Die Lage vieler europäischer Finanzinstitute ist nicht rosig. Einer Studie zufolge ist nur eine Minderheit zukunftssicher aufgestellt.
27.11.2017 | 16:02 Uhr
Die europäischen Banken haben seit dem Ende der Finanzkrise vor gut zehn Jahren viel getan, um sich gegen eine erneute Krise zu wappnen. Nur 38 Prozent der größeren Institute in Europa sind nach einer Erhebung des Beratungsagentur Bain & Company wirtschaftlich gut aufgestellt. Bei mehr als einem Viertel der Finanzhäuser sei die Lage dagegen „besorgniserregend“. Konkrete Namen nannte die Studie nicht.
Bei der zum vierten Mal durchgeführten Studie wurden 111 Bankhäuser aus den verschiedenen europäischen Staaten untersucht und ihre wirtschaftliche Stabilität anhand eines Scoring-Modells eingeschätzt. In die Bewertung flossen Größen wie Profitabilität, Effizienz, Liquidität, Kreditqualität sowie die operative Umgebung, einer Einschätzung des wirtschaftlichen Umfeldes, in dem die Bank operiert. In einem zweiten Schritt trugen die Forscher die so ermittelten Score-Werte in ein Koordinatensystem mit den Achsen „Profitabilität und Effizienz“ auf der einen, sowie „Kredit- und Verlässlichkeit“ auf der anderen Seite ein.
Die stabilsten Banken kommen aus Skandinavien
Quelle: Bain & Company
Positiv ist, dass immerhin 38 Prozent der Banken, vor allem Institute aus Belgien, den Niederlanden und Skandinavien, wirtschaftlich überaus stabil aufgestellt sind. Bei nahezu allen Kennzahlen haben sie ihre Wettbewerber hinter sich gelassen.
Die großen deutschen Bankhäuser kommen im Schnitt weniger gut weg (siehe Abbildung). Sie zählen zu den 17 % der Banken, die nach Einschätzung von Bain & Company unter Schwächen des Geschäftsmodells leiden. Zwar seien ihre Bilanzen meist in Ordnung, allerdings falle ihre Profitabilität zu gering aus. Diese bewege sich in etwa auf dem Niveau griechischer Finanzinstitute.
Schwächen in der Bilanz weisen gut 17 Prozent der Banken auf. Bei der ersten Erhebung 2013 war noch mehr als ein Fünftel der Bankhäuser betroffen.
Im Gegenzug hat allerdings die Zahl der „Sorgenkinder“ zugenommen. In kritischem Zustand befinden sich gut 28 Prozent aller Banken. Viele Institute aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zählen in diese Kategorie. Sämtliche gescheiterte Banken in den vergangenen zehn Jahren sowie zahlreiche Beteiligte an Zusammenschlüssen, dazu zählen die spanischen Sparkassen, waren zuvor in dieser Kategorie angesiedelt.
Wettbewerbsvorteil am Aktienmarkt für wirtschaftliche stabile Banken
Quelle: Bain & Company
Der Kapitalmarkt straft vor allem die Sorgenkinder ab. Ihr Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt im Schnitt bei 0,31. Zum Vergleich: die Gewinner-Banken kommen auf mehr als vier Mal so viel (1,31). Bilanzschwäche führt dagegen zu einem durchschnittlichen KBV von 0,72. Banken mit Schwächen im Geschäftsmodell kommen noch schlechter am Markt weg und haben im Mittel einen KBV von 0,60.
(DW)
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