UCITS-Fonds sind verpflichtet, gesetzliche Vorgaben hinsichtlich der Liquidität ihrer Assets zu erfüllen. Die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA will jetzt genau prüfen lassen, ob die Fondsmanager die geforderte Liquidität in ihren Portfolios auch tatsächlich gewährleisten.
17.02.2020 | 14:30 Uhr von «Christian Bayer»
Die nationalen Finanzaufsichtsbehörden sollen auf Veranlassung der ESMA kontrollieren,
wie die Fondsmanager die Vorschriften umsetzen und ob die Umsetzung auch tragfähig
ist. Die EU-weite Untersuchung wird einheitlich nach einer von der ESMA
vorgelegten Methodik umgesetzt. Die Diskussion über die tatsächliche Liquidität
von Fondsportfolios hat schon seit einiger Zeit durch spektakuläre Fälle
Auftrieb bekommen. So hatte der Starmanager der Schweizer Fondsgesellschaft
GAM, Tim Haywood, der für die Absolute-Return-Bond-Strategie
des Hauses zuständig war, im großen Stil illiquide Anleihen für die von
ihm verantworteten Fonds gekauft. Die Folge: Die Fonds mussten durch den Abzug
von Kundengeldern geschlossen und abgewickelt werden, Haywood wurde von seinem
Arbeitgeber vor die Tür gesetzt.
Ein weiterer prominenter Fall war Neil Woodford, einer der bekanntesten Fondsmanager Großbritanniens, in dessen Equity
Income Fund zahlreiche Kleinanleger investiert waren. Woodford hatte in seinem
Fonds zu stark auf wenig liquide Nebenwerte gesetzt. Als der Fonds Verluste
machte, zogen immer mehr Anleger ihre Gelder ab. Schließlich musste auch der Woodford-Fonds
geschlossen und abgewickelt werden. Ein Problemfall, der auch politische
Dimensionen hatte, da es sich um einen Fonds handelte, der auch zur
Altersvorsorge genutzt wurden und nicht um ein Spezialitäten-Produkt, das nur
als Beimischung gedacht war.
Die Luxemburger Finanzaufsichtsbehörde CSSF hat mit ihrer Untersuchung bereits
begonnen. Eine repräsentative Auswahl von Fonds-Anbietern, die im Großherzogtum
beheimatet sind, haben Fragebögen zum Thema Liquidität erhalten. Luxemburg ist
das Land, in dem am meisten UCITS-Fonds beheimatet sind. Mit Stand vom
September 2019 waren 37 Prozent der in der EU zugelassenen UCITS-Fonds mit
einem Volumen von rund 3,4 Billionen Euro in Luxemburg domiziliert. Noch unklar
sind die möglichen Folgen der Untersuchung. Die CSSF hält sich aktuell bedeckt,
ob sie neue Regelungen zur Liquiditätssteuerung für notwendig hält.
Gesetzliche
Neuregelungen müssten in jedem Fall EU-weit erfolgen. Allerdings könnten im
Großherzogtum innerhalb der bestehenden rechtlichen Regelungen strengere
Vorgaben erlassen werden. Institutionen, die die Finanzmarktstabilität im Auge
haben, weisen schon seit längerer Zeit auf Liquiditätsrisiken hin. Der
Internationale Währungsfonds (IWF) hat bereits im vergangenen Jahr
thematisiert, dass gerade in Rentenfonds häufig unterkannte Risiken schlummern.
Der Grund: Aufgrund der aktuellen Niedrig- und Negativzinsumfeldes investieren
die Fondslenker zunehmend in Papiere mit immer geringerer Bonität und
Liquidität. Auch die BaFin hat die Problematik von Liquiditätsrisiken bei
Investmentfonds schon seit längerer Zeit im Fokus.
Eine mögliche Lösung wäre die Einteilung von Investmentfonds in Liquiditätskategorien.
Die Einstufung würde dann davon abhängen, wie schnell die Assets, die im Fonds
gehalten werden, am Kapitalmarkt verkauft werden könnten. Zudem könnten Schwellenwerte
bei den Liquiditätsanforderungen definiert werden, die von den jeweiligen Fonds
eingehalten werden müssten. Die Vorgehensweise wäre nicht neu.
Einige europäische Fondsgesellschaften nutzen diese Einstufung in unterschiedliche Kategorien bereits. Allerdings ist diese Vorgehensweise aktuell freiwillig. Es gibt weder einheitliche Regularien noch entsprechende Sanktionen, falls die Schwellenwerte überschritten werden. Die Ausweitung des Investmentfonds-Spektrums beispielswiese in Richtung immer ausgefeilterer Multi-Asset-Strategien, die auch nicht börsennotierte Assets umfassen, machen strengere regulatorische Vorgaben bei der Liquiditätssteuerung in der Zukunft wahrscheinlich.
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