Metzler AM: „Auch 2024 sollte ein Rekordjahr für europäische Dividenden werden“

Den Publikumsfonds Metzler European Dividend Sustainability managt Oliver Schmidt, CIO Metzler Asset Management, gemeinsam mit Boris Anbinder und Christian Geier. Im Kommentar äußert sich Portfoliomanager Anbinder zu den Aussichten für europäische Dividenden, aussichtsreichen Sektoren und Einzelwerten sowie dem Ansatz, mit dem die europäische Dividendenstrategie von Metzler Asset Management Chancen umfassend nutzt.

12.04.2024 | 10:09 Uhr

„Die Dividendenparty geht weiter. Nachdem 2023 ein neues Rekordjahr für Dividendenausschüttungen europäischer Unternehmen war, erwarten wir 2024 einen weiteren Anstieg. Wenn Anleger an regulären Ausschüttungen in Form von Dividenden interessiert sind, ist Europa die attraktivste Anlageregion – auch historisch. Europa ist sozusagen das Powerhouse der Dividende. Denn europäische Unternehmen sind im Vergleich zu US-Titeln häufig günstiger bewertet und bieten höhere Dividendenrenditen. Beispielsweise lag die Dividendenrendite Ende März im MSCI Europe bei 3,6 Prozent, im MSCI Japan bei 2,4, im MSCI World bei 2,1 und im MSCI USA bei nur 1,5 Prozent. Gleichzeitig sind die Ausschüttungsquoten europäischer Firmen nicht übertrieben hoch, sie liegen stabil zwischen 45 und 55 Prozent des Reingewinns. Wir haben daher große Positionen in Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz im Fonds. US-Unternehmen dagegen fokussieren sich eher auf Aktienrückkäufe.

Quelle: FactSet; Stand 31.01.2024; Universum: MSCI Europe


Die attraktivsten Unternehmen für unsere Strategie finden wir oft nicht in den klassischen Dividendensektoren wie Chemie, Energie, Versorger, Grundstoffe, Telekommunikation oder Tabak. Diese haben zwar hohe Dividendenrenditen, sind aber gleichzeitig hoch verschuldet, die Ausschüttungsquote ist oft ausgereizt, und ein Dividendenwachstum ist somit kaum möglich. Andere Sektoren mit aktuell noch niedrigeren Dividendenrenditen sehen deutlich interessanter aus. Sie bieten Anlegern eine progressive Ausschüttungspolitik und somit langfristig sehr attraktive Einstandsdividendenrenditen. In Deutschland bringen sich auch die beiden Großbanken im aktuellen Zinsumfeld wieder als Dividendenzahler ins Spiel. Weil sie aber jahrelang keine Dividenden gezahlt haben, sind sie bislang nicht im Fonds.

Zudem finden wir attraktive Dividendenprofile vermehrt in der zweiten und dritten Reihe des europäischen Aktienmarktes, also im Mid- und Small-Cap-Segment. Unternehmerischer Spirit gepaart mit solider Bilanz – das ist für uns als Dividendenjäger besonders interessant. Hier kann man die Dividendenaristokraten von morgen entdecken, und mit diesen Unternehmen kommt mehr Dynamik ins Depot. Ihre momentanen Ausschüttungen sind nicht unbedingt sehr hoch, aber mit ihnen wärmen wir uns jetzt für die Outperformance auf, weil wir hier eine Aufholjagd erwarten. Der Anteil solcher Hidden Champions im Fonds liegt aktuell bei rund fünf Prozent, und wir stocken tendenziell weiter auf.


Quellen: Bloomberg; FactSet; Stand 31.01.2024


Um Chancen möglichst umfassend zu nutzen, teilen wir das Dividendenuniversum in drei Kategorien. Den größten Anteil im Portfolio mit über 50 Prozent, also die Basis, bilden die Dividenden-Aristokraten mit nachhaltig hohen Dividendenniveaus. Dazu gehören Large Caps mit stabilen, hohen Ausschüttungsquoten, durchschnittlichem Dividendenwachstum, langer und konsistenter Dividendenhistorie sowie soliden Bilanzstrukturen. Aktuelle Beispiele hierfür sind Versicherungskonzerne wie Allianz, AXA und Hannover Rück, Lebensmittelriesen wie Nestlé und Unilever oder Versorger wie Iberdrola und Enel.

Die zweite Kategorie, über ein Drittel des Portfolios, sind die dynamischen Dividenden-zahler. Dies sind vor allem strukturelle Wachstumsunternehmen mit durchschnittlichen Ausschüttungsquoten und Dividendenrenditen sowie hohem beziehungsweise sogar sehr hohem Dividendenwachstum. Dazu zählen wir momentan beispielsweise ASML, LVMH, Novo Nordisk oder Pernod Ricard.

Und als drittes setzen wir auf die Hidden Champions, meist Unternehmen mit niedrigen Marktkapitalisierungen und bereits überdurchschnittlichen regulären Ausschüttungsrenditen, die sich zusätzlich durch hohe Sonderdividenden und Aktienrückkäufe aus-zeichnen. Dies trifft derzeit zum Beispiel auf CTP zu, ein Logistik-Immobilienunternehmen aus den Niederlanden. Antin, ein Infrastrukturinvestor aus Frankreich, und der deutsche Autovermieter Sixt gehören ebenfalls dazu.

Im Gegensatz dazu sind wir beispielsweise schon seit 2016 nicht mehr in Bayer investiert, sprich seit der Ankündigung der Übernahme von Monsanto. Denn hohe Schulden sind immer eine Gefahr für die Dividende.

Der Einfluss der Dividende auf den Anlageerfolg sollte keinesfalls unterschätzt werden. Beispielsweise tragen reinvestierte Dividenden in Europa etwa die Hälfte zum langfristigen Gesamtertrag bei. Langfristig orientierte Anleger können sich sehr attraktive Einstiegs-dividendenrenditen sichern. Ein Anleger, der vor 20 Jahren in den europäischen Aktien-markt investiert hat, genießt heute eine Dividendenrendite von fast acht Prozent auf den damaligen Einstandskurs. Dabei ist das Mikrotiming beim Einstiegszeitpunkt weniger entscheidend, der Zeitraum schlägt hierbei eindeutig den Zeitpunkt.

Der Fokus rein auf hohe Dividendenrenditen, wie ihn viele passive Strategien haben, ist jedoch gefährlich. Denn ab einer gewissen Höhe ist die Dividendenrendite eine Risikogröße und kein attraktives Investment mehr. Der Unterschied zwischen erwarteter und tatsächlich gezahlter Dividende kann enorm und die damit einhergehende Enttäuschung sehr groß sein. Daher bedarf es eines aktiven Investmentprozesses, um langfristig erfolgreiche Unternehmen mit nachhaltig steigenden Dividendenzahlungen zu selektieren.

Quelle: JP Morgan Research; Universum: MSCI Europe


Für eine erfolgreiche Dividendenstrategie sollten moderate Ausschüttungsquoten und Potenzial für nachhaltiges Dividendenwachstum mindestens genauso wichtig sein wie die Höhe der Dividendenrendite.“

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