Der Hurrikan Helene traf Ende September, als die New Yorker Klimawoche (NYCW) zu Ende ging, auf die Küste Floridas. Er richtete große Zerstörungen an und forderte viele Menschenleben.
24.10.2024 | 06:35 Uhr
Seine Zerstörungskraft entlang der Ostküste und der Zeitpunkt, zu dem eine der größten Klimainvestitions-Konferenzen stattfand, reichten aus, um die Anpassung an den Klimawandel in den Mittelpunkt eines globalen Treffens zu rücken, das sich normalerweise mit der Abmilderung des Klimawandels beschäftigt.
Als Nachhaltigkeitsinvestoren stehen wir vor der doppelten Herausforderung, Rendite zu erzielen und gleichzeitig einen angemessenen Übergang zu gewährleisten. Das eigentliche Dilemma besteht jedoch darin, herauszufinden, wie wir angesichts der derzeit begrenzten Anlagemöglichkeiten die Aspekte der Anpassung an den Klimawandel wirksam in die Portfoliokonstruktion einbeziehen können. Wir haben viele Lösungen für den Bereich Erneuerbare Energien, aber wie können wir Hurrikanen in Florida zuvorkommen?
Seit Jahren ist die Abmilderung des Klimawandels – bei dem Kapital in Unternehmen fließt, die auf die Verringerung von Treibhausgasemissionen
abzielen – ein Schwerpunkt bei nachhaltigen Investments. Und das zu
Recht, denn es ist nach wie vor die beste Option, um den
Temperaturanstieg auf 1,5 °C über vorindustriellen Niveaus zu begrenzen.
Aber für viele ist dieser
Zug abgefahren. Unsere bisherige zögerliche Reaktion bedeutet, dass wir
den Anschluss verpasst haben und keine echte Chance haben, den
Klimawandel abzumildern. Der globale Temperaturanstieg droht auf über
2,7 °C anzusteigen und damit den Wert zu überschreiten, der zur
Abwendung einer Katastrophe erforderlich ist. In vielen Gesprächen auf
den Veranstaltungen der NYCW wurde anerkannt, dass Schadensbegrenzung
allein nicht mehr ausreicht und dass mehr Gewicht und Geld auf die
Anpassung und Widerstandsfähigkeit konzentriert werden sollte.
Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Waldbrände sind heute an der Tagesordnung, und ihre Häufigkeit und Schwere werden sich weiter verstärken. Die bevorstehende Ankunft des Hurrikans Helene im Laufe der Woche hat noch einmal verdeutlicht, dass der Klimawandel nicht mehr nur ein entferntes Risiko ist, sondern eine eindeutige und aktuelle Gefahr.
Wir müssen unsere Sozial-, Wirtschafts- und Umweltsysteme verändern, um die negativen Effekte des Klimawandels zu minimieren und sicherzustellen, dass sich diese Systeme schnell von klima- und wetterbedingten Störungen erholen können. Eine solche Entwicklung erfordert ein hohes Maß an Innovation und die Mobilisierung von viel Kapital. Zum Glück ergeben sich daraus zahlreiche Möglichkeiten in einer Vielzahl von Sektoren.
Robeco
hat den größten Teil des letzten Jahrzehnts damit verbracht, formale
Rahmenwerke zu entwickeln, um klimabezogene Risiken und Chancen
systematisch zu evaluieren und in unseren Anlagestrategien zu
berücksichtigen.
Unsere Taxonomie für Klimalösungen ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses und umfasst Kategorien für Anpassung und Resilienz.
Wir identifizieren die Unternehmen, die zur Erreichung dieser Ziele
beitragen, auf Grundlage ihrer sektorbezogenen Umsätze. Gegenwärtig
konzentriert sich die überwiegende Mehrheit der Anbieter von
Klimalösungen auf Klimaschutzbemühungen wie die Dekarbonisierung.
Dagegen weisen weniger als 1 % der Titel in unserem Anlageuniversum
positive Scores in Bezug auf Anpassung und Resilienz auf.
Es
liegt auf der Hand, dass die Umlenkung von Mitteln in
Anpassungsmaßnahmen unsere Anlagemöglichkeiten einschränkt und die
Gefahr birgt, dass Kapital von den Bemühungen zur Emissionssenkung
abgezogen werden. Wir verfolgen einen ausgewogenen Ansatz, um die
Auswirkungen unserer Anlagen auf das Klima zu maximieren, denn beide
Strategien sind für die Bekämpfung des Klimawandels elementar und
ergänzen sich häufig.
