Biotech-Sektor profitiert von hohen Übernahmeprämien

"Die Biotech-Unternehmen haben vielversprechende Innovationen in der Pipeline"

28.03.2012 | 09:17 Uhr

Die klassischen Pharma-Konzerne haben eine Verschnaufpause eingelegt: 2012 laufen zahlreiche umsatzstarke Medikamentenpatente aus – meist kann die Lücke nicht durch die eigene Produktpipeline ersetzt werden. Davon profitiert der Biotech-Sektor: Innovationen und gute Forschungsergebnisse machen ihn für Pharmakonzerne auf der Suche nach Kassenschlagern attraktiv. Nathalie Lötscher, Biotech-Expertin und Portfoliomanagerin bei UBS Global Asset Management, erklärt, warum der Biotechnologie-Sektor auch in Zukunft interessant für Anleger ist.

Drei Fragen an: Nathalie Lötscher, Biotech-Expertin bei UBS Global Asset Management

Trotz der jüngsten Rally sind die Weltbörsen von hoher Volatilität geprägt – kann sich der Biotech-Sektor dieser Entwicklung entziehen?

Lötscher: Wir finden den Biotech-Sektor im Moment sehr spannend: Großkapitalisierte Biotech-Firmen sind attraktiv bewertet und handeln zu historisch günstigen Kurs/Gewinn-Verhältnissen. Zudem verfügen viele Unternehmen aufgrund von Innovationen, Medikamentenzulassungen und positiven Forschungsergebnissen über großes Ertragssteigerungspotenzial. Übernahmen und Fusionen in der Biotech-Branche sorgen zudem für Kurs-Stimuli. Doch auch diese Branche kann sich den Weltmarktentwicklungen nicht entziehen. Dennoch schätze ich den Sektor als relativ stabil ein: Pharma- und Biotech-Produkte werden auch in Zeiten schwächerer Konjunktur benötigt. Zudem sorgen intakte Langzeittreiber wie beispielsweise der zunehmende Wohlstand in den Emerging Markets für Wertsteigerungspotenzial.

Auf der Suche nach attraktiven Neuentwicklungen setzen Pharmakonzerne auf die Übernahme innovativer Biotechnologie-Firmen und ihrer Präparate. Können Übernahmen den akuten Mangel an Neuheiten auch künftig kompensieren?

Lötscher: Biotech-Firmen profitierten im vergangenen Jahr von Fusionen und Übernahmen durch klassische Pharmaunternehmen. Das lassen sich die Pharmakonzerne einiges kosten – selten wurden so hohe Übernahmeprämien für Biotech-Unternehmen gezahlt. Ein Beispiel: Gilead hat Pharmasset, die führend in der Hepatitis C-Forschung sind, für 11 Milliarden US-Dollar gekauft, was einer Prämie von 89 Prozent auf den Aktienkurs des Vortages entspricht. So etwas steigert das Interesse von Investoren am Sektor und hat positive Auswirkungen für die Aktionäre. Zwar werden die Pharma-Unternehmen das Auslaufen der Patente dieses Jahr teilweise überwunden haben, dennoch werden sie wohl weiterhin auf Biotech-Firmen setzen: So können sie Innovationen insbesondere im Bereich der personalisierten Medizin für die Zukunft absichern, denn es gibt einige Firmen mit viel versprechenden Produkten in der Pipeline. Ich erwarte, dass vorrangig Firmen mit kleineren Produktportfolios oder nur einem vertriebenen Medikament interessante Übernahmekandidaten sein könnten.

Welchen Einfluss hat die Demografie auf den Biotech-Sektor? Wird er von den Entwicklungen in den Schwellenländern profitieren?

Lötscher: Die Unternehmen aus der Branche sollten von einer steigenden Nachfrage nach innovativen Medikamenten profitieren. Der Anteil der Menschen über 65 Jahre steigt in den Industrienationen kontinuierlich an: Das sind genau jene Menschen, die auf eine umfangreiche medizinische Versorgung angewiesen sind. Auch die Emerging Markets sollten für weiteren Zuwachs sorgen, denn mit zunehmendem Wohlstand bekommen immer mehr Menschen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Der Wachstumstrend des Sektors sollte sich fortsetzen.

Über den Interviewpartner: Nathalie Lötscher ist Portfoliomanagerin des UBS (Lux) Equity Fund – Biotech und verfügt über sieben Jahre Investmenterfahrung sowie 13 Jahre Erfahrung in der Pharma-Industrie.

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument.

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