WisdomTree: Sichere Häfen in Gefahr - Absicherung mit langen Short-Strategien

Mit der Bekanntgabe ihres Ausstiegsplans aus dem QE-Programm im Oktober übermittelte die EZB eine klare Botschaft: Die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum trägt sich selbst, weshalb keine außergewöhnlich lockeren Impulse mehr notwendig sind. Deflationsrisiken rücken immer mehr in den Hintergrund.

14.12.2017 | 12:55 Uhr

Folglich könnte ein Präzedenzfall dafür geschaffen worden sein, dass die als sichere Häfen geltenden Anlagen des Euro-Raums in nächster Zeit unter Druck geraten werden, wie dies 2013 nach Andeutungen auf ein Zurückfahren des Programms durch die Fed bei US-Treasuries der Fall war. Der höchsten Gefahr ausgesetzt sind deutsche Bundesanleihen, da sie zwar überproportional profitierten, als die EZB riesige Mengen an festverzinslichen Wertpapieren kaufte, ihre Renditen jedoch weiterhin deutlich unter der Inflationsrate liegen. Beispielsweise schafften es die Renditen von Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit erst im Oktober 2016, sich wieder aus dem Minus zu befreien. Investoren mit dem Mandat, auf dem europäischen Investment-Grade-Markt Einkommen zu generieren, sahen sich dabei gezwungen, ein hohes Durationsrisiko einzugehen.

Diese Investoren, die Allokationen in hochwertige europäische Schuldtitel mit langer Laufzeit auf der Suche nach Renditen getätigt haben, scheinen vor dem Hintergrund eines zunehmenden Inflationsdrucks, der sich aus der strukturellen Nachfrage – der Grundlage der Erholung im Euro-Raum – ergibt, besonders anfällig. Dieser steigende Druck auf die Verbraucherpreise scheint hartnäckiger und dauerhafter als die kurzlebigen Angebotsschocks, die sich aus den Auswirkungen volatiler Euro- und Rohstoffpreise ergeben haben.

Wenn jetzt die Zeit gekommen ist, um die Abwärtsrisiken bei Fixed-Income-Portfolios mit langer Laufzeit für den Euro-Raum abzusichern, dann können Leveraged Short ETPs, die deutsche Bundesanleihen mit extrem langer Laufzeit nachbilden, Investoren, die ihre hochwertigen, langfristigen Portfolios vor diesen Risiken schützen möchten, als kapitaleffiziente Sicherungsinstrumente dienen. Bei Leveraged Short ETPs handelt es sich um einfache, aber effektive Sicherungsinstrumente, und in diesem Artikel gehen wir mithilfe des Beta-Konzepts ausführlicher auf ihren Nutzen ein. Leveraged Short ETPs sind Instrumente, die die Performance ihres zugrunde liegenden Engagements durch einen Hebelfaktor verstärken, während sie das Abwärtsrisiko für das ursprüngliche Investment begrenzen.

Beta-Hebelfaktoren sind zu berücksichtigen

Das erforderliche Kapital für eine Absicherung entspricht ungefähr dem Betafaktor bzw. der Sensibilität des Leveraged Short ETPs gegenüber dem langfristigen Investment. Beim Beta-Hedging sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:

1)     Hebelfaktor
Je höher der Hebelfaktor des Short ETPs, desto höher sein Betafaktor gegenüber dem zugrunde liegenden Index (und gegenüber dem als Benchmark verwendeten Fixed-Income-Portfolio). Wenn der zugrunde liegende Index (z. B. deutsche Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit) an einem Tag beispielsweise um 0,5 % fällt, steigt ein den zugrunde liegenden Index nachbildendes 3x Short ETP um 1,5 % bzw. ein entsprechendes 5x Short ETP um 2,5 %. Höhere Hebelfaktoren können die Kapitaleffizienz des Sicherungsinstruments steigern, da zur Einrichtung der Absicherung weniger Anfangskapital erforderlich ist. Wenn ein Investment im Wert von 100 USD also mithilfe eines 3x Short ETP abgesichert wird, erfordert dies ein Anfangskapital von einem Drittel des Investments, also 33,3 USD. Wenn ein 5x Short ETP eingesetzt wird, würde sich der Anfangsbetrag nur auf ein Fünftel des Investments, also 20 USD, belaufen. Aufzinsung und Neugewichtung werden bei diesem Beispiel nicht berücksichtigt. 

2)     Haltedauer
Der Effekt, der sich aus der täglichen Aufzinsung der kumulierten Renditen der Leveraged Short ETPs ergibt, kann im Fall direktionaler, tendierender Märkte ihre Performance im Laufe der Zeit verstärken. Ebenso kann dies die Performance bei richtungslosen und volatilen Märkten abschwächen. Ersteres bedeutet, dass der Betafaktor des Leveraged Short ETPs zum Fixed-Income- Investment größer sein kann als der Hebelfaktor, Letzteres bedeutet hingegen, dass der Betafaktor unterhalb des Hebelfaktors liegen kann. Wenn Leveraged Short ETPs als Absicherungs-Overlays für Fixed-Income-Investments verwendet werden, kann die abgesicherte Position folglich vom ursprünglichen Kurs bzw. der anvisierten Sicherungsposition abkommen, wenn sie über Wochen oder Monate gehalten wird. Deshalb müssen Investoren ihre abgesicherten Positionen überwachen und neu gewichten, um zu  verhindern, dass ihre Investments schrittweise zu stark oder zu gering abgesichert werden. Durch eine Neugewichtung der abgesicherten Position lässt sich nicht nur das Absicherungsverhältnis steuern, sondern auch der Betafaktor beibehalten.

3)     Durationsrisiko
Die Duration beziffert die Sensibilität eines Fixed-Income-Portfolios gegenüber Zinsveränderungen. Für eine effiziente Absicherung des Zinsrisikos mit Leveraged Short ETPs muss die Duration des zugrunde liegenden Indexes der Duration des Portfolios entsprechen. Aufgrund des gegenüber dem zugrunde liegenden Fixed-Income-Index inversen Engagements des Short ETPs, ist die Duration des Short ETPs negativ. Es gleicht dadurch das Zinsrisiko des Portfolios aus und stellt somit eine Absicherung dar.

Leveraged Short ETPs, die Fixed Income nachbilden, reagieren hoch sensibel auf Zinsveränderungen. Wird das Durationskonzept zur Schätzung der Sensibilität herangezogen, kann der Wert eines hypothetischen Portfolios, das einen Index für deutsche Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit als Benchmark verwendet und eine Laufzeit von 15 Jahren besitzt, um ca. 3 %

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