In den USA und Großbritannien könnten die Zinsen zum Jahresende steigen, während sie in Europa auf zu niedrigem Niveau verharren, sagt Chris Iggo, CIO Fixed Income.
23.11.2015 | 13:25 Uhr
Nach der vergangenen Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve Bank (Fed) schien eines klar: Im Dezember wird der Leitzins steigen. Aber nicht das Timing der ersten Zinserhöhung sei entscheidend, sondern die Frage, wie oft die Fed die Zinsen im kommenden Jahr noch anhebe, erklärt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers (AXA IM): „Eine Zinserhöhung wäre lediglich das Signal. Wichtiger ist die Tatsache, dass sich der Zins wieder bewegt.“
Der Stratege geht davon aus, dass ein Zinsschritt keine wesentliche Straffung der Geldpolitik in den USA darstellt. Seiner Ansicht nach hat die Fed mit der Ankündigung einer möglichen Zinserhöhung im Dezember versucht, die Marktteilnehmer auf eine sehr langsame und bescheidene Straffung im Jahr 2016 vorzubereiten. „Eine radikalere Nachricht hätte vermutlich die Angst geschürt, dass der US-Dollar wieder aufwertet und die langfristigen Anleiherenditen abrupt steigen. Beide Szenarien könnten sich negativ auf Wachstum und Inflation auswirken“, erklärt Iggo. Ein starker Dollar könnte es der USA schwer machen, ihr Inflationsziel zu erreichen. Europa und Japan hingegen seien so weit von ihrem Inflationsziel entfernt, dass sich laut Iggo so manch einer wünscht, Euro und Yen würden gegenüber dem Dollar an Wert verlieren.
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, zweifelte kürzlich die Effektivität des Quantitative Easing im Hinblick auf die Inflation an. Die logische Schlussfolgerung daraus sei, dass die EZB mehr Asset-Käufe tätigen und auf die Bilanz für September 2016 achten müsse – in der Hoffnung, dass der Wert des Euro sinke und sich die Fremdkapitalkosten in der Eurozone auf einem sehr niedrigem Niveau hielten, so Iggo weiter. Die Bank of Japan habe ihr Wertpapierkaufprogramm bislang nicht weiter ausgedehnt – dennoch sei es schon weit vorgeschritten und eine restriktivere Geldpolitik in weiter Ferne. Seit dem dritten Quartal schrumpfe die Wirtschaft und die Inflation halte sich gerade so über Null. „Investoren sind wahrscheinlich zuversichtlicher, dass die EZB und die Bank of Japan ihre Politik weiterführen, als dass die Politik der Fed restriktiver wird. Ein realistisches Szenario für die kommenden sechs Monate ist aber, dass die Divergenz in der Geldpolitik der Notenbanken zu einer Aufwertung des Dollar führt“, so Iggo.
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