Die besten Infrastrukturfonds

Die Inflation in Deutschland bleibt hoch. 6,2 Prozent betrug sie im Juli. In der Eurozone war sie mit 5,3 Prozent etwas niedriger. Mit Blick auf das kommende Jahr sollte man jedoch zumindest in Deutschland nicht mit deutlich sinkenden Raten setzen. Denn am 1. Januar wird die CO2-Steuer auf das Tanken und Heizen von 30 auf 40 Euro je Tonne erhöht und auch die ermäßigte Umsatzsteuer für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen steigt wieder von 7 auf 19 Prozent. Bereits zum 1.Dezember steigt die LKW massiv. Durch die Einführung einer CO2-Komponente in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 verdoppelt sich die LKW-Maut. 

Weiterer Preisschub möglich

Dadurch dürften alles Waren noch einmal einen deutlichen Preisschub bekommen. Daher dürften Spareinlagen trotz der deutlich gestiegenen Zinsen auch weiterhin reale Kaufkraftverlusten ausgesetzt sein. Daher sollten sich Anleger und Berater, die Inflationsschutz und eine gute Dividendenrendite suchen, Infrastrukturfonds anschauen. Sie sind eine der wenigen Möglichkeiten, um der Geldentwertung aus dem Weg zu gehen.

Krisensichere Infrastrukturfonds

Johannes Maier, Manager des Bantleon Select Infrastructure, rät angesichts der volkswirtschaftlichen Abschwächung (leichte Rezession in der Eurozone und tiefere sowie längere Rezession in den USA) Anleger die Stabilität von Infrastruktur in den Fokus ihrer Portfolios stellen. Sie hätten bereits im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie in Krisenzeiten gut dastehen. „Während der MSCI World mit -18,1% das schlechteste Jahresergebnis seit 2008 verzeichnete, schloss der S&P Global Infrastructure das Jahr mit -0,2% nur marginal unter der Nulllinie ab (jeweils in USD)“, sagt Maier. 

Globale Infrastrukturwerte in den Fokus zu nehmen

Auch Saira Malik, Investmentchefin von Nuveen, rechnet mittelfristig mit einer hartnäckigen Inflation. Daher rät sie Investoren, die daran zweifeln, dass die derzeitige Aktienrally weiteren Auftrieb hat, globale Infrastrukturwerte in den Fokus zu nehmen. „Die Rentabilität des Sektors ist in der Regel gut gegen die Kosten höherer Zinsen und erhöhter Inflation abgesichert. Bei den US-amerikanischen Versorgungsunternehmen beispielsweise ermöglicht ein günstiges regulatorisches Umfeld die Weitergabe der gestiegenen Kapitalkosten an die Verbraucher“, sagt Malik. 

Kerninfrastruktur bietet prognostizierbare Cashflows

Bantleon-Manager Maier hält ebenfalls Infrastruktur-Assets für besonders krisenresistent, da sie häufig auf Geschäftsmodellen mit unelastischer Nachfrage und prognostizierbaren Cashflows basierten. „Die Robustheit der Geschäftsmodelle zeigte sich in Krisenzeiten: Während das Ertragswachstum am breiten Aktienmarkt in der Vergangenheit oft eingebrochen ist, zeigten sich viele Infrastruktur-Unternehmen unbeeindruckt. Innerhalb des Sektors Infrastruktur gibt es jedoch Unterschiede, denn zyklischere Infrastruktur-Segmente, beispielsweise aus dem Bereich Transport und dem traditionellen Energiesektor, waren teilweise sogar noch volatiler als der breite Aktienmarkt. Mit Blick auf die wirtschaftliche Abkühlung in den USA und der Eurozone wird die Notwendigkeit einer aktiven Bewirtschaftung der Segmente deutlich. Dabei ist auch das Zinsumfeld zu beachten“, so Maier weiter. 

