Bakersteel: Gold vs. Dollar - der wahre sichere Hafen für Vermögenswerte

Gold

Die Aktienmärkte haben die Bedrohung der Weltwirtschaft durch höhere Zölle noch nicht voll registriert, aber mit steigenden Zinsen in den USA, einer weltweit hohen Verschuldung und ungewissen Wachstumsaussichten sind die Risiken klar. Die Nachfrage nach sicheren Häfen dürfte steigen.

22.06.2018 | 09:58 Uhr

Der Goldpreis ist in den letzten Wochen gesunken, während der Greenback nach einer Ankündigung der US-Notenbank in Bezug auf eine restriktivere Geldpolitik und einer offensichtlichen Flucht in die „Sicherheitswährung“ als Folge von Problemen in Schwellenländer stark stieg. Währungen in diesen Ländern sind aus verschiedenen Gründen unter Druck; sei es aufgrund verfehlter Wirtschaftspolitik und steigender Inflation (siehe Brasilien und Türkei) oder der indirekten Auswirkungen von Trumps Handelskriegen.

Golds Beziehung zum US-Dollar ist nicht immer einfach. Beide sind als „Sicherer Hafen“-Vermögenswerte anerkannt, aber die Treiber sind sehr unterschiedlich und die wirtschaftlichen Aussichten für die Weltwirtschaft sind hierbei ein zentraler Faktor. Während die ökonomischen Hauptindikatoren für die USA weiterhin positiv sind, zeigt eine wachsende Vielfalt von Wirtschafts- und Marktsignalen zunehmende Risiken für das Wachstum auf. Mit Aktienmärkten in der Nähe von Allzeithochs und einer Rückkehr der Aktienmarktvolatilität nach Jahren stetiger Gewinne ist die Diversifizierung ein zunehmend wichtiges Thema für Anleger.

Golds Beziehung zum US-Dollar

Gold hat in den letzten Monaten eine starke inverse Beziehung zum Dollar gezeigt, doch historisch war dies nicht immer der Fall. Die Geschichte zeigt, dass Gold und der US-Dollar gleichzeitig steigen können, insbesondere in Zeiten von Unsicherheit für Anleger.

Wichtig ist, dass die steigenden Zinsen in den USA für Gold weitgehend positiv waren. Das moderate Tempo der Zinserhöhungen und die Rückkehr der Inflation haben die Realzinsen niedrig gehalten. Historisch gesehen waren reale Zinssätze von unter 4% eine unterstützende Umgebung für Gold. Die aktuelle Rendite der zehnjährigen Treasury Inflationsgeschützten US-Staatsanleihen ("TIPS"), ein Indikator für die US-Realzinsen, beträgt nach zweieinhalb Jahren geldpolitischer Straffung lediglich 0,79%.

Der Zyklus eines steigenden US-Dollars ist zu Ende
Der Zyklus eines steigenden US-Dollars ist zu Ende

Trotz der kurzfristigen Stärke ist der Ausblick für den US-Dollar rückläufig. Ein ausgewachsener Handelskrieg wird zweifellos sowohl den USA als auch ihren Handelspartnern schaden. In dieser Woche gab Trump seine Absicht bekannt, zusätzlich zu den bereits identifizierten Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar weitere Zölle auf weitere Waren, im Wert von 200 Milliarden US-Dollar aus China zu erheben. Eine Vergeltung durch die Handelspartner der USA ist unvermeidlich; China hat unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, "mit Nachdruck" Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, sollten die USA die Ausweitung von Strafzöllen vorantreiben, während auch die EU bereits angekündigt hat, bestimmte US-Industrien mit Zöllen zu belegen.

Trumps Zölle sind potenziell hoch inflationär, was ein wichtiger und unterstützender Faktor für den Goldsektor darstellt. Die Auswirkungen der Zölle auf die heimischen Industrien in den USA werden unterschiedlich sein, aber höhere Preise werden mit ziemlicher Sicherheit eintreten. Eine Eskalation der protektionistischen Politiken birgt Risiken für die Aussichten für den US-Dollar, doch Gold bietet eine nachgewiesene Absicherung gegen Inflation und einen „Sicherer Hafen“-Vermögenswert im Falle von Wirtschaftswachstumsschocks.

Abgesehen von Handelskriegen glauben wir nicht, dass der US-Dollar in den kommenden Monaten weiter deutlich im Preis anziehen wird. Ein starker US-Dollar ist für die US-Wirtschaft nicht tragbar, da die politischen Entscheidungsträger versuchen, die US-Handelsbilanz zu verbessern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die hohen öffentlichen und privaten Schulden in den USA und weltweit sind ein zunehmend bedeutendes Problem für Regierungen und Notenbanker. Insgesamt ist ein starker US-Dollar weder im Interesse der USA noch der Weltwirtschaft.

Da sich das globale wirtschaftliche und politische System zur Zeit in Richtung einer multipolaren Weltordnung ändert, erwarten wir außerdem, dass die Goldnachfrage von Ländern gestützt wird, die ihr Engagement in US-Dollar reduzieren wollen. Die Zentralbanken Chinas, Russlands und der Türkei gehörten in den letzten Jahren zu den größten Käufern von physischem Gold.

Ein unsicherer Ausblick für das globale Wirtschaftswachstum

Die Annahme eines synchronisierten globalen Wirtschaftswachstums hat die Märkte im Jahr 2017 angekurbelt, aber die Aussichten für die kommenden Jahre sind zunehmend unsicher. Auch wenn die nächste Rezession noch in weiter Ferne liegt, dürfte die Weltwirtschaft in eine turbulentere Phase eintreten, die durch strengere monetäre Bedingungen, eine hohe Verschuldung, die Auswirkungen von verstärktem Protektionismus und die Unsicherheit von politischen Ereignissen, wie Brexit oder Eurokrisen verschärft wird.

