Credit Outlook von Sander Bus für das 2. Quartal 2012

"In den nächsten Monaten wird ein neues Risiko an Gewicht gewinnen – der Schuldenkreislauf in den Emerging Markets sowie die ausgeprägten Handelsbeziehungen zwischen den Industrienationen und den Emerging Markets“, schreibt Sander Bus, Leiter des Credit Teams von Robeco, in seinem aktuellen Credit-Outlook für das zweite Quartal 2012.

03.04.2012 | 11:19 Uhr

Der stärkste Treiber für die Risikoprämien war bislang die Gefahr, dass die Politiker die europäische Schuldenkrise nicht lösen können. Für den Moment hat unter anderem die Einführung der EZB- Refinanzierungsmaßnahmen (LTRO) die Extrem- bzw. die so genannten Tail-Risiken drastisch eingeschränkt.
 
„Aus fundamentaler Sicht ist die Welt voller Ungleichgewichte. Die derzeit wohl wichtigste Unausgewogenheit betrifft den Handel zwischen den USA und China. Ein zweites Ungleichgewicht herrscht innerhalb Europas vor und liegt in der unterschiedlichen Wettbewerbsposition von Nord- und Südeuropa“, so Bus. Ein bisher kaum wahrgenommenes Ungleichgewicht liegt laut dem Robeco-Experten in den Emerging Markets: Von der Investitions- und Schuldenblase, die sich derzeit in den Emerging Markets bilde, sei insbesondere China betroffen. „Wenn die chinesische Wirtschaft auf einer nachhaltigen Basis wachsen soll, müssen die Chinesen weniger investieren und mehr konsumieren. Zudem sind bereits einige andere Emerging Markets vor allem durch den Import von Rohstoffen vom Wirtschaftswachstum in China abhängig. Auch Länder wie Schweden und Deutschland sind stark auf China ausgerichtet – der Rest Europas blickt wiederum auf Deutschland“, so Sander Bus.
 
Das Wichtigste in Kürze:

Fundamentaldaten:

  • Weltweit gibt es nur noch ein schwaches Wachstum
  • Der Entschuldungsprozess ist noch lange nicht zu Ende

Bewertung:

  • Investment-Grade-Papiere sind aufgrund des Bankensektors noch immer günstig
  • Der High-Yield-Bereich bleibt fair bewertet, wobei Europa über eine bessere Kreditqualität verfügt

 
Technische Aspekte:

  • Das Tail-Risiko ist für den Bankensektor und Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien – die GIIPS-Länder – aufgrund der Refinanzierungsmaßnahmen der EZB geringer
  • Die Erwartung von weniger Neuemissionen sind für den Investment-Grade-Markt gut, nicht jedoch für den Hochzins-Bereich 

 
Fazit:
Im Hinblick auf Bewertungen ziehen wir noch immer in Euro notierte Anlagen den in Dollar notierten vor, allerdings nicht mehr so entschieden wie noch vor drei Monaten. Aufgrund der Entwicklungen in den Emerging Markets sind wir mittlerweile gegenüber zentralen zyklisch-getriebenen europäischen Unternehmen – wie der deutschen Automobilbranche – wesentlich konservativer eingestellt. Zudem sind Anleihen aus Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien erheblich teurer und damit weitgehend unattraktiv geworden.
Auf der technischen Ebene glauben wir allerdings, dass die Risiken signifikant gesunken sind. Der Einfluss der langfristigen Refinanzierungsvorhaben der EZB sollte nicht unterschätzt werden. Im Bereich Investment-Grade-Anleihen erwarten wir zunehmende Spread-Einengungen und bleiben bei unserer Beta-Übergewichtung von bis zu 25 Prozent oberhalb des Maximums. Die Übergewichtung ist auf den Sektor Finanzen konzentriert.
 
Über Robeco:
Robeco wurde 1929 in Rotterdam gegründet und bietet Anlageprodukte und -dienstleistungen für institutionelle und private Kunden weltweit. Die Gesellschaft verzeichnet ein Vermögensverwaltungsvolumen von rund EUR 150,3 Mrd. (Stand 31. Dezember 2011). Das High-Yield-Team ist Teil des Credit Teams von Robeco. Mit einem verwalteten Anlagevermögen von rund EUR 3 Mrd. in Corporate-High-Yields zählt Robeco zu den größten Asset Managern in diesem Anlagesegment. Das Robeco Credit Team besteht derzeit aus zehn Sektoranalysten, drei quantitativen Analysten sowie sechs Portfoliomanagern.

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