Die praktische Umsetzung der Energiewende ist eine ökonomische Kraftanstrengung. Es ist ein riesiges Investitionsfeld entstanden, das viele Billionen US-Dollar schwer ist. Für Anleger eröffnet dieser Markt zahlreiche Chancen, sagt Ralf Bartl von BNP Paribas AM.
06.12.2022 | 07:30 Uhr
Die Energiewende und ihre wirtschaftlichen Implikationen sowie die Chancen für Anleger – nichts Geringeres hat Ralf Bartl von BNP Paribas Asset Management auf dem TiAM Fund Forum Hybrid in München zum Thema. Es ist vielleicht das Thema überhaupt für die kommenden Jahre. Denn die Gewinnung von Energie und ihre Verteilung an die energiehungrigen Industrienationen ist zum wichtigsten Schlüsselfaktor der Wirtschaft geworden. Die Karten werden weltweit gerade neu gemischt. Und es ist nicht ausgemacht, wie das Spiel ausgehen wird. Sicher ist jedoch, dass die Unternehmen, die sich hier gut positionieren, zu den großen Gewinnern gehören werden. Anleger, die die in Aktien dieser Unternehmen investieren, werden davon profitieren.
Ralf Bartl führt seine Zuhörer auf dem TiAM Fund Forum in die Zusammenhänge dieses Marktes ein. Die Energiewende sei nicht nur das ökologische Gebot der Stunde, sondern erfordere zugleich enorme Investitionen, erklärt Bartl. Profitieren würden davon zukunftsorientierte Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen helfen, die Dekarbonisierung voranzutreiben. „Für Anleger kann dies einen der wichtigsten Aktientrends dieser Dekade darstellen“, so Bartl. Denn die Investitionssummen, die im Raum stünden, seien gigantisch. „Die aktuellen Energiepläne der Regierungen für geplante Ziele und Richtlinien, die laut Pariser Klimaabkommen festgelegt wurden, betragen rund 54 Billion US-Dollar. Dazu kommen etwa 63 Billionen US-Dollar für Investitionen zur Begrenzung des globalen durchschnittlichen Temperaturanstiegs. Es müssen also 117 Billionen US-Dollar investiert werden“, rechnet Bartl vor.
30 bis 40 Prozent Wachstum seien für Unternehmen, die sich hier spezialisiert haben, keine Seltenheit. Viele dieser Unternehmen schrieben zwar noch keine Gewinne. Doch dies sei am Beginn eines solch gewaltigen wirtschaftlichen Umbruchs normal.
Dazu komme, dass die Bestrebungen, diese Welt lebenswerter zu machen, international seien. In Asien ebenso wie in Europa oder Amerika. Insbesondere der Inflation Reduction Act der USA, den die Regierung Biden auf den Weg gebracht habe, sei mit einem Investitionsvolumen im dreistelligen Milliardenbereich ein Meilenstein. Hier gelte es, genau hinzuschauen und die Unternehmen zu identifizieren, die sich im Umfeld der wirtschaftlichen Transformation am besten positioniert hätten.
Im internationalen Vergleich gebe es sichtbare Unterschiede im Tempo. Deutschland verstehe sich selbst zwar als ein Antreiber der Entwicklung, habe bei nüchterner Faktenbetrachtung aber leider noch enormen Nachholbedarf. In vielen Bereichen sei das Land im Vergleich zu Ländern wie beispielsweise den USA noch weit zurück. BNP Paribas AM sehe sich die Entwicklungen deshalb genau an und setze international eigene Schwerpunkte, die sich in konkreten Anlagestrategien niederschlage. Als Beispiel nennt Bartl die BNP Paribas Energy Transition Strategie, die darauf abziele, weltweit in Unternehmen zu investieren, die mit ihrer Firmenpolitik im Bereich Transformation einen solchen Mehrwert erzielen, dass von ihnen nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch hohe Zuwächse zu erwarten seien. BNP Paribas habe zusätzlich zur Energy Transition weitere Strategien entwickelt, die ganz bestimmte Teilbereiche der wirtschaftlichen Transformation abdecken. Sechs Themen stünden dabei im Fokus: Erzeugung erneuerbarer Energien, Energieeffizienz, Energieinfrastruktur & Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung sowie das Thema Wasser.
Dass sich Investitionen in diesen Bereichen lohnen würden, zeige die Performance der Strategien. Zwar seien im Jahr 2022 die Kurse zurückgekommen, doch das sei ein allgemeiner Trend an der Börse, der nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung zu bringen sei. Die Themen Inflation und Zinsanhebung träfen alle Bereiche. Unbeirrt davon habe sich BNP Paribas AM entschlossen, das Thema Dekarbonisierung in alle Anlageprozesse für alle Fonds aufzunehmen. Transparenz sei dabei für die französischen Asset Manager selbstverständlich. So halte sich BNP Paribas zum Beispiel mit allzu werblicher Kommunikation beim Thema Nachhaltig eher zurück. Das Unternehmen verspreche nichts, was es nicht halten könne. Gleichzeitig seien die Umweltreports, die das vielköpfige ESG-Team erstelle, offen im Internet für jeden Anleger frei verfügbar. Worauf Bartl auch hinweist: BNP Paribas selbst sei als Unternehmen aktiv, wenn es um soziale Verantwortung geht. Die Franzosen stellten ihren Arbeitnehmern 100 bezahlte Arbeitsstunden pro Jahr zur Verfügung, in denen sie sozialen Tätigkeiten nachgehen könnten.
Finanzprofis, die an der Veranstaltung in München teilnahmen, konnten Ralf Bartl und alle anderen Redner live erleben und vor Ort mit ihnen diskutieren. Wer das TiAM Fund Forum Hybrid 2022 verpasst hat, kann die Vorträge nun online ansehen. Alle Vorträge, Präsentationen, die Beiträge der Gastredner sowie die Podiumsdiskussion mit Frank-B. Werner und Lenny Fischer sind ab sofort auf dem Youtube-Kanal von FundReserch TV verfügbar. Am besten sofort hier klicken und streamen…
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