Attraktives Downside Capture-Verhältnis

Die unelastische Nachfrage nach den wesentlichen Dienstleistungen, die die Infrastruktur bereitstellt, könnte die Anlageklasse laut Malik zudem vor einer Konjunkturabschwächung bewahren. „Im Vergleich zu den breiten globalen Aktienmärkten nimmt die globale Infrastruktur den größten Teil des Aufwärtspotenzials mit und bietet gleichzeitig ein attraktives Downside Capture-Verhältnis von 72-80 Prozent“, sagt sie. Sobald die Leitzinsen wieder zu fallen beginnen, gebe dies zusätzlichen Rückenwind für viele Infrastruktur-Unternehmen. Maier warnt jedoch davor, nicht alle Infrastruktur-Segmente als Zinsersatz anzusehen. „Fündig werden aktive Investoren beispielsweise im Bereich der Wasser-Infrastruktur. Zudem ist die Nachfrage nach Wasser in jeder Konjunkturphase vorhanden. Darüber hinaus bietet das Segment enormes Potenzial zur Konsolidierung. Skalierbarkeit führt zu Effizienzgewinnen. Davon profitieren beispielsweise US-Bürger in Form von niedrigeren Wasserpreisen sowie einer verbesserten Wasserqualität“, sagt der Infrastruktur-Experte.

Digitale Infrastruktur bietet Chancen

Für Konjunkturunabhängig hält Maier auch Unternehmen aus dem Bereich Digitale Infrastruktur, weil sie sich in allen Phasen des Konjunkturzyklus auf stetige Cashflows verlassen könnten. „Hinzu kommen bei den Betreibern von Strom- und Telekommunikationsnetzen sowie von Funkmasten oft an die Inflation gekoppelte Vergütungen. Die positiven Inflationseffekte wirken sich nur selten unmittelbar aus, sondern führen automatisch zeitverzögert zu einer erhöhten Profitabilität.“

Inflation Reduction Act 2022 macht Sektor noch attraktiver

„Des Weiteren wurden Investitionen in grüne Energie durch die Verabschiedung des Inflation Reduction Act 2022 noch attraktiver. Das Gesetz hat die Einführung und Finanzierung erneuerbarer Energien erheblich verbilligt, was eine Beschleunigung der Investitionsausgaben ermöglicht. In der Zwischenzeit dürfte die nordamerikanische Energieinfrastruktur, wie z. B. Gaspipelines, weiterhin von einer relativ günstigen Dynamik in einem erhöhten inflationären Umfeld profitieren“, erklärt Malik.

Man muss genau hinschauen

Wer für dieses infrastrukturfreundliche Umfeld den richtigen Fonds finden möchte, muss sich etwas intensiver mit den unterschiedlichen Strategien der Fonds auseinandersetzen. Es gibt grob gesagt zwei unterschiedliche Lager: Fonds, die einen deutlichen Portfolioanteil im Energiesektor haben und solche, die sich vor allem auf die Kerninfrastruktur konzentrieren. Letztere waren zuletzt renditeschwächer, glänzen dafür aber meist in schwierigen Marktphasen und bieten hohe Dividendenrenditen.

US-Infrastruktur ist der Gewinner 2023

Im laufenden Jahr am besten abgeschnitten hat der The Global X U.S. Infrastructure Development ETF. Er profitierte besonders vom Inflation Reduction Act 2022. Daher legte er 2023 bereits um 19 Prozent zu. Der 99 Titel umfassende Infrastruktur-ETF dürfte allerdings nichts für jedermann sein, denn er ist volatil und investiert zu über 72 Prozent in Industrieunternehmen und zu knapp 22 Prozent in Grund- und Werkstoffe. Damit fehlen dem ETF die vorteilhaften Eigenschaften der inflationsschützenden Kerninfrastruktur. 

Empfehlenswerte Kerninfrastrukturfonds

Im aktuellen Umfeld dürften Anleger daher besser mit Fonds wie dem Lazard GlobalListed Infrastructure, PPF II - Global Infrastructure Network Fund oder auch dem Bantleon Select Infrastructure fahren. Letzterer investiert in Basis-Infrastruktur-Unternehmen, vor allem aus den drei Bereichen Versorger, Digitale Infrastruktur und Transport-Infrastruktur (Straßenbau, Schienenverkehr, Flug- und Seehäfen). Dabei investiert Maier mit Fokus auf die großen Industriestaaten, insbesondere in Europa. Aus Nachhaltigkeitsgründen und zur Risikoreduzierung schließt Bantleon Unternehmen aus, die vor allem im traditionellen Energiesektor tätig sind.

Übersicht über die besten Infrastrukturfonds

Quelle: FVBS professional