La Financière de l’Echiquier: Trump stiehlt Powell die Schau

Wenig überraschend hält die US-Notenbank Fed auch unter Jerome Powell an ihrem Kurs der moderaten Zinserhöhungen fest. Von größerem Interesse war daher die erste Pressekonferenz des neuen Zentralbankchefs, so die Einschätzung von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer (CIO) bei La Financière de l’Echiquier.

27.03.2018 | 10:10 Uhr

Wenig überraschend hat die Fed ihre Zinssätze in der vergangenen Woche erneut angehoben, und zwar zum sechsten Mal seit Dezember 2015. Dies war die erste geldpolitische Amtshandlung des neuen Zentralbankchefs, doch die Anhebung des Leitzinses um 25 Bp. auf 1,5 % bis 1,75 % wurde kaum noch diskutiert. Die Aufmerksamkeit richtete sich eher auf die erste Pressekonferenz von Jerome Powell, da die Anleger wissen wollten, ob sich die restriktive Haltung, die er bei seinen Anhörungen vor dem Kongress gezeigt hatte, bestätigen würde. Dies war nicht der Fall, die Tonlage war ausgesprochen vorsichtig. Powell vermied insbesondere, noch einmal von einer „Überhitzung“ zu sprechen, und gab nur wenig Einblick in seine persönlichen Einschätzungen. Er trat eher als Sprachrohr des Offenmarktausschusses (FOMC) auf, in dem die Einschätzungen in Bezug auf das wirtschaftliche Szenario, vor allem hinsichtlich der Auswirkungen der Steuerreform, auseinandergehen.

Im Vertrauen auf die Wachstumsaussichten hob der Gouverneursrat seine Medianprognosen für 2018 und 2019 an, beließ seine Inflationserwartungen jedoch unverändert. Die Fed sieht für dieses Jahr weiterhin drei Zinsanhebungen vor (auch wenn mittlerweile sieben Mitglieder des Offenmarktausschusses vier Anhebungen erwarten – gegenüber vier Mitgliedern im Dezember), was den Eindruck der Vorsicht verstärkt, der von diesem ersten Termin der Ära Powell ausgeht.

Neben dieser deutlichen Vorsicht, die die Märkte eher beruhigte, gewährte die Fed wenig Transparenz. Nur die jüngsten Wirtschaftsdaten und insbesondere der erstaunlich niedrige Lohnanstieg im Februar scheinen einige Gouverneure davon abgehalten zu haben, vier Zinsanhebungen zu befürworten. Der Zusammenhang zwischen den Äußerungen der Fed und den Wirtschaftsdaten erscheint sehr stark und macht jeden Versuch, die Tonlage bei den nächsten Auftritten von Powell zu prognostizieren, sehr schwierig. Aber diese Haltung ermöglicht der Fed auch, sich nicht auf ein Szenario festzulegen und alle Karten in der Hand zu behalten.

Gewöhnlich wäre ein solcher Termin die Schlagzeile der Woche gewesen, aber Powell wurde von Donald Trump die Schau gestohlen. Durch die Unterzeichnung eines Memorandums „gegen Chinas wirtschaftliche Aggression“ am Donnerstag, in dem er die Heimat Xi Jinpings des „unlauteren Wettbewerbs und Diebstahls geistigen Eigentums“ bezichtigt, legte der US-Präsident Feuer an die Lunte. Das Dekret, das „Strafmaßnahmen“ auf chinesische Importe in Höhe von 60 Mrd. US-Dollar vorsieht, ist laut Handelsminister Wilbur Ross die Vorbedingung für die Aufnahme von Verhandlungen. Auch wenn die betroffenen Produkte, deren Liste in den nächsten 14 Tagen veröffentlicht wird, noch nicht bekannt sind, dürften wohl die Sektoren Technologie und Telekommunikation erheblich betroffen sein.

Überdies teilte die Trump-Administration mit, dass die USA möglicherweise wegen angeblicher Verstöße gegen das internationale Handelsrecht vor der WTO klagen werden. Der Botschafter Chinas bei der WTO erwiderte dies mit dem Verweis, dass auch China wegen der von Donald Trump ins Auge gefassten Zölle Klage einreichen könnte.

Es ist durchaus möglich, dass der Berg kreißt und eine Maus gebiert, wie bei den Ankündigungen zu Stahl und Aluminium. Auch wenn dieser Anfall von Protektionismus bei Trump mit den Wahlterminen in seinem zweiten Amtsjahr zusammenhängt, wagt der US-Präsident gegenüber China dennoch ein Spiel mit dem Feuer. Zudem dürfte die Angst vor einem umfangreichen „Handelskrieg“ die Märkte weiter beunruhigen.

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