Steigende Zinsen und Versuche einer "Normalisierung" der Geldpolitik in den USA und Europa sind potenziell schädlich für das globale Wachstum. Mit zwei weiteren Zinserhöhungen, die in diesem Jahr von der US-Notenbank erwartet werden, einem starken US-Dollar und Aktienmärkten in der Nähe von Allzeithochs sind die Risiken beträchtlich. Darüber hinaus erhöht eine hohe Verschuldung die Wahrscheinlichkeit, dass sich steigende Zinsen negativ auf das Wachstum auswirken. In den USA, Europa und vor allem in China wird nach Aussage des IWFs in den kommenden Jahren mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gerechnet. Während die wichtigsten Beschäftigungsindikatoren in den Industrieländern in den letzten Jahren zwar stark waren, war das Lohnwachstum jedoch sehr schwach war und dürfte sich trotz moderater Reallohnzuwächse in 2017 auch im Hinblick auf eine steigende Inflation nicht nennenswert verstärken.

Die meisten Finanzmarktindikatoren deuten darauf hin, dass in diesem Stadium der Erholung der Weltwirtschaft und des langlebigen Aktienmarktes Vorsicht angebracht ist. Die Renditekurve hat sich in den letzten Monaten rasant geglättet, ein langjähriger Indikator für drohende wirtschaftliche Probleme.

Flachere Zinskurve deutet auf Rezessionsrisiko hin
Flachere Zinskurve deutet auf Rezessionsrisiko hin

Gold ist eine Währungsabsicherung und ein „sicherer Hafen“ vor Marktschwankungen

Gold weist eine geringe, manchmal negative Korrelation zu den meisten Finanzanlagen auf, was es zu einer effektiven Portfoliodiversifikation für Anleger in Zeiten von Währungsschwäche und Volatilität macht. Der US-Goldpreis verzeichnete 2016 und 2017 starke Zugewinne, als der US-Dollar-Festigungszyklus zu Ende ging. Der Euro-Goldpreis stieg 2011 und 2012 dramatisch an und schützte das Vermögen von Goldanlegern zu einem Zeitpunkt, wo die europäische Staatsschuldenkrise die Märkte erschreckte. In Pfund Sterling bot Gold nach dem Brexit-Referendum 2016 Schutz vor den Volatilitäten an den Devisenmärkten.

Angesichts der Tatsache, dass der US-Dollar-Index in den letzten zwei Monaten um über 5% gestiegen ist, sollte es nicht überraschen, dass der Goldpreis in US-Dollar nachgelassen hat. Während der USD-Goldpreis gefallen ist, ist Gold in allen anderen wichtigen Währungen stabil geblieben. Nach dem Wegfall des US-Dollar-Effekts befinden sich die Goldpreise seit Jahresbeginn im positiven Bereich.

Goldpreis in wichtigen Währungen seit Jahresbeginn
Goldpreis in wichtigen Währungen seit Jahresbeginn

Quelle: Bloomberg. Stand:  20. Juni 2018.

Wir sind der Ansicht, dass Gold nicht nur seinen Status als „sicherer Hafen“ behält, sondern dass dessen Rolle als Portfoliodiversifizierer für Investoren in dieser späten Phase eines seit neun Jahren andauernden Aktien-Bullenmarktes immer wichtiger wird. Nach einem starken Anstieg zu Beginn des Jahres hat sich die Volatilität an den Aktienmärkten wieder normalisiert. Wir gehen jedoch nicht von einer Rückkehr zu der historisch niedrigen Volatilität der Aktienmärkte in den letzten Jahren aus. Aufgrund der steigenden Risiken für die Finanzmärkte wird sich die Volatilität eher noch verstärken.

Kurzfristige Goldpreisschwankungen aufgrund starker Währungsbewegungen, wie der beim US-Dollar in den letzten Wochen, ändern nichts an den starken Argumenten für Investitionen in den Goldsektor. Das makroökonomische Umfeld unterstützt Gold bei steigender Inflation, hoher Verschuldung und weiterhin niedrigen Realzinsen. Die Nachfrage nach physischem Gold ist nach wie vor robust, mit einer stetigen Schmucknachfrage, einem Kauf von Gold durch die Zentralbanken und einer stabilen Investitionsnachfrage über Münzen, Barren und Gold-ETFs. Die Risiken für die Finanzmärkte aufgrund einer möglichen Eskalation des Handelskrieges, steigender Nominalzinsen, erhöhter Marktvolatilität und Ungewissheit über die Aussichten für das Wirtschaftswachstum werden die Goldnachfrage wahrscheinlich weiter beleben. Darüber hinaus bieten Goldaktien Chancen für aktive Anleger, wobei eine Auswahl von Produzenten von gesunden Margen profitiert, nachdem das Kostenmanagement und die Kapitaldisziplin in den letzten Jahren erfolgreich verbessert worden konnte.

Der Ausblick für den Goldsektor ist positiv, trotz des kurzfristigen Gegenwinds durch den starken US-Dollar. Gold- und Goldaktien befinden sich inmitten eines Erholungszyklus, unterstützt von einer Reihe von makroökonomischen Faktoren und Marktfaktoren. Wir glauben deshalb, dass sich in Zeiten der kurzfristigen Goldpreiskonsolidierung Chancen für Anleger mit einem konträren Ausblick bieten können.


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