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ELTIF-Reform bringt neuen Schub für Impact Investing

Reform bringt neuen Schub für Impact Investing
Impact Investing

Impact Investing litt in der Vergangenheit unter hohen Mindestanlagegrenzen. Dies kann sich nun ändern – dank der Reform des ELTIF (European Long-Term Investment Fund). Jetzt können auch Privatanleger in alternative Assetklassen investieren, mit denen sich echte Wirkung erzielen lässt.

14.01.2025 | 15:45 Uhr von «Moritz Isenmann»

Es fristet immer noch ein Nischendasein, das Impact Investing. Nur 0,26 Prozent betrug der Anteil am Gesamtmarkt 2022 in Deutschland. Die Bundesinitiative Impact Investing hatte in ihrer Marktstudie für das Jahr 2022 ein Volumen von knapp zehn Milliarden Euro geschätzt, während der BVI das Gesamtvolumen aller Mandate und Fonds für denselben Zeitraum auf 3,8 Billionen Euro ansetzte.

Ein Hauptgrund ist, dass Investitionen in alternative Anlageklassen wie Private Equity lange Zeit fast ausschließlich professionellen und semiprofessionellen Investoren bei Mindestanlagesummen in sechsstelliger Höhe zugänglich waren. Diese alternativen Assetklassen sind deshalb so wichtig, da hier ein echter Kapitalfluss an Unternehmen stattfinden kann.

Der erste Sustainable-Finance-Beirat (SFB) der Bundesregierung hatte diesen Vorteil erkannt und in seinem Abschlussbericht 2021 eine Öffnung von Impact Investments aus dem alternativen Anlagebereich für Privatkunden nach dem Vorbild von Mikrofinanzfonds empfohlen. Mikro­finanzfonds genossen im Kapitalanlage­gesetzbuch bislang eine Sonderstellung.

Der Empfehlung des SFB wurde jedoch nicht gefolgt. Mit dem Fondsstandort­gesetz wurde lediglich der Entwicklungsförderungsfonds eingeführt, mit dem zwar Beiträge zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) geleistet werden sollen, der aber aufgrund seiner rechtlichen Form als Spezial-AIF (Alternativer Investmentfonds) ebenfalls nicht für den Vertrieb an Privatanleger zugelassen ist.

Da es nicht möglich war, die Investorenbasis für Impact Investments zu verbreitern, wurde an der Definition von Impact Investments – und damit an der falschen Stelle – angesetzt. Wenig zielführend wurde versucht, den Impact-Begriff auch für liquide Assets nutzbar zu machen. Anstelle eines neuen, wirksameren „Medikaments“ verabreichte man dem Impact-Investing-Markt damit lediglich ein Placebo.

Von einer „Demokratisierung“ von Impact Investments durch Aktienfonds, mit der manche Mainstream-Anbieter warben, kann jedoch keine Rede sein. Denn durch den Besitzerwechsel einer Aktie auf dem Sekundärmarkt wird kein weiterer Cent in nachhaltige Ziele investiert.

Mit dem reformierten European Long-Term Investment Fund –„ELTIF 2.0“ – hat die Europäische Union nun endlich ein Investmentvehikel geschaffen, das für eine Wende sorgen könnte. Der ELTIF war bereits 2015 als Teil der europäischen Kapitalmarktunion lanciert worden. Das Ziel: Förderung von Investitionen in die europäische Realwirtschaft. Privatkunden sollten sich an den großen Herausforderungen und dem enormen Finanzierungsbedarf für Infrastrukturprojekte in den kommenden Jahren, insbesondere der Energiewende, beteiligen können.

Die richtige Reform

Vertrieb und Anbieter sahen sich jedoch erheblichen Anforderungen und Einschränkungen gegenüber. Dies führte dazu, dass unter dem ursprünglichen ­ELTIF-Regime nur 77 ELTIFs innerhalb der gesamten EU aufgelegt wurden, mit einem Kapital von insgesamt zehn Milliarden Euro. Ein Haupthemmnis war die vorgeschriebene Mindestanlagesumme im Verhältnis zum Gesamtvermögen des Investors. Zudem konnten nur Geschlossene ELTIFs aufgelegt werden, was bedeutete, dass die Investoren ihr Geld oft zehn Jahre und länger binden mussten.

Mit der Reform sind die Mindestanlage­summe wie auch die Vermögensprüfung entfallen. Zudem können ELTIFs jetzt auch in einer offeneren Variante als semiliquide Vehikel aufgelegt werden, die eine Rückgabe von Anteilen bereits vor der Liquidierungsphase sowie eine durchgängige Zeichnung erlauben. Damit ist der Weg für einen konsequenten Vertrieb auch an Kleinanleger frei. Diese können nun ebenfalls die Vorteile alternativer Anlageklassen für sich nutzen. Dazu zählen etwa attraktive Renditen sowie eine geringe Volatilität. Privatmarktinvestments bieten aufgrund ihrer geringen oder bisweilen sogar negativen Korrelation mit liquiden Anlagen zusätzliche Möglichkeiten zur Diversifizierung und Portfoliooptimierung.

Wirkungsvolle Investitionen

Der neue ELTIF ist ein transparentes, reguliertes, semiliquides, aber depotfähiges Vehikel mit hohen Anforderungen an die Diversifikation auf Assetebene. Der reformierte ELTIF kann tatsächlich der Startschuss für eine „Demokratisierung“ von Impact Investments sein. Mindestens genauso wichtig wie die verbesserte Pu­blikumsfähigkeit ist dabei, dass über einen ELTIF getätigte Investitionen nicht mehr direkt der europäischen Realwirtschaft zugutekommen müssen. Denn das Erreichen der SDGs wird nicht in Deutschland entschieden und auch nicht in Europa, sondern im globalen Süden, wo die Pro­bleme unbestritten am größten sind.

Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung musste im vergangenen Jahr ihre 2014 errechnete Prognose zur Finanzierungslücke für das Erreichen der SDGs in den Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich nach oben korrigieren. Statt 2,5 Billionen US-Dollar klafft nun eine jährliche Lücke von vier Billionen.

Über die Hälfte davon fehlt für den Übergang zu einer klimaschonenden Energieversorgung, also für den Ausbau erneuerbarer Energien, für Elektrifizierung et cetera. Der ELTIF ist als Vehikel genau für jene Themengebiete prädestiniert. Die meisten der 2024 aufgelegten ELTIFs haben einen europäischen Fokus, einige sehen zudem auch Investitionen in Nordamerika oder weiteren OECD-Ländern vor. Ein ELTIF für Investitionen in die Emerging Markets wurde bisher noch nicht regis­triert. Hier gibt es ein großes, unberührtes Potenzial.

Invest in Visions möchte dieses Poten­zial nutzen sowie die Transition zu einer klimaschonenden Energieversorgung unterstützen und konzipiert derzeit ein ­ELTIF-­Produkt zur Förderung von Solarstrom in Subsahara-Afrika. Damit werden professionelle und private Anleger Zugang zu „echten“ Impact Investments erlangen und Kapital bereitstellen können, um wirtschaftliches Handeln vor Ort zu fördern und einen Betrag zur Reduzierung von CO₂ zu leisten.

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