Carmignac: Reaktion auf die Wahlergebnisse in Frankreich

Frédéric Leroux
Kommentar

Ein Kommentar von Frédéric Leroux, Mitglied des strategischen Investitionskomitees von Carmignac.

09.07.2024 | 07:10 Uhr

„Wie erwartet gelang es der ‘republikanischen Front‘ gegen den Rassemblement National, die aus dem ersten Wahlgang hervorgegangene Siegerpartei von der Macht zu verdrängen. Die Überraschung des zweiten Wahlgangs der Parlamentswahlen liegt im Ausmaß der Niederlage des Rassemblement National.

Die neue Assemblée hat keine Mehrheit. Die Rechtsparteien haben die meisten Sitze erhalten, aber ihre wichtigste Komponente – der Rassemblement National – ist nicht in der Lage, eine Koalition mit der Mitte einzugehen. Auch die Partei La France Insoumise (die extreme Linke) wird nicht an einer erweiterten Kollokation teilnehmen. Mit anderen Worten: Dies ermöglicht keine Mehrheitskoalition zwischen der übrigen Linken und der Mitte.

Die Mehrheiten werden also je nach den abzustimmenden Texten gebildet und zwar in einem Kontext, in dem Konsens besonders selten ist. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Pattsituation, die jede größere Gesetzesinitiative verhindert. Frankreich wird nun bis zur nächsten Auflösung (in mehr als einem Jahr) oder bis zum Rücktritt des Präsidenten der Republik vor dem Hintergrund einer weiteren Verschlechterung der öffentlichen Finanzen sein Tagesgeschäft führen.

Was können wir von den Märkten erwarten?

Es ist schwer vorstellbar, dass sich die französische Staatsanleihe nicht von der deutschen absetzen wird. Der Abstand, der sich derzeit zwischen 70 und 75 Basispunkten bewegt, wird wahrscheinlich allmählich ansteigen, was die französischen Schulden verteuert und zur Schwächung der französischen Wirtschaft beiträgt.

An den Aktienmärkten ist es trotz der Tatsache, dass weniger als 20 Prozent der CAC40-Gewinne in Frankreich erwirtschaftet werden, möglich, dass die Allokation von Vermögenswerten in Frankreich dauerhaft reduziert wird. Die Nachricht von der Auflösung der französischen Nationalversammlung hatte zu einem einheitlichen Rückgang aller französischen Aktien geführt, was auf eine wahllose Verringerung der Allokation in Frankreich hindeutet. Nun, da das scheinbare ‘Worst-Case-Szenario‘ des Marktes abgewendet wurde, dürften sich überlegene Exportunternehmen wieder besser entwickeln als der französische Aktienmarkt. Der Gesamtmarkt jedoch wird weiterhin von einem deutlichen und dauerhaften Mangel binnenwirtschaftlicher Dynamik betroffen sein.

Die französische Situation dürfte mithin auch zur Schwächung des Euro beitragen, da der deutsch-französische politische Motor ins Stocken geraten ist. Der Mangel an wirtschaftlicher Initiative droht damit ‘europäisiert‘ zu werden."

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