Greiff AG: Der M&A-Markt nimmt wieder Fahrt auf

Greiff AG: Der M&A-Markt nimmt wieder Fahrt auf
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Schon der Jahresauftakt war von überdurchschnittlicher Betriebsamkeit geprägt. Erfahren Sie im Detail, wo im laufenden Jahr verstärkte Aktivitäten prognostiziert werden. Jetzt lesen!

09.02.2021 | 14:24 Uhr

In 2020 hatte das M&A-Volumen eine Gesamtsumme von 1,7 Trillionen USD erreicht. Die durchschnittliche Übernahmeprämie lag bei rund 30%. Das Corporate Action-Geschehen war wegen Covid-19 zwar –global gesehen – zum Vorjahreszeitraum rückläufig, allerdings dank der zweiten Jahreshälfte über den Niveaus der letzten Rezessionen. Bemerkenswert ist, dass in Europa die Transaktionslevels über denen in 2019 lagen. Nach unserer Interpretation dürfte dies Ausdruck eines gewissen Nachholeffekts sein, anderseits könnten auch die in Relation zu anderen Kapitalmärkten immer noch sehr günstigen Bewertungen eine wesentliche Triebfeder gewesen sein. Gemessen an den derzeitigen Rahmenbedingungen (unter anderem attraktive Finanzierungskonditionen, niedrige Zinsniveaus) sollte der M&A-Markt im laufenden Jahr durchaus an Fahrt aufnehmen können. Schon der Jahresauftakt war entgegen sonstiger saisonaler Gepflogenheiten von überdurchschnittlicher Betriebsamkeit geprägt. Wir rechnen auch im laufenden Jahr mit verstärkten Aktivitäten.

Im Einzelnen: Die kanadische Alimentation Couche-Tard versuchte auf freundlichem Weg, den französischen Supermarktgiganten Carrefour einzuverleiben, scheiterte aber am Veto der französischen Regierung. Telefónica verschlankt sich derweil. Der spanische Telekom-Riese verkauft rund 31.000 Funkmasten seiner Tochter Telxius für 7,7 Milliarden EUR in bar an den US-Konzern American Tower. Der amerikanische Casino-Konzern MGM Resorts International, dem unter anderem das berühmte Bellagio-Casino in Las Vegas gehört, bietet etwa 9 Milliarden EUR für den britischen Entain-Konzern. Entain, bis vor kurzem unter dem Namen GVC bekannt, ist mit Marken wie Bwin oder Ladbrokes einer der größten Glücksspiel- und Sportwettenanbieter der Welt und hat einen starken Online-Fokus. AkzoNobel hat unterdessen ein Angebot zur Übernahme des finnischen Farbenherstellers Tikkurila gemacht und damit den US-Wettbewerber PPG überboten, der Ende Dezember ebenfalls ein Angebot für das finnische Unternehmen abgegeben und Anfang Januar erhöht hatte. Die Saat für eine ertragreiche M&A-Saison scheint also ausgebracht, zumal sich auch die Finanzinvestoren mit prall gefüllten Taschen und maximalem Selbstvertrauen an immer größere Deals herantrauen.

Absehbar war, dass Globalwafers den Angebotspreis für Siltronic erhöhen musste, um die Chancen auf ein erfolgreiches Übernahmeangebot zu wahren. Dass dies zweimal innerhalb von zwei Tagen passiert, war ebenso überraschend wie erfreulich. Von 125 EUR wurde die Offerte zunächst auf 140 EUR, dann final gar auf 145 EUR angepasst. Die Annahmeschwelle wurde im gleichen Atemzug von 65% auf 50% gesenkt, die Frist zur Annahme des Übernahmeangebots verlängert und weitere Strukturmaßnahmen für die nächsten 3 Jahre ausgeschlossen. Globalwafers hatte dabei am Markt zugekauft und vereint nun knapp 37 Prozent der Anteile auf sich - einschließlich der 30,8 Prozent, die der Siltronic-Großaktionär Wacker Chemie den Asiaten bereits angedient hat. Alles deutet somit auf eine erfolgreiche Übernahme hin, die uns noch einige Monate aufgrund der kartellrechtlichen Freigaben begleiten dürfte. Im Januar zählte unser Engagement in Siltronic zu den erfolgreichsten.

