Wenn Sie eine schlecht geschriebene E-Mail erhalten, die Ihnen
freudig mitteilt, Sie hätten Millionen geerbt, riechen Sie sofort den
Braten. Aber wie sieht es aus, wenn Sie eine völlig echt aussehende
Nachricht von Ihrer Personalabteilung oder eine Sprachnachricht von
Ihrem Kind, das Hilfe braucht, bekommen? Durch künstliche Intelligenz
(KI) werden Cyberangriffe immer perfider und sind zunehmend schwerer zu
erkennen. Das stellt die Cybersicherheitsbranche vor eine grosse
Herausforderung – eröffnet aber auch eine grosse Chance für
Sicherheitsunternehmen, die sich das Potenzial der KI zunutze machen.
Cyberangriffe sind heute schon ein riesiges Problem: Alle 39 Sekunden
findet ein Hackerangriff statt und täglich werden schätzungsweise
3,8 Millionen Datensätze durch Sicherheitsvorfälle gestohlen.1
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Cybersicherheitsbranche laut
Gartner in diesem Jahr um fast 14 Prozent wachsen wird. Da KI in immer
mehr Bereiche vordringt, dürfte sich das Wachstum nach unserem
Dafürhalten in Zukunft beschleunigen.
Angreifer nutzen verstärkt KI, sodass ihre Angriffe immer
weitreichender und folgenreicher werden. Das wird Investitionen in die
KI-gestützte Cybersicherheit in einer Vielzahl von Branchen einen
enormen Schub geben.
Die grossen Sprachmodelle (LLMs), die viele
neue Möglichkeiten für den Einsatz von KI bieten, machen die Codierung
viel einfacher, was wiederum bedeutet, dass Malware noch leichter und
schneller entwickelt werden kann. Auch ohne spezielles technisches
Know-how kann ein potenzieller Angreifer die KI nach Details fragen, wie
ein bestimmter Angriff in der Vergangenheit durchgeführt wurde, und
mithilfe dieser Informationen dann ähnliche Angriffe umsetzen –
vielleicht sogar an mehreren Standorten gleichzeitig.
Gezielte, hochgradig personalisierte Spear-Phishing-E-Mails, mit
denen Malware eingeschleust wird, treten immer mehr an die Stelle
allgemein gehaltener, schlampig verfasster Nachrichten und schädlicher
PDF-Anhänge.
Generative KI vergrössert dadurch die Reichweite von
Desinformation. Und Angreifer haben es leichter, die abgegriffenen
Informationen zu durchforsten und Lücken in diesen Daten zu füllen.
Angreifer könnten auch die KI-Modelle ihrer Angriffsopfer zu ihrem
eigenen Vorteil manipulieren, um dadurch ihre Spuren zu verwischen oder
aber ihre Angriffe fortzusetzen.
Das könnte nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen und
Behörden gefährlich werden. Die Auswirkungen gehen über die reine
Datensicherheit hinaus – durch die zunehmende Zahl autonomer oder
teilautonomer Fahrzeuge auf den Strassen könnte beispielsweise die
Verkehrssicherheit gefährdet sein.
Aktive Angriffe sind aber nicht alles, was KI so gefährlich macht.
Unternehmensleiter machen sich auch Gedanken über die Einhaltung von
Datenschutzvorschriften und die Konsequenzen von KI-generiertem Content
für das geistige Eigentum. Auch aus diesem Grund priorisieren sie
Investitionen in Lösungen für Datensicherheit und -Governance.2
Laut Gartner wollen zwei Drittel der Unternehmen in diesem Jahr im
Vergleich zu 2022 mehr in Cyber- und Informationssicherheit investieren.
Einer der Hauptgründe ist die Angst vor finanziellen Verlusten.3
Abb. 1 – Investitionsfokus der Unternehmen liegt weiter auf Sicherheitstechnologie
% der befragten Unternehmen, die ihre Investitionen in
Technologiesicherheit im Jahr 2023 gegenüber 2022 erhöhen/verringern
wollen
Quelle: 2023 Gartner CIO and Technology Executive Survey
Hierin
sehen wir eine Chance – sowohl für die Sicherheitsbranche als auch für
Investoren. Für Cybersicherheitsunternehmen, die in der Lage sind, KI in
die digitale Abwehr zu integrieren, sind die Wachstumsaussichten in den
kommenden Jahre positiv. Das gilt insbesondere für diejenigen, die
Investitionen in Infrastruktur priorisieren – wie Equinix.
Das Unternehmen hat schnell erkannt, dass durch die Verbreitung
vernetzter Geräte und den zunehmenden Einsatz von KI immer mehr Daten
erzeugt werden, die alle sicher gespeichert und übertragen werden
müssen. Dafür ist wiederum eine sichere Infrastruktur erforderlich.
