Mark Burridge, Fondsmanager des mehrfach ausgezeichneten Bakersteel Precious Metals und des Bakersteel Electrum Fund, im Interview. Teil 1: Die Investmentstrategie von Baker Steel.
08.11.2024 | 09:30 Uhr
TiAM FundResearch: Was unterscheidet Baker Steel von anderen Fondsgesellschaften, die in Rohstoffe/Metalle investieren?
Mark Burridge: Ich würde fünf Punkte hervorheben. Der erste, vielleicht offensichtliche Unterschied zwischen Baker Steel und anderen Rohstoffallokatoren besteht darin, dass wir unabhängige Spezialisten sind, die sich auf nichts anderes konzentrieren als auf die Anlage in Rohstoffaktien. Darüber hinaus verfügt unser Investmentteam über eine mehrjährige Erfahrung im Metall- und Bergbausektor mit einem breiten und tiefen Erfahrungsschatz, der von geologischen und technischen Hintergründen bis hin zu Management, Buchhaltung und Finanzen reicht. Zweitens führen unsere proprietären, anlageklassenspezifischen Bewertungs-, Risikomanagement- und ESG-Prozesse zu besseren Chancen auf überdurchschnittliche Anlageergebnisse als bei Unternehmen ohne diese Spezialisierung. Drittens verwalten wir unsere Strategien mit einer Value-Risk-Philosophie und konzentrieren uns auf Cashflows, fundamentales Beta und das Renditepotenzial für Aktionäre, auch über Dividenden und Rückkäufe.
Und viertens….?
…. konzentrieren wir uns darauf, den Anlegern attraktive, benchmarkunabhängige Renditen zu bieten, das heißt wir arbeiten nicht mit einem Tracking Error. Gleichzeitig vermeiden wir es, unangemessene Risiken einzugehen, insbesondere bei unseren täglich liquiden OGAW-Fonds. Schließlich konzentrieren wir uns als Boutique-Vermögensverwalter - im Gegensatz zu einigen großen, auf den Einzelhandel ausgerichteten Vermögensverwaltern - ausschließlich auf die Anlageperformance unserer Fonds. Aus diesem Grund würden wir die Höhe der einzelnen Vermögenswerte auf etwa ein bis sechs Prozent unseres investierbaren Universums begrenzen. Und fünftens verbringen wir viel Zeit damit, mit Unternehmen in Kontakt zu treten, einschließlich persönlicher Treffen und Besuche vor Ort.
Welchen Investmentansatz verfolgen Sie genau beim Bakersteel Precious Metals Fund und dem Bakersteel Electrum Fund? Top Down oder Bottom up?
Unser Anlageprozess ist eine Mischung aus Top-Down- und Bottom-Up-Aktienauswahl, wobei das Top-Down-Element besonders wichtig ist, um die kurz- und mittelfristigen Aussichten bestimmter einzelner Metalle wie Gold versus Silber oder Kupfer versus Lithium zu bewerten, die für unser Anlageuniversum relevant sind. Wir treffen auch Entscheidungen über die Über- oder Untergewichtung von Large-Cap- versus Mid-Cap-Aktien und darüber, ob wir ausgewählte Schwellenländerproduzenten halten wollen. Für beide Anlagestrategien verwenden unsere Portfoliomanager und Analysten viel Zeit auf die Recherche und Analyse einzelner Aktien anhand verschiedener Bewertungskennzahlen wie diskontierter Cashflow, EV/EBITDA, KGV, P/NAV oder Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie auf die Beta-Seite der jeweiligen Metalle. Dieses Bottom-up-Research und die Aktienauswahl führen häufig zu einem Performance-Alpha für unsere Fonds.
Was verstehen Sie unter wertorientierter Aktienauswahl?
Der Rohstoffsektor wurde früher entweder als zyklisches Geschäft betrachtet, bei dem der Kursanstieg häufig auf dem erwarteten Umsatzwachstum beruhte, das wiederum aus dem Anstieg der Rohstoffpreise abgeleitet wurde, oder als Wachstumsgeschäft, das auf der Entdeckung neuer Mineralvorkommen, der Erkundung und Erschließung neuer Minen beruhte. Nach der vorangegangenen Rohstoffhausse im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wurde vielen Anlegern jedoch klar, dass die Investitionsausgaben der Bergbauunternehmen unvernünftig hoch waren, was zu einer raschen Verschlechterung der Bilanzen führte. Daher wendeten mehr Investoren eine Value-Methode für den Sektor an, was wir seit der Gründung von Baker Steel im Jahr 2001 tun. Wir sind der Meinung, dass die Betrachtung des freien Cashflows, der Bilanzen mit geringem Fremdkapitalanteil, der sorgfältigen Minenerschließung und vor allem der Aktionärsrenditen durch Dividenden und Rückkäufe der Schlüssel für eine Outperformance in dieser Anlageklasse ist. Natürlich achten wir nach wie vor auf die Analyse des Wachstums und des Drehmoments bei den Rohstoffpreisen, aber wir tun dies auf eine viel risikofokussiertere Weise.
Wie wichtig sind makroökonomische Einschätzungen?
