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Im Jahr 2022 trugen zwei von drei verkauften ETFs und ETCs ein grünes ESG-Siegel.
ETF

Dunkelgrüne ETFs trotzen der Fondskrise

Die Fondsbranche erlebte 2022 unterm Strich das schlechteste Jahr seit der Finanzkrise. Doch nur aktiv gemanagte Fonds litten unter hohen Mittelabflüssen. Der Boom bei passiven Fonds hält dagegen an. Große Gewinner waren erneut ESG-ETFs.

26.01.2023 | 12:15 Uhr

Die gute Nachricht zuerst: Im November und Dezember 2022 investierten Anleger in Europa wieder mehr Geld in Fonds als sie abzogen. Ob dies eine Trendwende war, muss sich noch zeigen. Die Branche hofft darauf. Denn von den beiden letzten Monaten abgesehen, war das Jahr 2022 für die Fondsindustrie eines zum Vergessen. Es ist das schlechteste Jahr seit 2008, dem Jahr der Finanzkrise. Unter dem Strich stehen Wertverluste und Mittelabflüsse, die mancher Fondsmanager gerne aus seinem Gedächtnis streichen möchte. Globale Aktienfonds etwa haben im vergangenen Jahr rund ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt, gleichzeitig verzeichneten sie einer Morningstar-Untersuchung zufolge Nettoabflüsse in Höhe von 27,7 Milliarden Euro. Auch Rentenfonds mussten Nettoabflüsse in Höhe von 84,4 Milliarden Euro hinnehmen.

Für ETFs war es wieder einmal ein gutes Jahr – und ganz besonders für ESG-ETFs

Während in Europa domizilierte aktive Fonds im vergangenen Jahr insgesamt 238 Milliarden Euro verloren, scheint es für den Markt der passiven Fonds kein Halten zu geben, selbst wenn die Börsenzeiten schlecht sind. Im Gesamtjahr 2022 zogen Indexfonds laut einer Untersuchung von Amundi netto 82 Milliarden Euro an Investitionen an. Damit sei das vergangene Jahr hinsichtlich der Flows das fünftbeste in der europäischen ETF-Geschichte gewesen. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre sei der europäische ETF-Markt somit um 17 % pro Jahr gewachsen, so Amundi. Morningstar und Amundi berichten übereinstimmend, dass der Löwenanteil der Anleger-Investitionen in ESG-Fonds geflossen ist. Demnach verszeichneten ESG-ETFs im vergangenen Jahr Zuflüsse in Höhe von 52,7 Mrd. Euro. Zwei Drittel des Geldes, das in ETFs investiert wurde, ging an sogenannte Artikel 9- und Artikel 8-ETFs. Diese Verteilung zeigte sich nicht nur bei passiven Aktien-ETFs, sondern auch bei grünen Renten-ETFs, die 20,8 Milliarden Euro an Investorengeld anzogen.

Grün ist nicht immer gleich gut

Das verwaltete Vermögen der ESG-ETFs stieg von 235,3 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 248,8 Milliarden Euro und macht nun bereits 18,8 Prozent des Gesamtvermögens aus, das in Europa in ETFs und ETCs investiert wird. Im Jahr 2021 waren es 16,7 Prozent. Der Trend hin zum grünen Anlageprodukt ist also nach wie vor intakt – aber wohl nicht nur einem Wandel der Prioritäten bei den Anlegern geschuldet. Ein Grund für die Nachhaltigkeitswelle ist auch, dass die Emittenten in den vergangenen Jahren immer mehr grüne Produkte auf den Markt gebracht und bereits vorhandene ESG-konform umgestaltet und neu ausgerichtet haben.

Bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) stößt diese Praxis zunehmend auf Kritik. Deshalb haben die Aufseher im vergangenen Jahr eine Initiative zur Bekämpfung von Greenwashing gestartet. In ihrer Sustainable Finance Roadmap 2022 – 2024 hat die ESMA skizziert, wie sie Anleger vor unbegründeten oder übertriebenen Nachhaltigkeitsansprüchen schützen will. Die Vermögensverwalter reagierten prompt und stuften zahlreiche ihrer sogenannten dunkelgrünen Artikel 9-ETFs auf Artikel 8 ab. Das dürfte im laufenden Jahr wahrscheinlich zu einer Verschiebung der Prioritäten innerhalb der ESG-ETFs führen. Denn die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass Anleger, die grün investieren wollen, Artikel 9-Produkte gegenüber Artikel 8- Produkten deutlich bevorzugen. In diesem Zusammenhang ist es übrigens erstaunlich, dass nachhaltige ETFs im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit Langem im Durchschnitt schlechter performten als klassische Indexprodukte. Das grünere Gewissen der Anleger zahlte sich zumindest für ihre persönliche rein monetäre Bilanz im Jahr 2022 nicht aus.

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