Infrastructure Debt ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Asset-Allokation von Investoren geworden, die ihr Credit-Engagement diversifizieren möchten. Infrastrukturfinanzierungen bieten viele Vorteile.
26.07.2018 | 13:51 Uhr
2017 wurden für 108 Milliarden US-Dollar Infrastrukturfinanzierungen abgeschlossen, 29% mehr als im Vorjahr. Zweifellos boomt der europäische Markt für Infrastructure Debt. Immer häufiger gelten Infrastrukturfinanzierungen als eine eigene Assetklasse, in die Finanzinvestoren nicht zuletzt aufgrund der vielen Fusionen und Übernahmen in Europa immer mehr investieren. Für institutionelle Investoren gibt es ein weiteres Plus: Infrastructure Debt, das bestimmte Bedingungen erfüllt, wird bei der Berechnung des Zielsolvenzkapitals nach Solvency II bevorzugt behandelt.
Abbildung 1: Transaktionen in Europa nach Typ und Finanzierungsvolumen
Quelle: Inframation, Juni 2018
Abbildung 2: Sektorstruktur nach Marktwert (Geschäftsjahr 2017)
Quelle: Inframation, Juni 2018
Hinzu kommt, dass Investoren die hohen und recht stabilen Renditen von Infrastrukturanlagen angesichts der noch immer niedrigen Zinsen interessant finden. Für Emittenten haben die niedrigeren Finanzierungskosten für attraktive Refinanzierungsmöglichkeiten gesorgt, sodass mehr Transaktionen stattfinden.
Im 1. Quartal 2018 lag das Transaktionsvolumen zwar unter dem des Vorjahresquartals, doch stützen die anhaltenden Fusions- und Übernahmeaktivitäten den Markt. Die im 1. Quartal vereinbarten Verkäufe von Assets sprechen für ein ordentliches Transaktionsvolumen im weiteren Jahresverlauf.
Kommen wir zu den einzelnen Sektoren: Im Telekommunikationsdienstleistungssektor führte die flächendeckende Einführung von Glasfasernetzen zu einer Reihe neuer Transaktionen. Im Bereich der erneuerbaren Energien wechselt man bei neuen Projekten („Greenfield“) generell von Umsatzsubventionen zu marktgerechten Elektrizitätspreisen. Bei älteren Projekten („Brownfield“) sorgen unterdessen zahlreiche Refinanzierungen und die Marktkonsolidierung für neue Transaktionen.
Die größte Transaktion im letzten Quartal war die Übernahme des finnischen Netzbetreibers Elenia durch ein Konsortium aus Infrastrukturfonds und dem staatlichen finnischen Pensionsfonds für 3,6 Milliarden Euro. Andere große Transaktionen betreffen Investitionen und Refinanzierungen von Deutsche Glasfaser und Koole Terminals (Öl- und Gaslagerung) sowie den Verkauf des Italienportfolios (Energienetze) des spanischen Energie- und Versorgungsunternehmens Naturgy.
Welche Arten von Fremdkapitaltransaktionen können Investoren also erwarten? Ein Beispiel wäre ein Kredit für einen regionalen Glasfasernetzbetreiber, der landesweit aktiv werden will und hunderttausende von Haushalten mit Breitbandinternet versorgen möchte.
Ein anderes Beispiel wäre die Refinanzierung/Expansionsfinanzierung eines modernen Datenzentrums, dessen Hauptkunde ein großer Cloud-Anbieter mit Investmentgrade-Status ist. Oder die Finanzierung eines Glasfasernetzes, das Tausende von Haushalten und Unternehmen in bislang unterversorgten ländlichen Regionen mit Ultrabreitbandinternet versorgen will. Oder auch die Refinanzierung eines Portfolios aus regionalen Solarparks, die seit Jahren erfolgreich arbeiten.
Und wie erfahren wir von den Transaktionen? Unsere Quellen reichen von der eigenen Infrastruktursparte, die auch fremde Transaktionen betreut, bis zu etablierten Kontakten und großen Infrastrukturanbietern. Zu ihnen zählen Sponsoren aus dem Finanzsektor und der Industrie, Finanzberater sowie Auflegungs- und Syndizierungsteams der Banken.
Hier gelten die üblichen Kriterien, um Diversifikation nach Sektoren (Verkehr, erneuerbare Energien, Telekommunikation, soziale Infrastruktur, klassische Energieversorger etc.), Ländern und Assetklassen zu gewährleisten: Es müssen Entscheidungen über die Kreditqualität, die angestrebte gewichtete Durchschnittslaufzeit (Weighted Average Life) des Portfolios und die gewünschten Rückzahlungsmodalitäten der Kreditnehmer getroffen werden (z.B. Ratentilgung oder vorzeitige Rückzahlungen).
Bei BNP Paribas Asset Management[1] stehen nicht-finanzielle Kriterien im Mittelpunkt der Investmentphilosophie. Ökologische, soziale und governancebezogene Faktoren (ESG) sind fester Bestandteil unseres Investmentprozesses. Jedes Projekt wird in Bezug auf dieESG-Richtlinien und die Managementstrukturen der Sponsoren oder Objekteigner sowie deren Umwelt- und Sozialperformance geprüft.
Wichtige Leistungsindikatoren (KPIs) für die einzelnen Projekte können beispielsweise die Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die Treibhausgasemissionen oder die Energieeffizienz abbilden. Soziale Indikatoren können erfassen, inwieweit Kontakt zu den von den Projekten betroffenen Menschen aufgenommen wird oder ob die Projekte dem sozialen Fortschritt dienen.
Bei BNP Paribas Asset Management nutzen wir zusätzliches unabhängiges Know-how, um die Umwelt- und Klimawirkungen unserer Assets zu analysieren. Zu den Kennzahlen zählen die Emissionen beim Bau, dem Betrieb, der Wartung und dem Einsatz der Assets; die durch eine Optimierung des Asset Mix vermiedenen Emissionen; die Frage, ob sie mit ihrem Dekarbonisierungsansatz zum 2°C-Ziel passen und der Beitrag der Projekte zur Energie- und Umweltwende.
Durch die Kombination dieser vielfältigen Kriterien, Leistungsindikatoren und Kennzahlen für die Anlagenauswahl glauben wir, dass wir unseren Investoren Infrastructure-Debt-Portfolios bieten können, die ihre und unsere Standards erfüllen – bei den Cashflows, dem Risiko-Ertrags-Profil, der Kreditqualität und der Vereinbarkeit mit den ESG-Zielen.
[1] Infrastructure Debt ist Teil der Private Debt & Real Assets-Plattform von BNP Paribas Asset Management (BNPP AM), zu der über 50 Investmentexperten zählen und die ein Vermögen von 7,7 Mrd. Euro managt (Stand Ende März 2018).
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