Zeit für eine Verschnaufpause - Geldpolitik stabil, Wirtschaftsdaten durchwachsen

Zinssenkungen für EZB kein Thema mehr. Relativ gute US-Einzelhandelsumsätze könnten unter Steuererhöhungen leiden. Asset Allocation unverändert.

18.01.2013 | 16:33 Uhr

Da es an Treibern fehlte, war es vergangene Woche an den Märkten ruhig. Im Allgemeinen hielten sich Auf- und Abwärtsbewegungen in engen Grenzen. Wir sind nach wie vor risikoavers positioniert, in erster Linie aufgrund unserer Untergewichtung von Aktien und unserer Position in Langläufern.

GELDPOLITIK: STABIL

Da sich der geldpolitische Rat der EZB einstimmig gegen eine Veränderung der Leitzinsen im Euroraum aussprach, und EZB Präsident Mario Draghi ausdrücklich auf eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds hinwies, gehen wir davon aus, dass eine Senkung der Leitzinsen für die EZB kein Thema mehr ist. Draghi wies darauf hin, dass die Finanzmärkte des Euroraums nicht mehr ganz so zersplittert sind wie zuvor, dass die Anleihe-Renditen in den Peripheriestaaten nachgegeben haben und sich auch der Kapitalabfluss aus diesen Ländern verlangsamt. Da die Staaten bei Bedarf auf OMTs – das Anleihenkaufprogramm der EZB - zurückgreifen können, hält die EZB unserer Ansicht nach die derzeitigen Konjunkturanreize für ausreichend.

In den USA versuchte Fed Chef Ben Bernanke die Märkte davon abzuhalten, Anleihe-Renditen höher zu treiben, indem er die Anfälligkeit der wirtschaftlichen Erholung und die hohe Arbeitslosigkeit unterstrich. Wir rechnen nicht damit, dass die Fed ihre Anleihenkäufe vor der zweiten Jahreshälfte zurückfährt. Unter Umständen wird sie damit sogar bis 2014 warten.

KONJUNKTURDATEN: DURCHWACHSEN

Im Dezember fielen die Einzelhandelsdaten in den USA besser aus als erwartet. Allerdings könnten sie jetzt aufgrund der im Haushaltskompromiss beschlossenen Steuererhöhungen und der Unsicherheit über den anstehenden Parteienstreit über die Schuldengrenze wieder zurückgehen. Das Geschäftsklima in der Industrie könnte dadurch ebenfalls belastet werden. Die Industrieproduktion ließ vor kurzem nach und auch im verarbeitenden Gewerbe sind die Produktionszahlen nicht wirklich gut.

Aufgrund des Rückgangs der Staatsausgaben und des langsameren Aufbaus von Vorräten kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das BIP-Wachstum im vierten Quartal nachgelassen hat.

Im Euroraum war der Industriesektor deutlich schwächer. Das war überraschend, weil Deutschland und Frankreich bereits (bescheidene) Anstiege gemeldet hatten. Der Rückgang verschärfte sich in Italien, Spanien und Portgual. Deutsche Ausfuhren waren stark rückläufig. Positiver hingegen war die Verbesserung des Geschäftsklimas in Frankreich, die bestätigte, dass sich eine Talsohle gebildet hat.

In Asien beherrschten Chinas Ausfuhren die Schlagzeilen. Das Exportwachstum beschleunigte sich deutlich, wurde aber nicht von steigenden Importen bei den Handelspartnern begleitet. Es könnte sein, dass die Unternehmen ihre Ware noch vor dem chinesischen Neujahrsfest auf den Weg bringen wollten und dass dieser Zuwachs nur saisonbedingt ist. Eine Verbesserung war nur in wenigen Schwellenländern zu spüren: In Südkorea und Brasilien gingen die Ausfuhren zurück, während sie in Taiwan zunahmen. In China stieg die Inflation auf 2,5 % und beschnitt damit den Spielraum für geldpolitische Lockerungen.

In Japan war der Leading Index rückläufig, während sich der Economy Watchers’ Survey verbesserte. Die Handelsbilanz wies zwar weiterhin ein Defizit auf, die Auftragslage bei Maschinen verbesserte sich jedoch. Das Verbrauchervertrauen war nach wie vor relativ schwach. Das jüngste Konjunkturpaket könnte für ein zusätzliches BIP-Wachstum in Höhe von 0,3 % sorgen. Unserer Ansicht nach reicht dies jedoch nicht aus, um eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung in Gang zu setzen.

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