Erste Anzeichen einer konjunkturellen Aufhellung

Wirtschaftspolitische Maßnahmen scheinen zu greifen. Eurozone: Aufhellung erst im Frühjahr 2013.

28.09.2012 | 16:55 Uhr

Geldpolitische Maßnahmen wirken erfahrungsgemäß in der Regel erst mit einer Zeitverzögerung von neun bis zwölf Monaten. Demnach müssten die Programme der EZB - die beiden Langzeittender (LTRO) und die erst kürzlich beschlossenen Maßnahmen - theoretisch erst gegen Jahresende beginnen zu greifen. Die Geldmenge M1 hat sich in der Vergangenheit als ein sehr zuverlässiger Frühindikator für das Wirtschaftswachstum erwiesen und spiegelt als Geldmengenaggregat die geldpolitischen Schritte der EZB wider. Die Beschleunigung des Wachstums von M1 in den vergangenen Monaten spricht dafür, dass die geldpolitische Ausrichtung der EZB langsam beginnt, Wirkung auf die Wirtschaft zu entfalten, und dass im Frühjahr 2013 eine konjunkturelle Erholung in Gang kommen dürfte.

Verbesserung der Wachstumsperspektiven


Die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone (Montag und Mittwoch) dürften die verbesserten Wachstumsperspektiven noch nicht widerspiegeln.
Erst im Oktober oder November ist mit einer Trendwende zu rechnen. Zudem dürften die deutschen Auftragseingänge (Freitag) vorerst noch zur Schwäche neigen.

Da auch die EZB (Donnerstag) die Geldmenge M1 zu ihren Frühindikatoren zählt, kann sie die Aufhellung der Wachstumsaussichten bei ihrer geldpolitischen Entscheidung berücksichtigen. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass sie den Leitzins unverändert bei 0,75 % belässt. Andererseits könnten einige EZB-Ratsmitglieder auf die zuletzt schwachen Konjunkturdaten verweisen, um eine Leitzinssenkung zu fordern. Darüber hinaus könnten Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge einer Herabstufung des Ratings von Spanien auf Non-Investmentgrade durch Moody’s dazu führen, dass die Geldpolitik reagieren muss. Eine Leitzinssenkung ist vor diesem Hintergrund nicht völlig unwahrscheinlich.

Die Diskussion darüber, ob ein Austritt Deutschlands aus dem Euro nicht Vorteile hätte, hält an. Dabei werden die möglichen Folgen auf das europäische Finanzsystem oft unterschätzt. Warren Buffet nannte Derivate einmal Massenvernichtungswaffen. Die Analogie lässt sich nachvollziehen: Beispielsweise sind die ausstehenden, auf Euro denominierten Zinswaps inzwischen auf ein Volumen von 184 Billionen USD angestiegen (etwa das 14-Fache des BIPs der Eurozone). Ein Auseinanderbrechen der Eurozone würde vor diesem Hintergrund für ein totales Chaos im europäischen Finanz- und Bankensystem führen, da völlig unklar wäre, in welcher Währung die ausstehenden Zinsswaps denominiert wären. Insbesondere bei Swap-Geschäften zwischen Finanzakteuren aus unterschiedlichen Ländern könnte es dabei zu erheblichen Problemen kommen.

Ausstehende, auf Euro denominierte Zinsswaps


China: Trendwende geschafft

Der MNI-Geschäftsklimaindex konnte sich im September gegenüber August und gegenüber der ersten Schätzung im September deutlich erholen.

MNI-Geschäftsklimaindex für China – Bloomberg

Erfahrungsgemäß ist der MNI-Geschäftsklimaindex ein einigermaßen zuverlässiger Konjunkturindikator. Somit gibt es erste Anzeichen für eine Trendwende der Konjunktur in China. Die Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) dürften der positiven Vorgabe vielleicht schon im September, sehr wahrscheinlich jedoch erst im Oktober gefolgt sein.

USA: Stabiles Wachstum auf moderatem Niveau

Die US-Wirtschaft wächst derzeit einigermaßen stabil auf einem Niveau um 2,0 %. Das stabile Wachstum sollte für keine größeren Überraschungen beim ISM-Index für die Industrie (Montag), beim ISM-Index für den Dienstleistungssektor (Mittwoch) sowie beim Arbeitsmarktbericht (Freitag) sorge



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