Eyb & Wallwitz feiert 20-jähriges Bestehen. TiAM sprach mit dem Gründer und Lead Portfoliomanager Georg von Wallwitz über die Anfänge des Münchner Vermögensverwalters, über rationale und emotionale Börsen und warum der Phaidros Funds Balanced in jedes Kundenportfolio gehört
24.09.2024 | 07:15 Uhr von «Ronny Kohl»
TiAM: Sie haben Mathematik und Philosophie studiert. Was hat Sie dazu gebracht, danach eine Vermögensverwaltung zu gründen?
Georg von Wallwitz: Ich hatte 2004 schon einige Jahre Erfahrung in der Finanzbranche gesammelt, als mir klar wurde, dass mir als Freigeist die Arbeit in einer unabhängigen Vermögensverwaltung näher liegt als innerhalb von Konzernstrukturen. Der Einstieg in die Branche verlief aber ebenso banal wie kurios.
TiAM: Wie kam es dazu?
Wallwitz: Zum Ende meines Studiums hatte ich eine kleine Familie und musste feststellen, dass ich sie als Philosoph nicht ernähren konnte. Den Einstieg bei einer großen deutschen Fondsgesellschaft fand ich aufgrund meiner Englischkenntnisse, denn dort stand den internationalen Ambitionen ein Mangel an sprachlicher Weltläufigkeit entgegen. Meine Ausbildung als Mathematiker wurde erst später relevant.
TiAM: Und die Philosophie musste hintanstehen?
Wallwitz: Ganz und gar nicht, die Kombination hat sich ausgezahlt. Denn die Vermögensverwaltung hat zwar viel mit Datenanalyse und damit auch mit Mathematik zu tun, sie erfordert aber auch einen realistischen Blick auf die Triebkräfte menschlichen Handelns. An den Märkten geht es nicht immer nur rational zu. Die Philosophie hat mir geholfen, das Marktgeschehen besser zu verstehen.
TiAM: Hat sie auch die Namensgebung der Fonds beeinflusst?
Wallwitz: Der platonische Phaidros-Dialog dient uns als eine Blaupause für unseren Phaidros Funds. Wenn der griechische Philosoph Platon ein Investor gewesen wäre, hätte er uns geraten, rationale Entscheidungen zu treffen, dabei aber immer über Intuition und Emotionen Rechenschaft abzulegen. Als unabhängiger Vermögensverwalter sind wir bisher mit dieser Strategie gut gefahren.
TiAM: Das heißt konkret?
Wallwitz: Kurzfristig können die Börsen sehr emotional sein. Das haben wir beispielsweise beim Ausbruch der Corona-Pandemie erlebt. Langfristig orientieren sich die Märkte aber an makroökomischen Trends, dem Wirtschaftswachstum, den Unternehmensgewinnen sowie am Zinsniveau, sind also rational zu erfassen. Daher ist es wichtig, sich mit den Ursachen des Wirtschaftswachstums zu befassen.
TiAM: Was sind für Sie die Ursachen des Wirtschaftswachstums?
Wallwitz: Der Ökonom Joseph Schumpeter beschreibt den Unternehmer als dynamischen Akteur, der Innovationen vorantreibt und den Prozess der schöpferischen Zerstörung initiiert. Unternehmen, die den Wandel nicht annehmen, laufen Gefahr, von einem Herausforderer aus dem Markt verdrängt zu werden. Das Schumpeter-Prinzip bildet den Dreh- und Angelpunkt unseres aktiven Anlageansatzes.
TiAM: Wie gehen Sie dabei vor?
Wallwitz: Schumpeter unterschied zwischen Monopolisten und Herausforderern. Monopolisten sind Unternehmen, die aus ihrer Marktposition heraus Überrenditen erwirtschaften können. Herausforderer dagegen sind innovative Unternehmen, deren Erfolg auf neuen Ideen und Geschäftsmodellen basiert. Schumpeter betrachtete die Herausforderer als die Hauptmotoren wirtschaftlicher Entwicklung. Sie sorgen durch ihre Innovationen für Wettbewerb. Im aktiven Management bedeutet das, dass bei uns in der Aktienselektion die Kriterien Marktstellung und Innovationsfähigkeit eine überragende Rolle spielen.
TiAM: Wie gehen Sie bei Anleihen vor?
Wallwitz: Auf der Anleihenseite folgen wir dem Kairos-Ansatz. In der griechischen Mythologie verkörpert Kairos den Gott des richtigen Augenblicks. Das heißt, mit unserem Phaidros Funds Kairos Anleihen nutzen wir Opportunitäten an den Anleihenmärkten und investieren antizyklisch in Ertrags- und Stabilitätsquellen.
TiAM: Und in Ihrem Mischfonds kombinieren Sie die beiden Ansätze?
Wallwitz: Genau. Im Phaidros Funds Balanced übernehmen Aktien die Rolle der Ertragsquelle, was unserer Überzeugung entspricht, dass eine langfristige Vermehrung des Vermögens nur über Aktien zu erreichen ist. Dies kombinieren wir mit Unternehmens- und Staatsanleihen, wobei die Aktienquote tendenziell näher an der Maximalquote von 75 Prozent liegt als an der Minimalquote von 25 Prozent.
TiAM: Wie haben Sie mit diesem Ansatz die letzten 20 Jahre an den Märkten durchlebt?
Wallwitz: Hinter dem
immer schneller wirkenden Weltenlauf sehen wir langfristige Entwicklungslinien.
Dynamische Unternehmen haben in den vergangenen zwei Dekaden das
Wirtschaftsgeschehen neu geschrieben und mit ihrem Namen verbunden. Alphabet
(Google) steht für die Navigation im Internet, Airbnb bietet eine neue Form des
Reisens, und Apple revolutionierte die Kommunikation. Unsere Kunden sind trotz
aller Krisen in den vergangenen 20 Jahren mit sorgfältig aus-
gewählten Aktien und Anleihen sehr gut
gefahren – indem wir uns bemühen, in guten Zeiten die Börsengewinner im
Portfolio zu haben und bei schwierigen Börsenphasen auf Stabilität durch
aktives Management setzen.
TiAM: Abschließend gefragt, welche Rolle spielt KI in Ihren Portfolios?
Wallwitz: Aufgrund des Schumpeter-Ansatzes haben wir natürlich auch Technologietitel seit Jahren stark gewichtet, bei denen der KI-Boom für zusätzliche Kursfantasie sorgte. Wie bei jeder aufkommenden disruptiven Entwicklung stellen wir uns auch bei KI die Frage, wo durch Innovation neue Potenziale in der Wertschöpfung von Unternehmen entstehen und auf welche Geschäftsmodelle Investoren nach einem ersten Hype den Blick richten sollten. Dabei zeigt sich, dass nicht unbedingt der KI-Entwickler der größte Profiteur sein muss, sondern dass die KI-Anwender langfristig die größten Renditen erzielen können – als Paradebeispiel für die Dynamik der schöpferischen Zerstörung.
DER FONDS | |
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Fondsname | Phaidros Balanced A Fonds |
Fondsstart | 20.04.2007 |
Lfd. Fondskosten | 1,68 % zzgl. Erfolgshon. |
Fondsvolumen | 1,72 Mrd. Euro |
Wertzuw. seit Start | 5,72% p. a. |
ISIN | LU 029 558 574 8 |
Fondsinfos | |
Stand: 31.07.2024 |
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