Die
Knappheiten verdeutlichen jedoch, dass die Wirtschaft verstärkt in
anpassungsfähige Lösungen investieren muss, da sich die Klimarisiken
zunehmend in schädliche Realitäten verwandeln. Gemäß der EU-Taxonomie
ist die Anpassung an den Klimawandel das am zweithäufigsten genannte
Ziel nach der Abmilderung. Dazu zählen zahlreiche wirtschaftliche
Aktivitäten in den Bereichen Landwirtschaft, Bauwesen, Produktion und
IT.
In diesem Jahr wurden mehrere Beispiele für Rahmenwerke
veröffentlicht, die darauf abzielen, glaubwürdige Kriterien für die
Definition von Anpassungs- und Resilienzmaßnahmen anzuwenden und deren
reale Auswirkungen auf einzelne Branchen zu messen. Dies dürfte dazu
beitragen, die Lenkung von Finanzmitteln in diese Bereiche zu
erleichtern.
Ein
weiteres kritisches Dilemma, mit dem wir als datengesteuerte Investoren
konfrontiert sind, ist die Frage, was wir tun sollen, wenn es keinen
vereinbarten Maßstab gibt, um Fortschritte bei der Erhaltung der
Biodiversität zu messen. Wie können wir wirksame, fundierte
Anlageentscheidungen treffen, wenn es keinen unanfechtbaren Maßstab
gibt, anhand dessen wir die Entwicklung beurteilen können?
Die
Natur und ihr Alter Ego, die Biodiversität, sind in den letzten Jahren
auf der Finanzagenda immer weiter nach oben gerückt und haben in dieser
Woche viele Diskussionen dominiert – aus gutem Grund. Neben der
Förderung und dem Schutz von Prozessen wie der Pflanzenproduktion, die
für das Überleben der Menschheit von entscheidender Bedeutung sind, sind
Ökosysteme auch für die Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel
elementar. Wälder, Regenwälder und Ozeane dienen als Kohlenstoffsenken,
die auf natürliche Weise CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen.
Gleichzeitig
wirken Feuchtgebiete und Mangroven wie natürliche Schwämme, die starke
Regenfälle absorbieren und zerstörerische Überschwemmungen verhindern.
Trotz
einer Vielzahl von Allianzen und einer Reihe neuer Akronyme wie TNFD,
BII und MSA macht die Integration naturbezogener Belange auf den
Finanzmärkten nur langsame Fortschritte. Dies könnte darauf
zurückzuführen sein, dass die Finanzmarktteilnehmer einen einheitlichen
Maßstab fordern, ähnlich dem Carbon Footprint, der als Ausgangspunkt für
Klimaanalysen verwendet wird.
Die Bemühungen um die Entwicklung eines solchen Maßstabs
sind zwar gut gemeint, gehen aber möglicherweise am Kern der Sache
vorbei, und wir verpassen möglicherweise eine wichtige Erkenntnis aus
jüngsten Erfahrungen mit der Entwicklung von Klimamaßnahmen. Wie bereits
erwähnt, nimmt die Erwärmung der Welt trotz immer ausgefeilterer und
technisch „genauerer“ CO2-Bilanzen weiter zu.
Es gibt mehrere klare Schritte, die Unternehmen und Investoren unternehmen können, um dem Verlust an Biodiversität entgegenzuwirken. An erster Stelle steht der Stopp und die Umkehrung der Abholzung von Wäldern, Regenwäldern und Mangroven. Es handelt sich dabei um ein natürliches Verfahren zur Kohlenstoffbindung, das eine wichtige erste Verteidigungslinie gegen den Klimawandel darstellt.
Bei Robeco haben wir Engagement-Aktivitäten genutzt, um gegen die Entwaldung vorzugehen. Seit 2020 haben wir Vorgaben in Bezug auf Palmöl eingeführt, die verlangen, dass ein immer größerer Anteil der Plantagen von Unternehmen, in die wir investieren, RSPO-zertifiziert ist.
Darüber hinaus stehen wir nach gründlichen Untersuchungen und in Zusammenarbeit mit einer großen Nichtregierungsorganisation kurz vor der Fertigstellung einer Biodiversitäts-Ampel, mit der wir das Abschneiden von Unternehmen im Portfolio in Bezug auf Biodiversität bewerten und einstufen können.
Die Einbeziehung der Natur in unsere Anlagestrategien ist
für eine nachhaltige Zukunft von entscheidender Bedeutung. Indem wir sowohl CO2-reduzierende
als auch naturverbessernde Maßnahmen ergreifen, können wir die Dekarbonisierung
vorantreiben und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit
der Wirtschaft stärken.
Wir werden uns weiterhin mit dem breiteren Markt befassen und unsere internen
Richtlinien weiterentwickeln. Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass wir
weiterhin eine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Investments einnehmen und dabei
auf einer soliden, wissenschaftlich fundierten Basis aufbauen.
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