La Financière de l’Echiquier: Das war‘s mit der Transparenz der Fed

Geldpolitik

Mit den Änderungen in ihren Aussagen auf der letzten Pressekonferenz kehre die Fed zur Kommunikation zurück, „die ihr vor der Krise zu eigen war: Weniger deutliche Prognose über die Zukunft und mehr mögliche Überraschungen“, so Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE.

02.10.2018 | 09:39 Uhr

Am vergangenen Mittwoch hob die US-Notenbank Fed zum dritten Mal in diesem Jahr ihre Leitzinsen auf 2 bis 2,25 Prozent an. Eine vierte Zinsanhebung im Dezember dürfte als sehr wahrscheinlich gelten. Der aktuelle Schritt wurde allseits erwartet und stellt damit an sich keine Überraschung dar, dennoch verdient er, wie auch die mit ihm einhergehende Kommunikation, einige Anmerkungen.

Zuallererst klettern die Leitzinsen mit dieser achten Zinsanhebung seit 2015 (insgesamt 200 Basispunkte) real, also inflationsbereinigt, wieder in den positiven Bereich. Dies war letztmals 2008 der Fall. Sie haben im Übrigen wieder ihre Niveaus von vor der Lehman Brothers-Pleite im September 2008 erreicht.

Zudem änderte die Fed ihre Kommunikation und strich einen wesentlichen Begriff: Es geht um das Wort „akkommodierend“, das die Geldpolitik bis dato kennzeichnete. Nach einem Jahrzehnt geldpolitischer Lockerung zur Ankurbelung der Konjunktur hat die US-Notenbank hiermit nun abgeschlossen. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärte darüber hinaus, dass die „Stütze“, die die Geldpolitik bis jetzt darstellte, verschwinden werde, denn das Wachstum sei in einer „starken“ Wirtschaft mittlerweile „robust und ausgewogen“. Eine Konjunkturstärke, die die US-Notenbank vorerst nicht zu einem langsameren Tempo bei der Normalisierung veranlasst. Dies erklärt, warum die große Mehrheit der Mitglieder des FOMC (Federal Open Market Committee) für Dezember eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte erwartet.

Auch wenn die FOMC-Mitglieder für 2019 weiterhin drei und für 2020 eine Zinsanhebung erwarten, werden sie sich sehr „pragmatisch“ zeigen, denn sie werden künftig auf die Entwicklung der „Konjunkturindikatoren“ reagieren. Bei einer Beschleunigung der Inflation oder einer Verlangsamung der Konjunktur werden sie nicht zögern, die Leitzinsen anzupassen, um die Vollbeschäftigung zu wahren und die Inflation um die Marke von 2 Prozent zu halten. Die Fed hat ihre mittelfristigen Vorhersagen für die Konjunktur im Grunde nicht geändert, sondern im Juni lediglich ihre Wachstumsprognose für 2018 angehoben und hierbei nicht ihre Vorhersagen für zwei, bzw. drei Jahre angepasst. Jedoch hatte Powell auf der Konferenz von Jackson Hole erklärt, dass er gegenüber den Echtzeitschätzungen von Konjunkturdaten zurückhaltend sei. Diese Zweifel brachte der Fed-Vorsitzende auf seiner letzten Pressekonferenz erneut zum Ausdruck.

Davon ausgehend, dass die Fed bereits seit mehreren Quartalen „den Daten hinterherhinkt“ („behind the data“), wird deutlich, dass dies nun noch mehr der Fall ist. Sie kehrt schrittweise zu der Art von Aussagen zurück, die ihr vor der Krise zu eigen war: Weniger deutliche Prognosen über die Zukunft und mehr mögliche Überraschungen.

Dies ist der Beginn einer großen Veränderung. Während die Maßnahmen der Zentralbanken durch die Liquiditätsschwemme zehn Jahre lang in Stressphasen wie ein Schutzpolster wirkten, werden sie von nun an selbst zu einer Quelle der Unsicherheit. Die Anleger werden wieder lernen müssen, hiermit zu leben.


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