UBS-Anlageideen: „Westliche Konzerne profitieren vom Konsumboom in den Schwellenländern“

Emerging Markets

China bleibt die weltweite Konjunkturlokomotive - Mit einem Wachstum von sieben bis acht Prozent wird China nach Meinung des Chief Investment Officers von UBS Wealth Management auch 2013 und 2014 die weltweite Konjunkturlokomotive bleiben, während in Europa nur niedrige bis negative Wachstumsraten zu erwarten sind.

07.03.2013 | 11:14 Uhr

Nach Meinung des Experten tragen die Schwellenländer dieses Jahr rund 70 Prozent zum Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) bei, allein der Anteil Chinas liegt bei 30 Prozent. Für Anleger wird daher ein Engagement in den Schwellenländern immer wichtiger. Die Experten von UBS Wealth Management raten dabei, auf große internationale Konzerne zu setzen, die stark in den Schwellenländern engagiert sind.

Drei Fragen an Gerit Heinz, Chef-Anlagestratege Wealth Management UBS Deutschland AG

Herr Heinz, Sie sehen enormes Wachstumspotenzial in den Schwellenländern. Trotzdem empfehlen Sie Anlegern, auf westliche Konzerne zu setzen. Ist das nicht ein Widerspruch?
Heinz: Im Gegenteil. Das passt bestens zusammen und ist eine gute Möglichkeit für Anleger, am Schwellenländerwachstum teilzuhaben, ohne direkt Aktien in diesen Märkten kaufen zu müssen.  Nehmen Sie zum Beispiel die Konsumgüterbranche: Viele westliche Unternehmen verfügen über dort begehrte Marken und führende Positionen. Sie beliefern immer mehr asiatische, insbesondere chinesische, Konsumenten mit Waren und Dienstleistungen. Wir erwarten deshalb, dass sich das Anlagethema der westlichen Blue Chips mit Engagement in Schwellenländern gut entwickeln wird, was sich wiederum in einer überdurchschnittlichen Aktienkursentwicklung niederschlagen sollte. Wir mögen konsumorientierte Konzerne, die über eine starke Marke und Preismacht verfügen. Um für uns in die engere Wahl zu kommen, müssen die Konzerne mindestens 20 Prozent ihres Geschäfts in den aufstrebenden Schwellenländern machen. Bei einigen von ihnen liegt der Anteil derzeit bei bis zu 50 Prozent.


Was macht gerade die Konsumbranche so interessant?
Heinz: Vor allem das Aufholpotenzial. Nehmen sie das Beispiel Asien: Hier leben etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung, die Region repräsentiert aber nur etwa 10 Prozent des weltweiten Konsums. Obwohl das Konsumgefälle unserer Überzeugung nach in nächster Zeit fortbestehen wird, sehen wir erhebliches Potenzial für Unternehmen, die von einem möglichen Konsumwachstum profitieren wollen. In dem Maße, wie das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wächst, erhöht sich auch die Finanzkraft des Einzelnen. Auch die Mittelschicht wird breiter. In China beispielsweise dürfte diese Bevölkerungsgruppe, zu der 2010 noch 34 Millionen Haushalte gehörten, unserer Erwartung nach, bis 2020 auf 66 Millionen Haushalte anwachsen. Es sind jedoch nicht nur die asiatischen Märkte, die viel Potenzial haben. Auch in anderen Ländern beobachten wir eine enorme Zunahme der Bedeutung der Mittelschicht. In Brasilien wuchs sie von 2003 bis 2009 um fast 50 Prozent. Auch Russland mit seinen rund 140 Millionen Einwohnern gewinnt an Bedeutung. Das hat mit dem Ausgabeverhalten der Russen zu tun. Während die Europäer etwa 40 Prozent ihres persönlichen Einkommens für Konsumgüter aufwenden, gibt die wachsende Mittelschicht Russlands derzeit rund 74 Prozent für solche Artikel aus.


Aber China spielt die entscheidende Rolle?
Heinz: Ohne die Bedeutung der übrigen Schwellenländer in Abrede zu stellen, sehen wir in China aktuell eindeutig die treibende Kraft. Das Land mit seinen etwa 1,3 Milliarden Einwohnern hat sich eine stärkere Ausrichtung seiner Wirtschaftsstruktur auf den Konsum vorgenommen. Aber: Wir gehen dahin, wo das Wachstum ist – und das ist allgemein in den Schwellenländern .

Über den Interviewpartner: Gerit Heinz ist Leiter CIO Wealth Management Research bei der UBS Deutschland AG. Der Anlageexperte arbeitet seit 2002 bei UBS und verantwortet hier die Anlagestrategie des Bereichs Wealth Management in Deutschland.

Das Interview im pdf-Dokument.

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