldnachfrage aus China ist gestiegen, da die Besorgnis über den heimischen Bankensektor und die fallenden Immobilienpreise einheimische Anleger dazu veranlasst haben, einen sicheren Hafen zu suchen.“
„Die Aktienkurse werden durch den KI-Boom angetrieben, und die Analysten erwarten, dass die Unternehmen die Erwartungen an das Gewinnwachstum weiterhin übertreffen, um die Bewertungen rechtfertigen zu können. Bislang haben jedoch nur Finanztitel außerhalb des IT-Sektors die Erwartungen erfüllt. Die Aktienkurse könnten also einen wirtschaftlichen Aufschwung einpreisen, insbesondere wenn der globale Zinssenkungszyklus an Fahrt gewinnt.“
„Dies wurde durch die Tatsache bestätigt, dass US-Small Caps innerhalb weniger Tage im Juli Large Caps um 10 % übertrafen – eine Art Gegenbewegung, die am Ende von Bärenmärkten zu beobachten ist.“ Aber steht ein Bärenmarkt bevor? Der US-Optionsmarkt unterstellt derzeit eine 37 %ige Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses bis Ende des Jahres.
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