Metzler AM: US-Zölle sind jetzt Realität

Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.
Kommentar

Die US-Zölle sind jetzt Realität – was bedeutet das für die Kapitalmärkte und die US-Wirtschaft? Eine aktuelle Einschätzungen von Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.

10.04.2025 | 09:35 Uhr

Intraday-Reversal am US-Aktienmarkt und Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen

  • Der Markt startete stark positiv, drehte im Tagesverlauf jedoch ins Minus.
  • Parallel stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen deutlich, was auf eine zunehmende Unsicherheit/höhere Risikoprämien am Markt hindeutet.

Zentrale Daten:

  • Die 30-jährige US-Staatsanleihe erreichte zwischenzeitlich über 5 %, aktuell bei 4,86 %.
  • Vor Ankündigung der Strafzölle durch Trump (vergangenen Mittwoch) lag die Rendite bei 4,40 % – ein Anstieg um fast 50 Basispunkte, in der Spitze sogar über 60 Basispunkte.

Einordnung von Edgar Walk:

  • Die Entwicklung sei als bedrohlich zu beschreiben: Der "Patient" US-Wirtschaft zeige kritische Vitalwerte (z. B. hohe High Yield Spreads und steigende Zinsen), was auf eine längere, schwierige Marktphase hindeute.
  • Der Vergleich mit dem „Liz-Truss-Moment“ in Großbritannien unterstreiche die Ernsthaftigkeit der Lage.
  • Die Politik werde vom Anleihemarkt diszipliniert, schlechte Wirtschaftspolitik werde „brutal bestraft“.


Auswirkungen der Strafzölle und der US-Wirtschaftspolitik

Trump hat heute 104 %-Zölle auf chinesische Importe umgesetzt und auch die Zölle auf alle anderen Länder. Die Implikationen:

Kurzfristige Effekte:

  • Zölle wirken wie eine Konsumsteuer auf den US-Verbraucher.
  • Rund 525 Mrd. USD an Importen aus China (per 2024) würden mit 104 % Zoll belegt, was zwar zu staatlichen Mehreinnahmen führt, aber letztlich die Konsumenten durch höhere Preise belastet.

Mittelfristige Folgen:

  • Wahrscheinlich Rezession in den USA, was wiederum
    - das Defizit vergrößert, da Staatseinnahmen sinken und die automatischen Stabilisatoren (z. B. Arbeitslosenhilfe) aktiviert werden,
    - das US-Haushaltsdefizit auf bis 10 % des BIP verschlechtern könnte,
    - die ursprünglichen Mehreinnahmen durch Zölle überkompensiert.
  • Chinesische Exporte werden zwar umgelenkt (über Drittstaaten), aber insgesamt wird weniger in die USA geliefert.

Die zentralen Fragen lauten jetzt:

  1. Rudert Trump zurück?
  2. Wie reagiert die Fed?
  3. Wie reagieren Republikaner und Kongress?

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