An den Börsen – vor allem in den USA – bröckeln langsam die Kurse. Die Notenbanken spielen dabei eine entscheidende Rolle.
08.04.2024 | 10:02 Uhr
In Europa wird die EZB die Zinsen wahrscheinlich im Juni das erste Mal wieder senken. Auch wenn sich EZB-Chefin Lagarde zuletzt wieder etwas zurückhielt, lassen die jüngsten Inflationszahlen diesen Schluss aber eindeutig zu. Die Rate ist rückläufig. In Deutschland ist die Inflation im März sogar auf 2,2 Prozent zurückgegangen. Ganz anders sieht das in den USA aus. Die Märkte erwarten für 2024 nur noch zwei bis drei Zinssenkungen. Der aktuelle ISM-Einkaufsmanagerindex der Industrie – ein Frühindikator für die kurzfristige Stimmung der befragten Unternehmen – kletterte erstmals seit September 2022 auf über 50 Punkte. Das deutet auf eine expandierende Industrie hin. Auch die Unterindizes für Auftragseingänge und Preise überstiegen die Erwartungen. Zudem betonte Fed-Chef Jerome Powell erst vor ein paar Tagen wieder, dass die Währungshüter keine Eile bei Zinssenkungen an den Tag legen müssten.
An den Zinsterminmärkten werden nun nur noch zwei bis drei Zinssenkungen in diesem Jahr erwartet, möglicherweise später als Juni, wie es bis dato angenommen war. Die Renditen der US-Staatsanleihen stiegen infolgedessen spürbar an. Auch der handelsgewichtete U.S. Dollar-Index wertete auf das höchste Niveau seit November auf. Was den Zinssenkungszyklus betrifft, hat Europa also die Nase vorn.
Das hat zur Folge, dass die Kurse im S&P 500 und im NASDAQ 100 zuletzt rückläufig waren. Das ist zwar noch nicht dramatisch, könnte aber ein erstes Indiz für eine nahende Korrektur an den Märkten sein. Die scheint nach den hohen Kursgewinnen im ersten Quartal aber eh demnächst angesagt zu sein und wäre für den weiteren Verlauf des Börsenjahres durchaus positiv zu werten. Schließlich war der Anstieg seit Jahresbeginn schon sehr extrem. Doch: Sind das nur erste Gewinnmitnahmen? Wir denken, im Zuge der Zinssenkungen wird es in diesem Jahr noch weiter nach oben gehen.
Deshalb halten wir die Aktienquote in unserem Mischfonds Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen auch weiterhin hoch. Doch die Top-Positionen im Portfolio kommen allesamt aus Europa. So gehören die französische Sartorius Stedim Biotech, die ebenfalls französische Versicherungsgruppe SCOR, die norwegische Finanzgruppe Storebrand und die italienische Biotech-Gruppe DiaSorin zu den am höchsten gewichteten Positionen. Und unser Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value ist eh immer zu 100 Prozent in Aktien investiert. Wobei auch hier europäische Titel den Ton angeben. Auf 9 US-Werte kommen derzeit 21 Aktien aus Europa. Das verdeutlicht unsere Zuversicht für europäische Titel.
Doch auch wir sind nicht übermütig. Wir achten genau auf die Trends an den Börsen und reagieren im Zweifelsfall sehr schnell. Wie man insgesamt feststellen muss: Die Anleger werden nach der guten Performance der vergangenen Monate langsam vorsichtig. Eine gerade vorgelegte Umfrage des Handelsblatts zeigt: offenbar wissen die Anleger, dass die Rally eigentlich nicht so weitergehen kann. Die Zukunftserwartung ist mit einem Wert von minus 4,3 stark negativ. Auch die Investitionsbereitschaft ist mit einem Wert von minus 1,1 sehr gering.
Das ist jetzt nur der Blick auf die deutsche Investorenlandschaft. Aber es ist ein Indiz, dass sich schnell auch auf andere Märkte ausweiten kann. Die USA bietet hier Anschauungsmaterial.
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