Börsennotierte Infrastruktur als Asset-Klasse wurde in letzter Zeit besonders durch die gefühlte Zinssensibilität an den Märkten ausgebremst.
10.10.2023 | 10:07 Uhr
. Das sollte Anleger aber nicht abschrecken, denn die drängenden gesellschaftlichen Themen haben an Relevanz eher noch zugelegt, sagt Alex Araujo, Fondsmanager des M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund bei M&G Investments. Er erläutert seine Einschätzung anhand einiger Unternehmensbeispiele:
„Unser langfristiger Ausblick für börsennotierte Infrastruktur ist optimistisch. Viele dieser Unternehmen bieten ein Dividendenwachstum, das die Inflation mehr als ausgleicht. Darüber hinaus dürften wichtige strukturelle Trends wie die Energiewende und die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) das Wachstum der Anlageklasse weiter antreiben.
Anreize für das Gelingen der Energiewende stärken Infrastruktur
Zahlreiche politische Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zielen auf den Ausbau von Infrastruktur ab. In den USA zum Beispiel hat die amerikanische Privatwirtschaft in nur etwas mehr als einem Jahr auf Grundlage des Inflation Reduction Acts über 110 Milliarden US-Dollar in die Erzeugung sauberer Energie investiert. Davon flossen mehr als 70 Milliarden US-Dollar in die Lieferkette für Elektrofahrzeuge und mehr als zehn Milliarden in die Solarproduktion. Es wird erwartet, dass sich die Stromerzeugung aus Windenergie in den USA bis 2030 verdreifacht. Die Stromerzeugung aus Solarenergie sollte sogar um das Achtfache ansteigen. Als weltweit führende Volkswirtschaft wollen die USA ihre Klimaziele erreichen, eine saubere Energiewirtschaft aufbauen und die Energiesicherheit erhöhen. Wir halten dieses ehrgeizige Programm für aktuell und zeitgemäß – und angesichts der enormen Klimaherausforderungen auch für notwendig.
Insbesondere die Versorgungsunternehmen spielen eine zentrale Rolle bei der Suche nach langfristigen Lösungen für die anstehenden Probleme: Sei es beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Niederspannungsnetze oder beim Umbau der Netze für neue Energiequellen.
Künstliche Intelligenz läutet neue Ära ein
Der Siegeszug der künstlichen Intelligenz beflügelt Investments in börsennotierte Infrastruktur gleich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen hilft KI den Unternehmen dabei, noch effizienter zu werden und damit langfristig ihr Wachstum zu steigern. Ganz konkret kann aber auch in Rechenzentren investiert werden, die angesichts der anhaltenden Nachfrage nach Rechenressourcen entscheidend für den Erfolg von KI sind. Wir gehen davon aus, dass sich die Umsätze von Rechenzentrumsbetreibern wie Equinix, einem der zentralen Namen in unserem Portfolio, gut entwickeln werden.
KI hat das Potenzial, die Anlageklasse zu revolutionieren, indem sie die Entwicklung intelligenter Netze erleichtert und so zur Optimierung der Stromverteilung und des Stromverbrauchs beiträgt. Durch die Analyse großer Datenmengen, zum Beispiel über das Wetter, das Verbrauchsverhalten oder den Netzstatus, können Versorgungsunternehmen ihren Energiebedarf besser vorhersagen und Energieressourcen effizienter verwalten. So hat eine der Top-10-Beteiligungen unseres Fonds, die italienische Enel, 2021 eine Tochtergesellschaft gegründet, die Smart-Grid-Lösungen für Verteilnetzbetreiber anbietet.
KI spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Optimierung der Verwaltung von Wasserressourcen. Mithilfe von maschinellem Lernen und Echtzeit-Datenanalysen können intelligente Wassersysteme Lecks erkennen, den Wasserbedarf vorhersagen und die Wasserverteilung optimieren. American Water Works, eine Kernbeteiligung unseres Fonds seit dessen Auflegung beispielsweise, nutzt maschinelles Lernen, um sein alterndes Leitungsnetz zu überwachen. Das System kann vorhersagen, ob sich die Beschichtung eines Reservoirs verschlechtert oder ob Wasser austritt.
Unternehmen der Verkehrsinfrastruktur können KI nutzen, um die Mobilität effizienter und sicherer zu machen. Vorausschauende Analysen können etwa den Verkehrsfluss optimieren, Staus reduzieren und die Verkehrssicherheit erhöhen. Mautstraßenbetreiber können mithilfe von Datenanalysen Nachfragemuster vorhersagen und Mautgebühren dynamisch anpassen. Zum Beispiel arbeitet der spanische Mautstraßenbetreiber Ferrovial derzeit an einem Projekt, das KI nutzt, um vernetzte autonome Fahrzeuge künftig sicher in unsere Straßen zu integrieren.
Ein Blick auf die aktuellen Bewertungsniveaus zeigt, dass der Einstiegspunkt in börsennotierte Infrastrukturtitel für langfristige Investoren derzeit äußerst attraktiv ist. Der MSCI ACWI Utilities Index und der MSCI ACWI Real Estate Index notieren auf den niedrigsten Niveaus seit der Corona-Pandemie. Dies bestärkt uns in unserer Einschätzung, dass die Anlageklasse das Potenzial hat, sich von ihrer jüngsten Volatilitätsphase zu erholen. Anleger haben in der Vergangenheit ähnliche nervöse Phasen an den Märkten erlebt. Sie haben in Schwächephasen gekauft, wenn sie der Meinung waren, dass die langfristigen Wachstumschancen intakt waren und wurden anschließend mit einer starken Performance belohnt. Wir gehen davon aus, dass es dieses Mal nicht anders sein wird.“
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