Das letzte OPEC-Treffen ergab keine Neuigkeiten im Hinblick auf eine Drosselung der Fördermengen oder die Fähigkeit der OPEC, den Ölpreis zu stabilisieren. Obwohl man sich für längerfristige Produktionsanpassungen für weitere neun Monate ab 1. Juli 2017 aussprach, ging das Treffen zu Ende, ohne dass das Thema tieferer Einschnitte auf den Tisch gekommen wäre.
10.07.2017 | 13:25 Uhr
Gerade dies zeigt jedoch, wie stark der Ölpreis von anderen Faktoren und Datenpunkten abhängig ist – wir haben dies bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf unserem Blog betont. Fünf Fakten, die Sie über den Erdölhandel kennen sollten.
In diesem Fall wurden die Trader insbesondere von der aktuellen Erhöhung der US-Bestände überrascht, die auf eine Reduzierung der Bestände in acht aufeinanderfolgenden Wochen folgte. Außerdem hätten die Bestände auch aus saisonaler Sicht sinken müssen. Durch diese aktuelle Erhöhung liegen die Bestände nur 4,2 % unter den aktuellen Hochs von Ende März und 2,3 % über den Ständen von vor einem Jahr.
US-Ölbestände und Preis von WTI
Quelle: WisdomTree
Diese deutlichen Veränderungen auf dem Ölmarkt haben sich direkt auf die allgemeine Positionierung von Investoren in Öl-Futures ausgewirkt. Die Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen, wie sich die Netto-Positionen von nicht kommerziellen Tradern im Zeitablauf verändert haben und wie diese dazu tendierten, die Bewegungen des Ölpreises nachzubilden. Nach dem 171. OPEC-Treffen am 30. November 2016 und vor der Kooperationserklärung zwischen der OPEC und Nicht-OPEC-Produzenten am 10. Dezember 2016 stieg die Zahl der von Tradern geschlossenen Kontrakte von fast 160.000 Kontrakten auf über 300.000. Dies deckte sich mit einem Anstieg des Ölpreises um 18 % von rund 45 USD pro Barrel auf 53 USD pro Barrel.
Die Netto-Ölpositions von Tradern und der Preis von WTI
Quelle: WisdomTree
Vor dem letzten OPEC-Treffen am 25. Mai 2017 ging die Mittelbindung der Trader stark zurück und fiel fast auf denselben Tiefstand vom November 2016. Obwohl die Mittelbindung nach einer Verlängerung der Produktionsanpassungen anstieg, kam es nur zu einer moderaten Steigerung bei Long-Positionen. Stattdessen spürten die Trader die Auswirkungen anderer Faktoren, wie etwa den Anstieg der Bestände.Insgesamt wird der Ausblick für Öl auch weiterhin von einer Vielzahl an Variablen bestimmt und nicht nur von der OPEC und Drosselungen der Fördermengen. Selbst innerhalb der OPEC ist es wahrscheinlich, dass es zu Problemen im Hinblick auf die Einhaltung der Produktionsbeschränkungen kommen wird, und einige OPEC-Mitglieder, wie Libyen und Nigeria, bleiben aufgrund ihres volatileren Produktionsumfelds mögliche Swing-Faktoren. Ebenso machte sich die fortgesetzte Erholung bei Förderanlagen für Schieferöl in den USA bemerkbar. Diese hat sich zu einer zunehmend wichtigen Komponente auf der Angebotsseite entwickelt, vor allem, da jede nachhaltige Rally beim Ölpreis dazu dient, eine stärkere Beteiligung zu fördern, was zur Inbetriebnahme neuer Förderanlagen für Schieferöl führt.
Auf makroökonomischer Ebene hat die OPEC schlussendlich ihre Wachstumsprognosen auf globaler Ebene erhöht. Im Jahr 2017 wird ein Wachstum von 3,5 % erwartet, das im Jahr 2018 auf 3,6 % steigen soll. Es wird erwartet, dass das Wachstum in China 2017 6,6 % betragen und 2018 auf 6,4 % sinken wird. Im Jahr 2016 wurde hingegen ein Wachstum von 6,7 % erreicht.
Da die Märkte sich nicht mehr so stark auf die Drosselung der Fördermengen konzentrieren, ist es wahrscheinlich, dass der Ausblick für das globale Wachstum zu einem zunehmend wichtigen Bestimmungsfaktor für den Ölpreis werden wird.
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