Sie sind in der Tat sehr wichtig. Obwohl wir der Meinung sind, dass der Bergbausektor in weiten Teilen ein Value Play darstellt, sind die Renditen stärker von der Makroökonomie und der Geopolitik abhängig als andere wertorientierte, defensivere Sektoren wie FMCG ( „Fast Moving Consumer Goods“ Anmerk. der Redaktion). Nehmen wir den Bereich der Edelmetalle: Obwohl es anhaltende strukturelle Käufe gibt, zum Beispiel über den Schmuck-, Münz-, Barren- und Technologiesektor, sind andere Arten der Nachfrage wie von Zentralbanken, institutionellen Anlegern und Privatanlegern, stark von makroökonomischen Faktoren abhängig, wie den den Realzinsen, dem US-Dollar und geopolitischen Ereignissen, die gelegentlich die Safe-Haven-Nachfrage insbesondere nach Gold antreiben. Was die anderen Metallsektoren oder Metall-Aktien betrifft, so werden die einzelnen Teilsektoren vor allem von technologischen Entwicklungen wie im Batteriesektor hinsichtlich des Metallmixes bestimmt. Aber auch steuerlichen Nachfrageanreize wie das Inflationsbekämpfungsgesetz in den USA oder der Green Deal in der EU, Verbrauchertrends wie die Einführung von Elektrofahrzeugen oder Solarenergieanlagen und geopolitische Auswirkungen auf die Lieferketten haben Einfluss.
Gibt es einen Hausmeinung zu den Rohstoffmärkten?
Der Begriff „Hausmeinung“ ist wahrscheinlich mit Vorsicht zu genießen, da es in vielen Fällen von bestimmten Analysten oder Anlageteams abhängt, was letztendlich als Hausmeinung, etwa einer Investmentbank, kommuniziert wird. Unsere Sicht auf diese Märkte wird jedoch durch die Linse von technischen und finanziellen Experten gesehen. Mit anderen Worten: Da unsere Anlageexperten sowohl eine geologische Ausbildung als auch eine Ausbildung als Finanzanalysten absolviert haben, sollten ihre Einschätzungen der Metallmärkte insgesamt detaillierter und oft von höherer Qualität sein als die von Generalisten. Außerdem berücksichtigen wir sowohl Relationen als auch Absolutheiten zwischen einzelnen Rohstoffen.
Was heißt das konkret?
Damit ist gemeint, dass einerseits kurz-, mittel- und langfristige absolute Angebots-/Nachfragedynamiken für die Kursfindung relevant sind. Anderseits aber auch relative Effektive vom Preis eines Metalls zu dem Preis eines anderen Metalls eine Rolle spielen. So kann man prinzipiell Platin und Palladium in der Autokatalysatorenproduktion zu einem gewissen Maße substituieren oder bei der noch recht neuen TOPCon PV Solar Technologie kann man entweder beide Seiten des Pabels mit Silberpaste oder einer Paste bestehend aus Aluminimum und Silber versehen – die Effekte auf den Silber-, beziehungsweise Aluminiumpreis sind sicherlich anfangs gering, aber es gibt sie.
Auf was achten Sie bei der Auswahl der Titel besonders?
Neben den von uns verwendeten Bewertungskennzahlen wie diskontierte Cashflows, KGV, P/NAV, EV/EBITDA oder Preis/Buchwert achten wir insbesondere auf die Qualität wie die Gehalte der Minenanlagen und die Erfolgsbilanz der Managementteams. Darüber hinaus ist das fundamentale Beta zum Preis des jeweiligen Metalls von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus verwenden wir viel Zeit auf die Bewertung von ESG-Risiken und achten auf die Diversifizierung der Minen und der geografischen Verteilung sowie auf die Solidität der Bilanzen der Produzenten.
Welche Titel haben Sie im Fokus?
Das Universum für unsere beiden Anlagestrategien ist auf große und mittelgroße Unternehmen im Kontext des Bergbausektors ausgerichtet. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um produzierende Unternehmen, während viele Small-Cap-Aktien Explorations- und Entwicklungsunternehmen darstellen. Wir analysieren und investieren auch in letztere, allerdings in unserem geschlossenen Fonds und nicht in den täglich liquiden OGAW-Fonds Bakersteel Precious Metals und Bakersteel Electrum Fund, es sei denn, es handelt sich um ganz außergewöhnliche Fälle.
Wie beurteilen Sie das Management des jeweiligen Unternehmens?
Wir achten auf das Managementteam und dessen Zusammensetzung, sowohl kollektiv als auch individuell. Wir bevorzugen ausgewogene Teams in Bezug auf Fachwissen und Hintergrund, zum Beispiel in den Bereichen Geologie, Finanzen und Management. Wir untersuchen den beruflichen Werdegang des CEO, des CFO und der ranghöchsten Ingenieure im Besonderen. Wir nehmen uns viel Zeit für Gespräche mit dem Management.
Welche Kunden stehen bei Ihnen im Mittelpunkt?
Wir versuchen, die Vorteile eines aktiv gemanagten Edelmetallaktienportfolios oder eines Portfolios mit Aktien von kritischen Metallproduzenten einem breiten Spektrum von Anlegern zu vermitteln, sofern diese aufgrund der überdurchschnittlichen Volatilität dieser Anlageklasse eine Haltedauer von mindestens drei Jahren anstreben. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ein ausgewogenes Portfolio von Edelmetall- und Rohstoffanlagen sowohl unter Rendite-, Korrelations- als auch unter Effizienzgrenzengesichtspunkten profitiert. Daher bedienen wir alle Investment-Entscheider, die sich dieser Philosophie anschließen, zum Beispiel institutionelle Anleger wie Versicherungen, Pensionsfonds oder Stiftungen, sowie Privatanleger über Family Offices, Vermögensverwaltungsgesellschaften oder Maklernetzwerke.
Herr Burridge, ich danke für das Gespräch.
In Teil 2 des Interviews lesen Sie kommenden Freitag an gleicher Stelle alles über Rohstoff-Favoriten von Baker Steel.
Diesen Beitrag teilen: