Wenn sich nicht noch groß etwas ändert, dann macht der August mal wieder seinem Ruf als einer der schlechtesten Monate an den Börsen alle Ehren. Doch die Schwächeperiode muss nicht anhalten.
29.08.2023 | 07:30 Uhr
Die Verluste dies- und jenseits des Atlantiks sind zum Teil beträchtlich. Sie zeigen den August-Blues an den Märkten. Sowohl der DAX als auch der S&P 500 und die NASDAQ mussten Federn lassen. Anleger weltweit reduzieren seit Wochen ihre Aktienpositionierung. Die Gründe sind nun mal der aktuellen Lage geschuldet: gestiegene Kapitalmarktzinsen, die träge Erholung Chinas, die Herabstufung der US-amerikanischen Kreditwürdigkeit und erneute Spekulationen über eine mögliche Zinsanhebung der Fed und der EZB. Der damit einhergehende Rücksetzer von etwa fünf Prozent an den globalen Aktienmärkten ist der erste nennenswerte Verlust seit Mitte März.
Neben der vorsichtigeren Positionierung an den Terminmärkten ist
auch bemerkenswert, dass Aktienfonds in den letzten Tagen Abflüsse von
über 2 Milliarden US-Dollar verzeichnen mussten. Dazu passt, dass der
Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der Eurozone deutlich
auf 47,0 Punkte sank. Der Frühindikator für die Wirtschaft erreichte
damit den tiefsten Stand seit November 2020. Hauptverantwortlich für die
enttäuschenden Daten war Deutschland: Hier sank der Gesamtindex von
48,5 auf 44,7 Punkte. Und auch der ifo-Geschäftsklimaindex gab den
vierten Monat hintereinander nach. Die Tendenz: eindeutig negativ.
Daraufhin preisten die Terminmärkte aufgrund der schwachen
konjunkturellen Entwicklung nun eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine
Zinspause der EZB im September ein. In den USA läuft die Konjunktur zwar besser, aber die Stimmung bleibt gedrückt. Der „Fear & Greed“-Stimmungsindikator von CNN
gab zuletzt auf 48 Punkte nach, nachdem er vor einem Monat mit 82
Zählern noch auf einen stark überkauften Markt hindeutete. Der „Bull
& Bear“-Index der Bank of America notiert mit 4,2 Punkten ebenfalls
im neutralen Bereich. Auf der anderen Seite sind die jüngsten
Konjunkturdaten gemäß dem globalen „City Economic Surprise Index“ eher
positiv ausgefallen. Aber, ob man es mag, oder nicht: Alles hängt weiter
an den Notenbanken. Und hier gab die Rede von Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole
nicht die erhoffte Klarheit über die künftige Geldpolitik der USA. Die
US-Notenbank sei bereit, die Zinsen weiter anzuheben, falls das im Kampf
gegen die Inflation erforderlich sein sollte, so Powell. Noch immer
seien die Verbraucherpreise in den USA zu hoch. Allerdings signalisierte
Powell auch, dass die Fed dabei vorsichtig vorgehen werde. Möglich,
dass es bei der nächsten Fed-Sitzung im September eine
Zinserhöhungspause gibt. Und die EZB? Sie steckt in der Klemme. Sie müsste wegen der
anhaltenden Konjunkturschwäche die Zinsen eigentlich schon wieder
senken, was sie aber wegen der noch zu hohen Inflation, der weiterhin
restriktiven Fed-Politik und ihrer vorher "hawkishen" Äußerungen nicht
kann. So betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Jackson Hole, dass
der Kampf gegen die hohe Inflation noch nicht gewonnen sei. Das
bedeute, dass die EZB so lange an einer strikten Geldpolitik festhalten
müsse, bis eine mittelfristige Teuerungsrate von zwei Prozent erreicht
werde, so Lagarde. Dass sich die europäische Konjunktur aber im Sinkflug
befindet, erwähnte sie nicht. Bleiben wir noch kurz bei den schlechten Nachrichten – oder sind
sie gut? Das vom Analysehaus sentix erhobene Sentiment für Aktien ist in
den letzten Tagen dramatisch eingebrochen. Das Stimmungs-Niveau lässt
Erinnerungen an September 2022 wach werden, heißt es dort. Im damaligen
Sentiment-Signal lag der Beginn einer großen Abwärtsbewegung. Ist das
jetzt wieder so, dann sei die aktuelle Situation nur ein
„Sommergewitter“? Dann könnte es bald – frei nach Warren Buffett –
heißen: „Kaufen, wenn die Kanonen knallen!“ Dann kommt die Zeit des
antizyklischen Handelns, wie wir es als Value Investoren mögen. Deshalb
sind wir mit unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen
auch nicht voll investiert, sondern halten unser Pulver zum Teil
trocken. Wir bleiben auf der anderen Seite unseren Top-Werten wie dem
französischen Versicherer SCOR (Blogbeitrag: Rückversicherer-Aktie SCOR punktet mit Bewertung und positiven Perspektiven),
sowie Microsoft, secunet Security Networks, oder auch Alphabet treu.
Denn die sind solide aufgestellt und kommen auch gut durch stürmische
Börsenzeiten. Und kommt es zur Erholung, dann sind wir mit unserem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value eh gut dabei, denn der ist immer zu 100 Prozent investiert.Fed: Zinserhöhungspause im September?
EZB in der Klemme
Dreht der Markt im September nach dem „Sommergewitter“?
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