Goldpreisrekord: Drei Gründe, weshalb die Rally weitergeht

Neue Preisrekorde für Gold
Goldpreis

Das gelbe Edelmetall ist so teuer wie nie. Ein Ende der Aufwärtstrends ist nicht abzusehen, denn die wichtigsten Treiber des Aufschwungs sind intakt.

17.05.2024 | 08:00 Uhr

Mit rund 2400 US-Dollar erreichte im April der Preis für eine Unze Gold ein neues Allzeithoch -  ein Plus von knapp 14 Prozent seit Jahresbeginn. Dennoch sind viele Anleger in den USA und Europa skeptisch und haben ihre Goldbestände teilweise verkauft. Diese Skepsis ist verständlich, da sich die US-Konjunktur besser entwickelt als erwartet und die erwarteten Zinssenkungen in den USA noch auf sich warten lassen. Dadurch hat sich die übliche inverse Beziehung zwischen dem Goldpreis und dem US-Dollar sowie den realen US-Zinsen gelöst. Trotz steigender Realzinsen (10-Jahres-TIPS-Rendite) und eines starken US-Dollars befindet sich der Goldpreis in einem deutlichen Aufwärtstrend. Diese außergewöhnliche Dynamik ist auf einen neuen strukturellen Bullenmarkt zurückzuführen, der durch massive Käufe aus Asien, von Zentralbanken und Derivateinvestoren angetrieben wird.

Goldpreis und US-Dollar

Quelle: Bloomberg, Baker Steel intern, ICE Benchmark Administration, World Gold Council, Unternehmensmeldungen. Daten zum 23. April 2024.

Insbesondere die asiatische Nachfrage nach Gold-ETF/ETCs sowie physischen Barren, Münzen und Schmuck ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Vor allem in China wächst das Interesse an Gold. Chinesische Anleger haben allein aufgrund der steigenden wirtschaftlichen Risiken und der Volatilität auf dem chinesischen Finanzmarkt im Vergleich zum Vorjahr 68 Prozent mehr Gold gekauft. Viel Geld floss vom krisengeschüttelten chinesischen Immobilienmarkt in den sicheren Investmenthafen Gold. 

Angesichts der demografischen Entwicklung und der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten für China ist zu erwarten, dass das Interesse an Gold weiterhin bestehen bleibt. Sollten zudem westliche Goldanleger auf den Markt zurückkehren, wofür es erste Anzeichen gibt, wäre dies ein weiterer wichtiger Faktor für den Goldpreis. Die Goldrallys in den Jahren 2016 und 2019/2020 haben gezeigt, dass ein Stimmungsumschwung westlicher Anleger gegenüber dem Edelmetall und ein entsprechender Anstieg der Käufe von Gold-ETFs/ETCs zu deutlichen Preisanstiegen führen können.

Goldinvestoren

Ein weiterer wichtiger Faktor für den aktuellen Goldpreisrekord sind die Käufe von Zentralbanken. In den letzten beiden Jahren haben die Notenbanken mehr als 1000 Tonnen Gold gekauft, so viel wie noch nie zuvor. Dieser Trend dürfte langfristig intakt bleiben, da geopolitische Konfrontationen, die De-Globalisierung und der Trend zur Entdollarisierung eine Rolle spielen. Geopolitische Ereignisse wie die Sanktionen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg und die Spannungen zwischen den USA und China in der Taiwan-Frage haben das Risiko deutlich gemacht, das einige Zentralbanken mit dem Halten von in den USA besicherten Vermögenswerten eingehen. China und andere wichtige Schwellenländer wenden sich von US-Staatsanleihen ab und investieren stattdessen vermehrt in Gold.

Goldbesitz Zentralbanken

Quelle: Metals Focus, Refinitiv GFMS, World Gold Council, Unternehmensberichte. Daten zum 31. März 2024.

Der dritte wichtige Faktor für den aktuellen Gold-Bullenmarkt sind die Derivatehändler. Anfang April erreichte ihre Netto-Long-Positionierung an den Goldterminmärkten fast ein Zweijahreshoch. Dennoch ist die Stimmung noch weit von den Höchstständen früherer Zyklen entfernt. Dies deutet darauf hin, dass viele westliche institutionelle Anleger weiterhin abwarten. Laut Experten ist der Aufwärtstrend bei Gold auch eine Anerkennung des makroökonomischen Wandels, der sich angesichts möglicher Zinssenkungen der Zentralbanken, insbesondere der US-Notenbank, vollzieht. Gleichzeitig wächst die Besorgnis über die explodierende Staatsverschuldung der USA und die potenziell untragbaren Kosten für den Schuldendienst. Obwohl der Arbeitsmarkt in den USA weitgehend stabil ist, besteht weiterhin die Möglichkeit einer Stagflation, da die Inflation auf der Angebotsseite hartnäckig bleibt. Der Goldpreis hat den drastischen Zinserhöhungszyklus der letzten zwei Jahre weitgehend unbeschadet überstanden. Ein Rückgang der Inflation und die Aussicht auf potenzielle Zinssenkungen wären für Gold äußerst vorteilhaft. In den letzten drei Zyklen stieg der Goldpreis nach Beginn der Zinssenkungen in den Jahren 2000, 2006 und 2019 um über 50 Prozent. Ein ähnliches Muster für den kommenden Zyklus würde bedeuten, dass der Goldpreis in den kommenden Jahren noch deutlich weiter steigen muss. 

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