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Janus Henderson Investors: Gesundheitsreform mit Kostensenkungspotenzial

Janus Henderson Investors: Gesundheitsreform mit Kostensenkungspotenzial
Gesundheit

Vor dem Hintergrund einer Reihe kostspieliger Vorschläge zur Reformierung des US-Gesundheitssystems halten Unternehmen Ausschau nach Möglichkeiten, um dessen Effizienz zu steigern und die medizinische Versorgung von Patienten zu verbessern.

26.11.2019 | 12:10 Uhr

Rich Carney und Andy Acker, Mitglieder des Global Life Sciences Teams, erörtern innovative Ansätze und Lösungen, die als mögliche Kostensenker und neue Wachstumsquellen in Frage kommen.

In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Vorschläge zur Neuordnung des US-Gesundheitssystems unterbreitet. Dazu zählt auch ein unter dem Stichwort „Medicare für alle“ bekannter radikaler Plan. Er sieht vor, dass private Krankenversicherungen abgeschafft und durch ein staatliches Gesundheitssystem ersetzt werden. Diesem Modell und anderen Reformen wird wegen ihrer Kosten und ihrem Potenzial für umwälzende Veränderungen im Gesundheitswesen viel Aufmerksamkeit zuteil: So schätzen Experten die Kosten für die von der Präsidentschaftsbewerberin Elizabeth Warren vorgeschlagene Bürgerversicherung in den nächsten zehn Jahren auf etwa 20-30 Billionen US-Dollar.

Die Vorschläge haben aber auch zahlreiche Unternehmen dazu veranlasst, ihre Suche nach Lösungen zur Effizienzsteigerung im Gesundheitsbereich zu intensivieren. Damit sind Innovationen gemeint, die echte Veränderungen herbeiführen und in unseren Augen die Leistungsfähigkeit des Sektors langfristig merklich verbessern können.

Bisher haben wir drei Haupttrends ausgemacht, die in den kommenden Jahren im Gesundheitswesen eine größere Rolle spielen dürften:

Ausbau der Telemedizin

Bereits jetzt kommt die Telemedizin, also die Ferndiagnose und -behandlung von Patienten mittels Telekommunikation, in mehreren Segmenten des Gesundheitswesens zum Einsatz, so z.B. bei der Erst- und Akut- sowie der psychischen Gesundheitsversorgung. Ärzte, Patienten und Arbeitgeber schätzen die Telemedizin wegen ihrer Effizienz und Zweckmäßigkeit, weshalb immer mehr Krankenversicherer sie in ihren Leistungskatalog aufnehmen.

Umgestaltung der Erstversorgung

In Anbetracht des wachsenden Angebots technologiebasierter Lösungen messen einige private Krankenversicherungen dem Konzept der virtuellen Behandlung bereits große Bedeutung bei. Ihre Versicherten, die unter chronischen Erkrankungen leiden, dürfen ihre Ärzte beispielsweise per SMS bzw. Video kontaktieren. Auch die staatlich unterstützte Krankenversicherung greift auf die Telemedizin zurück. Ihr Leistungsangebot fokussiert sich stärker auf Diagnostik und Daten sowie eine häufigere Behandlung in den eigenen vier Wänden oder in sogenannten „Retail Clinics“. Dabei handelt es sich um Gesundheitszentren in Einzelhandelsgeschäften, Supermärkten oder Apotheken.

Verstärkter Fokus auf modernes Krankheitsmanagement

Verbesserungen beim Krankheitsmanagement, die durch die stärkere Verbreitung intelligenter Messgeräte wie etwa Systeme zur kontinuierlichen Blutzuckermessung für Diabetiker und zur elektronischen Aufzeichnung von Gesundheitsdaten begünstigt werden, könnten das Gesundheitssystem deutlich rentabler machen, da 70% der US-Gesundheitsausgaben durch weniger als 10% der Schwererkrankten verursacht werden. Die Nachfrage nach besagten Lösungen könnte rasant steigen, weil Arbeitgeber nach Möglichkeiten Ausschau halten, die Behandlungskosten für ihre Mitarbeiter im Zaum zu halten.

Keiner dieser Trends wird das Gesundheitssystem grundlegend verändern, aber entsprechende Geräte und Ansätze können möglicherweise zu Kostensenkungen und einer besseren Patientenversorgung beitragen, was ihre Marktakzeptanz erhöhen dürfte. Nutznießer dieser Entwicklung dürften unseres Erachtens die heutigen Innovationsführer unter den Gesundheitsfirmen sein. Außerdem glauben wir, dass die Akteure im Gesundheitssektor, die derartige Lösungen implementieren, gut aufgestellt sind, um auf lange Sicht nachhaltigeres Wachstum zu generieren.

Ein Paradebeispiel dafür sind Krankenversicherer. Einige wenige Marktführer haben bereits reagiert. Während einer Telefonkonferenz zu Jahresbeginn warnte UnitedHealth Group noch davor, dass „Medicare für alle“ das gesamte amerikanische Gesundheitssystem destabilisieren könnte, woraufhin Anleger in Scharen aus Gesundheitsaktien flohen. Inzwischen hat sich der Ton jedoch grundlegend gewandelt. Anlässlich der Veröffentlichung seiner Zahlen zum dritten Quartal hob UnitedHealth Schlüsselbereiche hervor, in denen es allmählich erste Erfolge bei der Kostenkontrolle erzielt, auch ohne staatliche Eingriffe.

Das Unternehmen verwies auf Möglichkeiten zur Verlagerung seiner Ausgaben in kostengünstigere Versorgungsmodelle und -standorte. So lassen sich Protheseoperationen an Hüfte und Knie beispielsweise in Ambulanzzentren durchführen, die häufig einen Kostenvorteil von über 50% gegenüber herkömmlichen Kliniken bieten mit gleichem, wenn nicht sogar besserem Ergebnis für die Patienten.

Darüber hinaus optimiert UnitedHealth die Bereitstellung von bildgebenden diagnostischen Verfahren und ermöglicht die Verabreichung von Spezialarzneimitteln durch alternative medizinische Einrichtungen. Derartige Maßnahmen und Anpassungen bei kostenträchtigen Dienstleistungen dürften Kunden des Unternehmens im Jahr 2020 Kosteneinsparungen von 1,5 Mrd. US-Dollar bescheren. Außerdem hat UnitedHealth im vergangenen Jahr eine neue Technologie eingeführt, mit der sich riesige Datenmengen analysieren lassen. Dies wiederum ermöglicht es Ärzten, die optimale medizinische Behandlung für ihre Patienten zu bestimmen. Auf diese Weise verringert UnitedHealth die Wiedereinlieferungsrate von Patienten um 10%.

Unseres Erachtens zeigen die Bemühungen der Krankenversicherer, dass die Einführung einer staatlichen Krankenversicherung nicht die einzige Möglichkeit zur Reformierung des Gesundheitssystems ist. Die Industrie beginnt umzudenken und setzt vermehrt auf innovative Produkte, zumeist mit recht großem Erfolg. Wir gehen davon aus, dass weitere Unternehmen diesem Beispiel folgen werden. Zudem glauben wir, dass derartige Schritte nicht nur dazu beitragen, die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern und die Versorgung der Patienten zu verbessern. Sie werden dem Sektor darüber hinaus auch nachhaltigeres, langfristiges Wachstum bescheren.

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