Wohin können sich die Edelmetallpreise im Jahr 2022 entwickeln? Erfahren Sie im Beitrag der Earth Resource Investment Group von Georges Lequime, warum sich Anleger jetzt ernsthaft mit Investitionen in Silber- und Goldaktien befassen sollten.
27.01.2022 | 12:39 Uhr
Rückblick 2021
2021 war ein schwieriges Jahr für Edelmetallanleger. Die Gold- und Silberpreise beendeten das Jahr mit einem Rückgang von 3 % bzw. 12 %. Der von großen Unternehmen dominierte Aktienindex GDX beendete das Jahr mit einem Minus von 11 %, während der von mittleren und kleinen Unternehmen dominierte Index GDXJ das Jahr mit minus 23 % abschloss.
Die durch den Ausbruch von Covid-19 hervorgerufene weltweite wirtschaftliche Unsicherheit führte dazu, dass die Anleger das Risiko in ihren Portfolios reduzierten und die Stimmung zum Anfang der Pandemie (März/April 2020) zunehmend negativ wurde, insbesondere gegenüber den wirtschaftlich sensiblen Sektoren, was die Industriemetall- und Ölpreise fallen liess. Die Outperformance der Edelmetallaktien im Vergleich zu den Industriemetallaktien zu Beginn der Pandemie veranschaulicht dies (Grafik 1).
Nach dem Durchbruch der Impfstoffe im November 2020 schlug der Markt eine andere Richtung ein, da sich die Stimmung der Anleger hinsichtlich der Aussichten für die Weltwirtschaft deutlich positiver entwickelte. Der Optimismus über das Ende des „Tapering“ in den USA und steigende Zinssätze überschatteten die Sorgen vor hohen Inflationsraten, da die ansteigende Inflation vom Markt (und der US-Fed) nur als vorübergehend, und in erster Linie durch Angebotsbeschränkungen verursacht, angesehen wurde. Eine steigende Energienachfrage ließ z.B. die Ölpreise steigen, was zu deren Outperformance führte (siehe auch unsere Diskussion im Q4 Quartalsbericht des Earth Exploration Fund UI). Zum Jahresende 2021 hatte die vorherige Outperformance der Edelmetallpreise ihre Kehrtwende vollzogen und der Markt scheint nun eine wachsende Weltwirtschaft zu erwarten, was durch die Outperformance der Industriemetall- und Ölpreise gegenüber den Edelmetallpreisen belegt wird (Grafik 1).
Grafik 1: Performance der Edelmetall- gegenüber den Industriemetallaktien. Die ursprüngliche Outperformance der Edelmetallaktien zu Beginn der Pandemie („risk off“) drehte ab Q3 2020 in eine Underperformance („risk on“), die bisher angehalten hat. Die vertikale Achse ist dimensionslos
Quelle: ERIG, Bloomberg
Angesichts der Tatsache, dass die Stimmung gegenüber Gold z.Zt. auf einem Tiefstand liegt, stellt sich die Frage, wohin sich die Edelmetallpreise im Jahr 2022 entwickeln könnten. Betrachtet man die historische Korrelation in der obigen Grafik 1, so scheint es angesichts der Korrektur der letzten zwölf Monate unwahrscheinlich, dass die Edelmetallpreise über einen längeren Zeitraum die Preise für Industriemetalle underperformen. Der starke US-Dollar, der Beginn des „Tapering“ und die Erwartung von bis zu vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 erwiesen sich im Jahr 2021 als erheblicher Gegenwind für den Goldpreis und sind höchstwahrscheinlich vollständig in den aktuellen Goldpreis eingeflossen. Alle drei Faktoren könnten sich 2022 abschwächen oder sogar umkehren, was dem Goldpreis Rückenwind verleihen würde. Die Geldpolitik in den USA und die Inflationsaussichten dürften im Jahr 2022 die wichtigsten Einflussfaktoren für die Edelmetallpreise sein. Der Goldpreis ist im Jahr 2021 um US-Dollar 80 je Unze gesunken, in der Erwartung, dass sich der Umfang der Bilanzen der vier wichtigsten Zentralbanken der Welt verringert wird (Grafik 2) und die Realzinsen wieder in den positiven Bereich zurückkehren (vom derzeitigen US-Realzins von -0,91 %!). Eine Enttäuschung der Markterwartungen und eine weiter steigende Inflation (z.B. getrieben durch höhere Ölpreise) spricht u.E. für sehr positive Aussichten für den Goldpreis.
Grafik 2: Die Bilanzen der Zentalbanken befinden sich auf einem Rekordhoch, aber der fallende Goldpreis scheint darauf hinzudeuten, dass der Markt eine Reduktion der Bilanzen erwartet
Quelle: ERIG, Bloomberg
Alleine im vierten Quartal 2021 ist die kollektive Bilanz der vier größten Zentralbanken um fünf Billionen US-Dollar gestiegen. Seit März 2020 ist sie um 111,4 % gestiegen. Gleichzeitig stieg der Aktienindex S&P 500 seit dem Beginn der monetären Expansion im März 2020 ebenfalls um 114,2 %, unterstützt von der monetären Expansion. Die Performance der Goldaktien, die dem Goldpreis nach unten folgten, waren seit Oktober 2020 angesichts der sehr überzeugenden Fundamentaldaten der Unternehmen (z.B. liegt der Free Cashflow bei den Unternehmen auf Rekordhöhe) sehr frustrierend. Es scheint fast so, als hätten die Anleger angesichts der mangelnden Aufwärtsdynamik des Goldpreises in diesem Sektor kapituliert (Grafik 3).
