Nach Einschätzung von Nizam Hamid, ETF-Strategist bei WisdomTree, könnten die Preise für Erdöl wieder ihre Höchststände vom April erreichen, wenn die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) am 25. Mai in Wien zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommt.
22.05.2017 | 09:45 Uhr
Preise waren in den vergangenen Wochen zurückgekommen, nachdem die jüngsten Statistiken der US-Ölschieferindustrie einen weiteren Produktionsanstieg angezeigt hatten. Die steigenden Fördermengen an Ölschiefer haben den Ölpreis unter die Marke von 50 US$ je Barrel gedrückt. Damit verringerten sich wieder die Zugewinne, welche aus dem jüngsten Schritt der OPEC resultierten, ihre Produktionsmengen zu drosseln. Ende 2016 hatten sich die OPEC-Mitgliedstaaten darauf verständigt, erstmals seit acht Jahren ihren Output zurückzufahren, nachdem sie sich der Bereitschaft von Nicht-Mitgliedstaaten einschließlich Russland versichert hatten, denselben Schritt zu vollziehen.
Diese Maßnahmen ließen den Preis für Rohöl der Marke Brent um fast 30% in die Höhe schnellen, ehe ein Ausverkauf den Sektor im März erneut traf, weil Ölschieferproduzenten in den USA ihre Beschränkungen wieder aufgaben. Für Nizam Hamid könnten sich die Ereignisse des vergangenen Jahres als Folge des nächsten OPEC-Treffens wiederholen: “Die jüngsten Bewegungen deuten darauf hin, dass der Ölpreis im Vorfeld des OPEC-Treffens volatil und von Stimmungsumschwüngen im Hinblick auf weitere Kürzungen der Fördermengen abhängig bleibt. Was eine mögliche Preiserholung angeht, könnte ein positiver Ausgang des Treffens in einer Bandbreite von 50 bis 55 US$ je Barrel resultieren. Eine Schwäche der Organisation im Sinne einer mangelnden Einigung könnte jedoch einen Preisverfall auf bis zu 40 US$ je Barrel auslösen.”
Im Hinblick auf das Timing von Investments, so Hamid weiter, sei noch nicht abzusehen, ob Investoren ungeachtet möglicher Preisanstiege vor dem Treffen vor einer offiziellen Stellungnahme bereits Long-Positionen für Öl aufbauen. “Es stellt sich die Frage, ob Anleger vor dem nächsten OPEC-Treffen am 25. Mai ihre Positionen ausbauen, und erneut lässt sich das schwer einschätzen.”
Investoren haben sich in diesem Jahr bislang vom Ölsektor abgewendet. Zahlen der Regulierungsbehörde für US-Futures legen offen, dass die Netto-Long-Positionen seit Februar im Kontext zum Preisrückgang für den Rohstoff sich um die Hälfte reduziert haben. Ungeachtet dessen könnten die Handelsaktivitäten wieder schnell Fahrt aufnehmen, sollte die OPEC entschlossen agieren. Ein Indiz dafür ist die Entwicklung bei den Long-Positionen als Reaktion auf die letzte Ankündigung der OPEC im Dezember. Damals verzeichnete die US-Regulierungsbehörde eine Verdoppelung der Long-Positionen. Vor diesem Hintergrund kommt Hamid zu dieser Einschätzung: “Saudi-Arabien und Russland sind die Schlüsselakteure, und die Botschaft läuft darauf hinaus, dass der Ausstoß länger und bis ins Jahr 2018 hinein niedriger bleiben soll, um den Markt zu stabilisieren. Eine solche Verpflichtung ist jedoch ein sensibler Balanceakt, da er auf jeden potenziellen Anstieg der US-Produktion die richtige Antwort wiederspiegeln muss.”
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