Janus Henderson: Während der Straffung 2018 Kurs halten

Eine etwas weniger entgegenkommende Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken muss nicht nachteilig für die Märkte sein. Überraschungen der Zentralbanken in kleineren Volkswirtschaften bieten jedoch Chancen für aktive Fondsmanager, meint Ryan Myerberg, Portfolio Manager beiJanus Henderson Investors.

14.12.2017 | 12:24 Uhr

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?

Erstens hat uns 2017 erneut daran erinnert, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. In diesem Fall die Hoffnung der Marktteilnehmer, dass ein Inflationsanstieg in Industrieländern wie den USA, Europa und in geringerem Maße in Japan unmittelbar bevorsteht. Aber wieder ist ein Jahr vergangen, in dem sich der schleppende Preisauftrieb fortgesetzt hat. Zweitens muss das langsame Zügeln der entgegenkommenden Geldpolitik nicht zwangsläufig schlecht für die Risikostimmung sein. Die möglichen negativen Folgen des Bilanzabbaus und der Zinserhöhungen durch die Fed sowie des Ausstiegs der Europäischen Zentralbank (EZB) aus ihrem Anleihekaufprogramm wurden heiß diskutiert. Aber weder das eine noch das andere hat den Risikoappetit merklich gezügelt. Und zu guter Letzt hat 2017 auch deutlich gemacht, dass sich die Weltwirtschaft in guter Verfassung befindet, denn der Aufschwung ist in nahezu allen größeren Volkswirtschaften der Industrie- und Schwellenländer angekommen. Das hat es seit der Finanzkrise nicht mehr gegeben. Wir glauben daher, dass es an der Zeit sein könnte, einige der pessimistischen Einstellungen zu überdenken, die sich seit 2008 in den Köpfen festgesetzt haben.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, vermutlich maßgeblich beeinflussen und wie wirkt sich das auf die Positionierung Ihres Portfolios aus?

Wichtig wird sein, während der Straffung der Zentralbankpolitik Kurs zu halten. Und auch wenn es bislang keine starken Volatilitätsschübe gegeben hat, wäre Sorglosigkeit fehl am Platz. Auch ein deutlicher und anhaltender Inflationsanstieg würde vermehrt Schwankungen in sämtlichen Anlageklassen auslösen. Nach unseren Erwartungen werden einige Nicht-G3-Zentralbanken* vermutlich die Zinszügel stärker anziehen als erwartet. Das sollte 2018 für Alpha-Chancen an den Zins- und Devisenmärkten sorgen.Überdies werden wir uns darauf konzentrieren, Liquiditätsrisiken in unseren Portfolios zu identifizieren und bei unseren Unternehmensanleihen die Qualität zu erhöhen, denn wir befinden uns in der Spätphase des US-Wirtschaftszyklus.

Wo sehen Sie in Ihrer Anlageklasse derzeit die größten Risiken und die attraktivsten Anlagechancen?

Das größte Risiko für die Zinsmärkte sehen wir wie eingangs erwähnt in einem starken Inflationsanstieg. Aber das betrifft eher einzelne Länder und ist kein globales Phänomen, weshalb damit gute Anlagechancen einhergehen dürften. In einigen kleineren Volkswirtschaften könnten die Zentralbanken die Zinszügel stärker als erwartet anziehen. Aber auch daraus sollten sich attraktive Relative-Value-Chancen an den Devisenmärkten ergeben. Zu guter Letzt sind die Bewertungen von Unternehmensanleihen überzogen. Und auch wenn wir mit keinem spürbaren Anstieg der Ausfallraten rechnen, sind wir überzeugt, dass wir mit unserer Titelauswahl und unserem aktiven Management der Bestände in unseren Portfolios eine Mehrrendite generieren können.

*G3 steht hier für die USA, Japan und die Eurozone.

 

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