ING: Timing der EZB-Zinssenkung war überraschend

Am 7. November senkte die EZB den Leitzins früher als erwartet um 25 Basispunkte auf 0,25 %. Wir hatten mit diesem Schritt erst im Dezember gerechnet.

12.11.2013 | 15:05 Uhr

Wir hatten mit diesem Schritt erst im Dezember gerechnet. Nach Angaben der EZB bleibt es vorerst bei den niedrigen Zinsen, die sogar noch weiter sinken können. Damit bleiben die Aktienrisikoprämien zwar außerordentlich hoch, doch beflügelt die EZB-Entscheidung den Risikoappetit weltweit. Wir haben unsere Übergewichtung bei Aktien von +2 auf +3 erhöht.

Geänderte Inflationsaussichten erforderten EZB-Maßnahme

Zwar bereiteten hohe Arbeitslosenquote (12,2 %) und enorme Produktionslücke der EZB lange Zeit große Sorgen. Gleichwohl waren Mario Draghi zufolge die geänderten Inflationsaussichten der eigentliche Auslöser für den Zinsschritt. Die Kerninflation liegt derzeit bei nur 0,8 % ggü. Vorjahr. Die EZB erwartet daher eine längere von anhaltender Niedriginflation geprägte Phase. Es dürfte noch eine Weile dauern, bis sich die Inflationsrate wieder in Richtung 2 % bewegt. Bis vor kurzem ging die EZB noch von stabilen Inflationserwartungen aus. Doch dass die Inflationsrate beharrlich hinter dem Zielwert zurückbleibt, stellt ein klares Abwärtsrisiko dar. Hinzu kommt der Aufwärtsdruck auf den Euro infolge der weiter gelockerten Fed-Politik. Diese Faktoren machten eine Zinssenkung auf 0,25 % erforderlich.

Fed und BoJ begünstigen ebenfalls Risikoappetit

In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die Fed im März/April 2014 ihre Anleihekäufe drosseln und 2015 die Zinsen erstmals wieder anheben wird. Nach unserer Einschätzung wird die expansive Geldpolitik jedoch noch länger anhalten, denn die jüngsten Diskussionen innerhalb der Fed deuten auf deutliche Anpassungen der Forward Guidance hin.

In Japan steht zu erwarten, dass die BoJ das Lockerungstempo im ersten Quartal 2014 deutlich beschleunigen wird, um den Effekt der Verbrauchsteuererhöhung auszugleichen. Wir sehen hier insofern ein maximales Aufwärtsrisiko, als die Zentralbank u. U. nicht nur ihr massives Anleihekaufprogramm ausbaut, sondern auch Forward Guidance einführt.

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