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Handel

Daimler-Chef Källenius sieht Handelsumfeld künftig weiter schwierig

Daimler-Chef Ola Källenius hat die exportorientierte deutsche Automobilbranche auf weiteren Gegenwind im internationalen Handel eingestimmt.

20.10.2020 | 12:05 Uhr

Die Wetterlage in Handelsgesprächen sei rauer geworden in den vergangenen drei Jahren, sagte der Manager am Montagabend im Gespräch mit Frankfurter Journalisten. Auch angesichts der anstehenden US-Präsidentschaftswahl macht sich Källenius wenig Illusionen. "Egal, ob die eine oder andere Seite gewinnt, müssen wir uns als Europa darauf einstellen, dass die sprechen wollen."

Der zur Wiederwahl stehende US-Präsident Donald Trump hatte in seiner Amtszeit immer wieder mit hohen Einfuhrzöllen auf Autos aus Europa gedroht, weil er das hohe Handelsdefizit der USA abbauen und damit nach eigenem Bekunden Jobs im Land schaffen will. Ein Großteil der US-Autoimporte aus Europa kommt von den deutschen Konzernen Volkswagen, Daimler und BMW.

Mit Herausforderer Joe Biden würde sich das Klima laut Källenius wohl nicht grundsätzlich ändern. "Wenn man zuhört, was die zwei Parteien sagen und was die zwei Kandidaten sagen, haben die schon ein großes Interesse, die Handelsbilanzen von den USA zu stärken", sagte Källenius.

In Sachen Brexit hofft man bei den Stuttgartern noch auf Einsicht. Schließlich drohen die Verhandlungen um ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien zu scheitern. "Ich hoffe auf Vernunft in letzter Minute und dass es ein Agreement gibt, was funktioniert für beide Seiten", sagte Källenius. "Wenn es zu keinem Agreement kommt, klar, dann geht das Geschäft weiter, aber es schadet uns finanziell." Für Daimler stehe mit Zöllen nach WTO-Regeln wie bereits angekündigt ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag als Belastung ins Haus, wenn es nicht zu einem Abkommen kommen sollte.

Bisher hat Daimler keine Produktion in Großbritannien. Das würde sich auch bei einem Nichtzustandekommen eines Handelsabkommens nicht ändern. Daimler würde in einem solchen Fall kein Werk in dem Land aufmachen, "weil bei unseren Stückzahlen sich das nicht lohnen würde", sagte Källenius. "Dann muss man mit den WTO-Regeln leben."

Die zuletzt immer stärker in die Kritik geratenen Mischantriebe aus Verbrenner- und Elektromotoren verteidigte der Schwede gegen Kritik von Umweltschützern. "Mit steigender Reichweite für die Plugin-Hybride nutzen die Kunden eher das Produkt, so wie es im Sinne des Erfinders ist", sagte er. "Da haben wir ziemlich viel gelernt in den letzten zwei, drei Jahren."

Bei Mercedes sei man derzeit in der dritten Generation von Plugin-Hybriden, die bei mittleren und größeren Autos eine elektrische Reichweite (laut WLTP) von 100 Kilometern biete. In der kompakten A-Klasse seien es rund 70 Kilometer. "Mit einer solchen Reichweite können fast alle Kunden Montag bis Freitag CO2-frei fahren. Und das tun auch viele."

"Die erste Generation, wo die Reichweiten niedriger waren, da gibt es die ein oder andere Studie, die jetzt rauskommt, die sagen: Naja, die laden zu wenig", ging der schwedische Manager auf die Kritik von Umweltschützern ein, die dem Mischantrieb eine geringe Abgaseinsparung attestieren. "Da ist es richtig, da war das noch nicht gelernt."

Mercedes will die Kunden nun stärker dazu bringen, den Elektroantrieb auch zu nutzen. "Wir werden auch eine Art Punktesystem einführen, wo wir unsere Kunden dafür belohnen werden, wenn die so laden, wie sie laden sollten." Mit den entsprechenden Punkten könnten diese dann etwa Zubehör erwerben. Zuletzt hatte schon Rivale BMW ein ähnliches Programm angekündigt. "Wir werden das Konzept Plugin-Hybride als Technologie Minimum dieses Jahrzehnt brauchen, also sollten wir es nicht jetzt kaputtreden", warnte Källenius.

Daimler legt diesen Freitag seinen kompletten Bericht zum dritten Quartal vor, hat aber wegen überraschend starker Erholung in der Corona-Pandemie schon vergangene Woche einmal kurz die Bücher geöffnet. Nach vorläufigen Zahlen erwirtschaftete der Konzern von Juli bis Ende September einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von knapp 3,1 Milliarden Euro und damit sogar mehr als mit knapp 2,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal hatte der Autobauer sogar wegen des Lockdowns einen Milliardenverlust verkraften müssen.

Treiber der besseren Lage waren im abgelaufenen Quartal eine deutlich schnellere Erholung des Marktes vor allem in China und Effizienzsteigerungen. Källenius will die Kosten im Konzern unter anderem durch den Abbau Zehntausender Stellen ohnehin deutlich drücken und hatte die Sparbemühungen in der Corona-Krise noch einmal deutlich verschärft. Ende der Woche will der Manager auch die Jahresprognose des Konzerns konkretisieren.

Quelle: dpa-AFX

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