Equinix nutzt maschinelles Lernen, um die Sicherheit seiner
Rechenzentren zu verbessern und potenzielle Schwachstellen aufzuspüren
und zu beseitigen.
Dazu kann zum Beispiel die maschinelle Analyse von Videomaterial bei
verdächtigen Aktivitäten im Rechenzentrum und in der unmittelbaren
Umgebung sowie die Überwachung der Art und Weise, wie Kunden auf ihre
Daten zugreifen, und die Erkennung von Anomalien gehören.4
Eine weitere Möglichkeit für Unternehmen, sich in der zunehmend
KI-dominierten Cybersicherheitsbranche einen Wettbewerbsvorteil zu
verschaffen, ist die Entwicklung spezieller
Sicherheitssoftwareanwendungen und -dienste. Diesen Weg gehen bevorzugt
Unternehmen wie der US-Cloudsicherheitsanbieter CrowdStrike. Das
Unternehmen nutzt seine umfangreiche Daten- und Telemetriehistorie, um
neue Module auf seiner Falcon-Plattform mit KI-Fähigkeiten auszustatten.
Falcon ist besonders bei grossen US-Unternehmen beliebt und wurde
entwickelt, um Cyberbedrohungen auf den Firmencomputern frühzeitig zu
erkennen. Auch Palo Alto Networks, der grösste Standalone-Anbieter von
Cybersicherheit, bietet jetzt eine Reihe von Cloud- und KI-zentrierten
Lösungen an. Auch gibt es einen wachsenden Markt für sichere Software,
die in autonomen Fahrzeugen eingesetzt werden kann, um die
Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Durch KI können sich zudem
neue Teilsektoren in der Cybersicherheitsbranche herausbilden. So
könnte beispielsweise ein neuer Markt für die Überwachung der von
KI-Systemen generierten Informationen geschaffen werden. Es werden auch
neue Methoden zur Überprüfung der menschlichen Identität benötigt. Das
könnte innovativen Startups die Tür öffnen und für bestehende
Sicherheitsunternehmen Wachstumschancen bedeuten. Die Herausforderung
für Sicherheitsunternehmen besteht darin, eine neue Generation von
Cybersicherheitstools zu entwickeln, die mithilfe generativer KI die
schnelle Erkennung von Malware in grossem Massstab ermöglichen.
Angesichts des Arbeitskräftemangels in der Branche wird der Rückgriff
auf KI zur Bereitstellung von Cybersicherheit nur noch mehr an Bedeutung
gewinnen.
Abb. 2 – Ausgaben für Sicherheit als struktureller Trend Weltweite Ausgaben für Sicherheitslösungen, in Mrd. USD
Quelle: Gartner, Forecast Analysis Information Security and Risk Management Worldwide
Die
Bedeutung von KI für Cybersicherheitsunternehmen nimmt nicht zuletzt
auch deswegen zu, weil sich deren geschäftliche Prioritäten verlagern.
In den letzten Jahren hat sich die Branche stark verändert.
Unternehmen konzentrieren sich weniger auf Produkte, die Endgeräte
(Arbeitsplatzrechner, Notebooks und Mobilgeräte) schützen, sondern mehr
auf solche, die gesamte Unternehmensnetzwerke sichern und in der Cloud
betrieben werden.
In diesen Bereichen birgt KI noch grössere Cybersicherheitsrisiken.
Dies bringt die Unternehmen dazu, Zero-Trust-Lösungen zu entwickeln,
die ununterbrochen die Anmeldedaten von Personen überprüfen, die mit
dem Unternehmen interagieren, sowohl intern als auch extern.
Insgesamt stellen die Fortschritte bei KI und maschinellem Lernen
langfristige Trends dar, die die Nachfrage nach Cybersicherheitsdiensten
bei Behörden, Unternehmen und Privatpersonen steigern werden. Da
KI-basierte Sicherheitslösungen eine grössere Automatisierung – der
vielen sich wiederholenden Aufgaben, die durch Analysen im SOC
(Cybersicherheits-Zentrale) durchgeführt werden – ermöglichen, dürfte in
Zukunft mehr Geld für Sicherheitssoftware ausgegeben werden. Das
wiederum dürfte dazu beitragen, dem weltweiten Personalmangel im Bereich
der Cybersicherheit entgegen zu wirken – aktuell fehlen 3,4 Millionen
Arbeitskräfte.5
All das wird das Wachstumspotenzial der Branche weiter stärken:
Mittlerweile gibt es rund 15 Milliarden vernetzte Geräte auf der Welt.
In den nächsten zehn Jahren wird sich diese Zahl verdoppeln und jedes
einzelne Gerät muss geschützt werden.6 Diejenigen
Sicherheitsunternehmen, die sich die neuesten technologischen
Fortschritte zunutze machen, werden am meisten von dieser Entwicklung
profitieren.
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