Ab der Monatsmitte bestimmten zunehmend die Quartalsberichte die Stimmung bei Einzelwerten. So überzeugte uns die ProSiebenSat.1 Group, indem sie nicht nur die Umsatz- und Ergebniserwartung im Gesamtjahr 2020 deutlich übertraf, sondern auch einen konstruktiven Ausblick für 2021 gab. Für zusätzlich Fantasie sorgt das in 2022 geplante IPO des Online-Dating-Geschäfts. Das Einhorn mit einem geschätzten Unternehmenswert von etwa 1,2 Milliarden EUR ist seinerzeit aus der Übernahme der Mutter von „Elite Partner“ und „Parship“ entstanden. Einziger Wermutstropfen war jüngst, das KKR mehr oder weniger das komplette ProSiebenSat.1 Group-Aktienpaket nach kurzer Haltedauer und ordentlichem Gewinn verkauft hat. Mediaset hingegen vermeldete Zukäufe im Berichtszeitraum und Corporate Action könnte in den nächsten Monaten mit Blick auf die Zusammensetzung des Aktionariats weiterhin ein Thema bleiben.

Die TLG Immobilien gab unterdessen das Ergebnis zu dem am 7. Dezember 2020 angekündigten öffentlichen Rückkaufangebot bekannt. Im Rahmen des Rückkaufangebots wurden 4.877.846 TLG-Aktien (ca. 4,35 % des Grundkapitals) angedient. Der von der TLG bezahlte Kaufpreis beträgt EUR 23,25 je TLG-Aktie und entsprach damit dem Höchstkaufpreis innerhalb der Kaufpreisspanne. Das sollte, gemessen an der derzeitigen Bewertung des TLG-Portfolios, niemandem überrascht haben. Die Käufer von Immobilienportfolios sehen wohl derzeit nicht nur auf ein attraktives Bewertungsniveau in diesem Sektor, sondern auch offensichtlich in eine nicht halbwegs so düstere Zukunft wie von vielen Marktteilnehmern befürchtet.
Auch in das eingerostete Übernahmekarussell in der Wiener Immobilien-Branche kommt wieder Bewegung: Im Visier ist der Büroimmobilien-Konzern CA Immo, auf den gleich zwei Investoren ein Auge geworfen haben. Neben dem US-Investor und Großaktionär Starwood Capital, der seinen 29,99-Prozent-Anteil aufstocken und eine Offerte von 34,44 EUR vorlegen will, hat sich der Immobilieninvestor Aggregate Holding ins Spiel gebracht. Mit Immofinanz und S-Immo warten bereits die nächsten Kandidaten auf eine Fortsetzung des Immobilienpokers.

Die umstrittene Delisting-Welle greift ebenfalls weiter um sich! Mit DEAG reiht sich ein weiteres Unternehmen ein, das sich aus dem regulierten Markt der Börse zurückziehen will - ausgerechnet nach sehr hohen Kursverlusten als Folge der COVID-19 Pandemie und der temporären Stilllegung der Entertainment-Branche zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Aktionäre der Gesellschaft sollen nun, wie unter anderem bei Rocket Internet gesehen, mit einem unattraktiven Angebot abgespeist werden. Hier konnten Stücke unweit der Übernahmeofferte eingesammelt werden.

Bei Centrotec, ebenfalls ein Wert aus der Delisting-Riege, ist das Übernahmeangebot ausgelaufen. Die Aktie wird weiterhin an der Hamburger Börse gehandelt und der Aktienkurs deutet bereits an, dass die Firma mit ihren Energieeffizienz-Geschäftsfeldern aussichtsreich für die Zukunft positioniert ist. Ein Squeeze-Out ist derzeit noch in weiter Ferne, Großaktionär Guido A. Krass hält derzeit rund 72 Prozent, könnte aber deutlich teurer ausfallen. 

Der aktienrechtliche Squeeze-Out bei der Düsseldorfer HSBC Trinkaus & Burkhardt ist nunmehr beendet, womit die Bank zur hundertprozentigen Tochter der britischen Mutter HSBC wird. Die Einstellung der Börsennotierung ist erfolgt. Zunächst hatte die LBBW ihren 18,66 Prozent-Anteil an Trinkaus & Burkhardt an HSBC verkauft. Damit hielten die Briten 99,33 Prozent des Grundkapitals. Das obligatorische Spruchverfahren bietet gemäß unserer Lesart Raum für eine positive Überraschung!

Bei BWT hat das zuständige Gericht in Wels, dem Gutachten des Gremiums folgend, eine Nachbesserung auf 23 EUR je Aktie festgesetzt. Die Differenz von 6,49 EUR bedeutet zwar inklusive Zinsen ein Aufschlag von rund 40%, spiegelt aber immer noch nicht den fairen Wert des Unternehmens wider. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig, weder Kläger noch Antragsgegnerin dürften sich mit diesem Urteil einverstanden erklären.

Für die nächsten Wochen ist mit neuen Endspielsituationen zu rechnen. Garniert mit interessanten Entwicklungen im Segment der Spruchverfahren stehen die Chancen gut, den eingeschlagenen Renditepfad der letzten Monate fortzusetzen.


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