Grafik 3: Performance der Goldaktien (FTSE Gold Index) gegenüber dem Goldpreis (2016 – 2021)
Quelle: ERIG, Bloomberg
Trotz der negativen Auswirkungen der Inflation auf Kapitalprojekte und Betriebskosten werden Goldaktien weiterhin zu rekordtiefen Multiplikatoren gehandelt, wenn man z.B. den Aktienkurs zum Cashflow oder den Unternehmenswert zum EBITDA betrachtet. Dies gilt insbesondere für die Small- und Midcap-Produzenten, deren Aktienkurse 2021 am schlechtesten abschnitten. Royalty-Aktien entwickelten sich im Jahr 2021 besser, da sie eine eher defensive Möglichkeit darstellten, an den Entwicklungen der Gold- und Silberpreise beteiligt zu bleiben. Auf relativer Basis erscheinen sie nun aber stark überbewertet.
Grafik 4: Goldaktien Preis/Cashflow und EV/EBITDA Ausblick
Quelle: BMO
Die Entwicklung des Silberpreises verlief im Jahr 2021 ebenfalls enttäuschend, zumal er traditionell der Stärke der Industrierohstoffpreise folgt (Grafik 5). Ein Versuch, den Silberpreis durch die Internet Plattform „Reddit“ zu Beginn des Jahres in die Höhe zu treiben, erwies sich als erfolglos. Auch die Angebotsbeschränkungen bei der Entwicklung von Solarpanelen (einem wichtigen Markt für Silber) haben den Preis 2021 stark belastet. Die Wiederaufnahme der Solarpanel-Produktion im Jahr 2022 könnte dem Silberpreis einen dringend benötigten Auftrieb geben.
Grafik 5: Silberpreisentwicklung in 20211
Quelle: ERIG, Bloomberg
Ausblick für Goldaktien
Auch wenn sich der Goldpreis sich im Laufe des Jahres nicht wesentlich erholen sollte, erwarten wir, dass Gold- und Silberaktien eine gute Performance aufweisen werden. Edelmetallaktien scheinen u.E. deutlich überverkauft zu sein, und die diskontierten Gold und Silberpreise2 liegen aktuell etwa 20 % unter den Spotpreisen. Die Produktion ist in fast allen Betrieben wieder in vollem Umfang angelaufen, die Bilanzen der Unternehmen sind äußerst gesund und die Explorationserfolge fangen an, vor allem bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen, einen bedeutenden Mehrwert zu schaffen, der vom Markt bisher fast völlig ignoriert wird. Wir haben selten beobachtet, dass Minenaktien von attraktiven Unternehmen zu so niedrigen Preisen gehandelt werden. Es könnte jedoch eine anhaltende Aufwärtsbewegung des Goldpreises erforderlich sein, bevor Anleger zum Goldaktiensektor zurückkehren werden.
Portfolio
Die Strategie des Earth Gold Fund UI ist es, voll investiert zu sein. Im letzten Quartal des Jahres verringerte sich die Gewichtung des Fonds in Goldaktien geringfügig auf 77% (83% per Ende Q3 2021), nachdem sowohl Golden Star Resources als auch Great Bear Resources mit Gewinnmitnahmen verkauft wurden, da beide Unternehmen im Laufe des Quartals zu erheblichen Aufschlägen übernommen wurden. Die Erlöse wurden eingesetzt, um die Gewichtung in Silberaktien zu erhöhen, die im Laufe des 4. Quartals 2021 auf 20 % (15 %per Ende Q3 2021) anstieg, hauptsächlich aufgrund von Zukäufen bei Coeur Mining und Pan American Silver. Der Fonds bleibt weiterhin auf stark unterbewertete mittelgroße und kleine Unternehmen fokussiert.
Grafik 6: Portfoliogewichtung des Earth Gold Fund UI nach Rohstoffen (Q4.2021)
Quelle: ERIG, Bloomberg
Georges
Lequime (BSc (Eng) Mining)
Partner
Georges Lequime ist Fondsberater des Earth Gold Fund UI und des Earth
Exploration Fund UI. Er ist ausgebildeter Bergbauingenieur und arbeitete vier
Jahre lang für Anglo American in der südafrikanischen Gold- und
Kohlebergbauindustrie.
1Der S& GSCI Equal Weights Comm Index wird seit 2009 dargestellt
2D.h. die Edelmetallpreise, die in die Finanzmodelle eingesetzt werden müssen, um den aktuellen Aktienpreis darzustellen.
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