Inmitten der vielen Gründe für die fallenden Aktienmärkte – Geopolitik, Geldpolitik, Margendruck – hebt Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, ein Unterscheidungsmerkmal hervor: die Dividendenpolitik der einzelnen Unternehmen.
23.02.2022 | 09:25 Uhr
In seinem aktuellen „MyStratWeekly verweist er besonders auf den Zusammenhang zwischen der Outperformance von Value Stocks und der strafferen Geldpolitik.
Botte: „Das Auslaufen des Programms der EZB zum Ankauf von Unternehmensanleihen (CSPP) bedeutet einen unmittelbaren Anstieg der Kapitalkosten für europäische Unternehmen. Das dürfte die Risikoprämien für Aktien erhöhen. Wachstumswerte, deren Bewertung stark von langfristigen Ertragserwartungen abhängt, sind einem Zinsanstieg stärker ausgesetzt, zumal die Zinsstrukturkurve in letzter Zeit steiler geworden ist. Die unterdurchschnittliche Wertentwicklung von Wachstumsaktien gegenüber der Gruppe der Value-Titel ist vor allem auf diesen Anstieg der langfristigen Zinsen zurückzuführen.
Zu den Value-Titeln gehören auch Aktien, die einen hohen Anteil ihres Nettoergebnisses ausschütten und deren Tätigkeit direkt von den Zinssätzen abhängt, wie Banken und sogar Versicherungen. Die Ausschüttungspolitik ist derzeit eindeutig ein Unterscheidungsmerkmal. Der Index der Aktien, die überdurchschnittlich hohe Dividenden zahlen, übertrifft den europäischen Markt im Jahr 2022 bisher um fast 8 %. Das Ausschüttungspotenzial ist nach wie vor beträchtlich, so dass die Dividendenerwartungen nach wie vor nach oben gerichtet sind. In der Tat wird für 2022 ein Wachstum der Unternehmensgewinne in Europa von 8 % erwartet.
Darüber hinaus scheinen viele europäische Unternehmen bereit zu sein, ihre Aktienrückkaufprogramme zu erhöhen, was sich über mehrere Jahre hinweg positiv auf den Gewinn je Aktie auswirken wird. Die verfügbaren Barmittel bieten in diesem Bereich durchaus Spielraum. Auch Dividendenfutures lassen Aufwärtspotenzial erkennen. Dividendenkontrakte für den Euro Stoxx 50 deuten darauf hin, dass das Niveau von 2019 bereits in diesem Jahr wieder erreicht werden könnte. Dies entspräche einem Anstieg der Ausschüttungen um 11 % gegenüber 2021 und um 45 % gegenüber dem Tiefststand von 2020.“
Das vollständige „MyStratWeekly“ finden Sie hier im englischen Original als PDF.
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