Die Stimmung an den Börsen rund um den Globus hat sich gedreht. War vor ein paar Wochen noch „eitel Freude, Sonnenschein“ das Grundgefühl an den Märkten, so haben sich zuletzt einige Sorgenfalten in die Gesichter der Anleger gegraben.
23.04.2024 | 07:15 Uhr
Zuletzt beherrschen die geopolitischen Spannungen das Geschehen. Der Nahe Osten befindet sich derzeit in höchster Alarmbereitschaft, da weitere mögliche militärische Auseinandersetzungen befürchtet werden. Alle Welt versucht zwar eine weitere Eskalation zu vermeiden. Doch ob das wirklich gelingt? Zweifel sind auf jeden Fall angebracht. Man hat den Eindruck, dass der Nahe Osten einem Pulverfass gleicht, das jederzeit hochgehen kann. Die Folgen für den Ölpreis sind dabei kaum abzusehen.
Bleiben wir bei den Rohstoffen. Die neuen Sanktionen gegen Russland durch die USA und Großbritannien hatten tiefgreifende Folgen. An den dort ansässigen Börsen – wie der global für Industriemetallpreise maßgeblichen London Metal Exchange (LME) oder den Börsen in Chicago – wurde der Handel mit Aluminium, Nickel und Kupfer, das in Russland produziert wird, untersagt. Russland ist mit einem Anteil von jeweils fünf bis zehn Prozent am globalen Angebot der drei Metalle ein bedeutsamer Produzent. Infolge des Handelsverbots sprangen nach den Sanktionen die Aluminiumpreise um rund 9,4 Prozent auf ein 22-Monats-Hoch – es ist der höchste Anstieg zum vorhergehenden Tagesschlusskurs, seit der Aluminiumkontrakt 1987 in dieser Form lanciert wurde. Nickel stieg um 8,8 Prozent. Das trifft viele Unternehmen direkt und schickte deren Kurse gen Süden (USA und Großbritannien blockieren Handel mit russischen Metallen).
Und nicht zu vergessen: Der Kampf gegen die Inflation – vor allem in den USA – ist noch lange nicht gewonnen. In Amerika ist die Inflationsrate zuletzt wieder auf 3,5 Prozent geklettert. (US-Inflation steigt auf 3,5 Prozent – Aktienkurse brechen ein) Die EZB wird dagegen die Zinsen wohl senken. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte immer wieder angedeutet, dass die Notenbank im Juni die Zinsen senken werde. So hat sie es zuletzt auch wiederholt. Zwar lässt sich Lagarde stets ein Hintertürchen offen, dass alles auch ganz anders kommen könnte, sollten die Inflationsdaten in die falsche Richtung weisen. Doch es müsste schon viel schiefgehen, damit die EZB von der geplanten Zinssenkung abrückt. Auf einer anderen Ebene allerdings haben die vergangenen Tage aber doch eine Veränderung mit sich gebracht: Die Tonlage hat sich geändert. So sprach Lagarde nach der jüngsten Sitzung fast genauso viel von den USA wie über Europa. Eine komplette Entkoppelung und damit zwei Geschwindigkeiten der beiden Notenbanken wird es wohl nicht geben.
Was ergibt sich daraus für die weitere Strategie der Investoren? Wir denken über eine mögliche Verringerung der zuletzt recht hohen Aktienquote in unserem Mischfonds, dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen nach. Bei unserem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value sind wir zwar immer voll investiert, haben aber auch hier Änderungen vorgenommen und europäische Aktien übergewichtet. Dort dominieren nun Titel wie Merck, SCOR, Unilever, Roche Holding oder Allianz. Also eher konservative Branchen, die zuletzt Nachholbedarf hatten. Wir glauben zwar auch weiterhin an Hightech-Werte wie Microsoft oder Alphabet. Aber derzeit, so unsere Einschätzung, kommt es auf die Mischung im Portfolio an. Und da haben wir das Übergewicht an Big Tech abgebaut. Auch in den USA wird es über kurz oder lang zu Zinssenkungen kommen. Aber das kann noch dauern. Das Pulverfass Naher Osten kann aber jederzeit explodieren.
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