Die Stimmung an den Kapitalmärkten bleibt gedrückt. Denn die kürzlichen Erholungsbewegung an den Börsen fand mit den jüngsten Äußerungen von Fed-Chefs Jerome Powell ein jähes Ende. Doch es gibt Hoffnungszeichen.
08.11.2022 | 10:01 Uhr
Powell stellte klar, dass der Leitzins
wohl stärker angehoben werden müsste als zunächst gedacht. Zwar erwarten
die meisten Marktteilnehmer, dass die Fed im Dezember ihre Leitzinsen
nur noch um 0,5 statt erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Dies
kann sich aber auch schnell wieder ändern, wenn nämlich die Daten zum
Arbeitsmarkt oder insbesondere die Inflationsrate negativ überraschen.
Dann dürfte die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Leitzinsschrittes von
0,75 Prozentpunkten wieder erheblich steigen. Bis zur 5-Prozent-Marke
könnte es dann weitergehen. Eine nachhaltige Erholung an den
Aktienmärkten dürfte daher noch etwas auf sich warten lassen. Doch es gibt auch Hoffnungszeichen. Die Gaspreise in Europa sinken aufgrund voller Speicher. Füllstände über 90 Prozent sind die Regel,
Belgien hat sogar 100 Prozent erreicht. Mit sinkenden Energiepreisen
geht auf der anderen Seite die Inflation zurück. Nicht zu vergessen: Die
Maßnahmen der Zentralbanken tragen ihr übriges zur Trendumkehr bei. Und
trotz der jüngsten Rückschläge haben die Aktienmärkte wieder von düster
auf freundlich gedreht. An den Börsen werden eben Erwartungen
gehandelt – und die sind anscheinend gar nicht so schlecht. Und last
but not least: Die Lieferkettenschwierigkeiten entspannen sich. Die
Probleme sind zwar noch nicht vom Tisch, aber die Unternehmen können
mittlerweile besser damit umgehen. Der eine hat neue Lieferanten
gefunden, der andere hat wieder mehr ins Lager gelegt. Das war alles
schon mal viel schlimmer. Trotzdem ist von einer generellen
Entwarnung noch lange nicht die Rede. Auch wenn die Hoffnungen in
Deutschland und den anderen Industriestaaten auf einer nur sanften
Rezession liegen, so ist ein wirtschaftlicher Abschwung wohl nicht zu
vermeiden. Wie kommt man als Anleger durch diese Zeiten? Wir vertrauen
hier auf unsere „wunderbaren Unternehmen“,
wie wir sie nennen. Diese Firmen sind aus unserer Sicht in der Lage,
nachhaltig hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erzielen. Sie
haben ein stabiles, ein langfristig planbares und skalierbares Wachstum. Sie
erzielen im Idealfall eine überdurchschnittliche Kapitalrendite von
über 20 Prozent, sind nur moderat verschuldet und verfügen über eine
gewisse Preissetzungsmacht. Darüber hinaus überzeugen sie durch wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmale, den sog. wirtschaftlichen Burggraben. Zwei Beispiele aus dem Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen können hier als Beispiele dienen: SAP und Meta. SAP stellt sein Geschäft zunehmend auf die
Cloud um und macht dabei große Fortschritte. Im dritten Quartal 2022
betrug der Anteil der besser planbaren Umsätze bereits 80 Prozent und
lag damit vier Prozent über dem Vorjahreswert. Der Umsatz wuchs um 15
Prozent auf über 7.8 Milliarden Euro. Die Cloud-Erlöse wuchsen dabei um
38 Prozent auf knapp 3.3 Milliarden Euro. Das ist mittlerweile ein
erheblicher Prozentsatz. Und hier kommt die Stärke von SAP ins Spiel.
Wenn ganze Unternehmen mit komplexen Unternehmensabläufen derzeit auf
SAP-Systemen laufen, ist es eine riesige Herausforderung, so etwas mit
anderen Anbietern auch nur ansatzweise umzusetzen. Die Kunden hätten
enorme Wechselkosten. SAP verfügt damit über einen breiten und tiefen
wirtschaftlichen Burggraben, der so schnell nicht verloren gehen dürfte.
(Ausführlicher Blogbeitrag: SAP: Auch Deutschland kann Cloud-Aktien) Bei Meta liegt die Sache anders: Die Aktie
hat zuletzt über 20 Prozent verloren und somit mehr als 75 Milliarden
US-Dollar Kapitalisierung vernichtet. Nun, bei dem ehemaligen
Facebook-Konzern läuft es nun schon länger nicht mehr rund. So liegt die
Konkurrenz von TikTok und Snapchat vor allem bei jüngeren Nutzern
mittlerweile weit vorne. Meta hält zwar mit ihrer
Instagram-Reels-Initiative dagegen, aber der erschwerte Zugang zu
Nutzerdaten aufgrund der Apple-Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre
setzt hier enge Grenzen. All das ist aber nicht der Grund für den
Kursverlust. Im Gegenteil, im vergangenen Quartal lief das Kerngeschäft
eigentlich gut. Die Nutzerzahlen sind gewachsen und die Werbeschaltungen
legten sogar kräftig zu. Der wahre Grund für den Kursverfall liegt in
der Strategie von Meta-Chef Mark Zuckerberg. Er investiert Milliarden
von Dollar in Künstliche Intelligenz und das Metaverse. Seine Vision ist
es, mit dem Metaverse das soziale Netzwerk für die nächste Generation
aus der Taufe zu heben. Wenn dies funktioniert, kann man Meta gerade zum
absoluten Schnäppchen-Preis kaufen. Das KGV liegt bei knapp über 6! Klappt es nicht, wird Meta
die Rolle rückwärts machen und die Investitionen zurückgefahren. Dann
steigen die Gewinne wieder. Wie auch immer: Das Wachstum ist auf diesem
Kursniveau unserer Meinung nach weitgehend ausgepreist. Die Fed wird die Zinsen weiter erhöhen – bis zur 5-Prozent-Marke?
Aktienmärkte drehen von dunkel-düster auf freundlich
Mit „wunderbaren Unternehmen“ durch schwierige Marktphasen
Beispiel 1: SAP
Beispiel 2: Meta
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