Trotz vieler guter Nachrichten, zuletzt vom Arbeitsmarkt,
hinge über all den optimistischen Szenarien ein Damoklesschwert, das offenbar
auch die Notenbanken besorge: Könnte eine westliche Wirtschaft, die sich
widerstandsfähiger zeigt als erwartet, und ein chinesisches Wachstum von über 5
% im Jahr 2023 eine Rückkehr der Überhitzung auslösen, gegen die die
Zentralbanken seit über einem Jahr ankämpfen?
Planell: „Die Inflation gibt nach, ohne dass die
Zinserhöhungen oder die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in Europa und
den USA zu einem auch nur merklichen Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt
hätten. Überraschenderweise bleibt die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief:
laut Eurostat 6,5% in der Eurozone und 3,6% in den USA.
Wird das Wunder des Soft-Landing, die Eindämmung der
Inflation ohne Arbeitsplatzvernichtung, vor unseren ungläubigen Augen
vollzogen? Vielleicht ist das der Grund, warum sich EZB-Granden in falkenhafter
Rhetorik üben: um die Gerüchte über eine
Zinserhöhung um nur 25 Basispunkte zu zerstreuen. Das größte Risiko für Anleger
besteht also darin, dass sich die Märkte etwas zu schnell auf den Weg der
geldpolitischen Wende begeben haben.“
Daraus schlussfolgert Planell, dass nach einem besonders
günstigen Jahr für quantitative Fonds 2023 das Stock-Picking wieder an seine
glorreichen Zeiten anknüpfen könnte. Für die Anleger könnte nach diesem
historischen Jahresauftakt an den europäischen Märkten Alpha nun wichtiger sein
als Beta: „In dieser Hinsicht ist der Abstand von 12 % zwischen Morgan Stanley
und Goldman Sachs am Tag der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse letzte Woche
Dienstag aufschlussreich.“
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