Bundesbank-Vizechefin mit besten Chancen auf die Nachfolge von Asmussen. Draghi fordert schnelles Handeln.
17.12.2013 | 10:24 Uhr
Am Sonntag wurde bekannt, dass Jörg Asmussen seinen Posten als Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) räumt, um als Staatssekretär ins Arbeitsministerium nach Berlin zu wechseln (FundResearch berichtete). Die überraschende Personalie kommt für EZB-Chef Draghi zur Unzeit. Er fordert eine schnelle Regelung der Asmussen-Nachfolge: „Das muss bald passieren“, sagte er gestern vor dem EU-Parlament. „Der Vorstand muss angesichts der großen Aufgaben im vor uns liegenden Jahr bald wieder komplett sein.“ Draghi bedauerte den Weggang Asmussens als einen „enormen Verlust“. Der 47-jährige war für alle Themen rund um die Euro-Krise und die Entwicklung der Währungsunion zuständig. Dass man sich in Frankfurt nicht lange mit der Nachfolgeregelung aufhalten will, ist verständlich. Im November 2014 übernimmt die EZB die Aufsicht über die 128 größten Banken der Eurozone. Vorher stehen intensive Bilanztests an.
Bereits am Sonntag stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel klar: „Deutschland wird eine Nachbesetzung machen.“ Dafür wurden die Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger, BaFin-Chefin Elke König sowie die Leiterin des Wirtschaftsinstituts Halle und Wirtschaftsweise Claudia Buch gehandelt. Aus diesem Trio scheint sich nun eine Favoritin herauszukristallisieren: Sabine Lautenschläger. „Sie ist eine herausragende Vizepräsidentin der Bundesbank“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gestern im „Deutschlandfunk“. „Es geht bei der EZB jetzt auch darum, die Aufgabe der Bankenaufsicht neu aufzubauen, und da hat sie ganz große Erfahrungen. Deswegen ist das sicherlich eine gute Wahl.“ Nach Informationen der „Börsen-Zeitung“ soll die 49-jährige auch Wunschkandidatin der Kanzlerin sein. Lautenschläger, die früher bei der BaFin arbeitete, ist im Bundesbankvorstand für die Bankenaufsicht zuständig. Im Deutschlandfunk kritisiert sie, dass es noch immer zu viele Banken gebe.
Letztlich müssen die EU-Staats- und Regierungschefs über die Personalie entscheiden und auch das EU-Parlament hat ein Mitspracherecht. Von dort sollte es keine Probleme geben. Die „Börsen-Zeitung“ zitiert den grünen EU-Finanzexperten Sven Giegold, der es begrüßen würde, wenn Lautenschläger den Aufsichtsposten übernähme. Die Entscheidung über die Nachfolge Asmussens kann sich noch einige Wochen hinziehen. Daher werden seine Zuständigkeiten vorerst kommissarisch aufgeteilt. Sollte aber tatsächlich Lautenschläger zur EZB gehen, dann entsteht bei der Bundesbank eine Lücke. Dorthin könnte eine der beiden anderen zuvor genannten Kandidatinnen für das EZB-Direktorium wechseln: Elke König oder Claudia Buch.
(PD)
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