Im Mittelpunkt des Marktinteresses stand die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei Mario Draghi die Markterwartungen nicht ganz erfüllen konnte.
19.09.2019 | 10:57 Uhr
So wurde die Depositenrate nur um zehn Basispunkte gesenkt. Der EZB-Hauptrefinanzierungssatz blieb derweil bei null Prozent. Zur Entlastung der Banken wurde zudem eine Staffelung des Strafzinses beschlossen. Zusätzlich wird das QE-Programm ab 1. November reaktiviert, wodurch monatlich Wertpapiere in Höhe von 20 Mrd. Euro erworben werden sollen. Das Programm ist vorerst ohne Enddatum.
Auch
die Konditionen für die gezielten langfristigen
Refinanzierungsgeschäfte wurden angepasst. Diese haben nun eine Laufzeit
von drei Jahren (zuvor nur zwei Jahre) und der Aufschlag auf die
Leitzinsen (10 Basispunkte) fällt weg. Insgesamt reagierten vor allem
die Anleihemärkte enttäuscht und es kam über die ganze Kurve hinweg zu
deutlichen Zinssteigerungen. Letztlich hat Mario Draghi damit das Ende
der Fahnenstange für die Geldpolitik verkündet und den Ball zurück ins
Spielfeld der Politik geworfen. Deren Aufgabe ist es nun, mittels
fiskalpolitischer Instrumente wie beispielsweise schuldenfinanzierte
Investitionen die Wirtschaft anzukurbeln und damit auch für eine höhere
Inflation zu sorgen.
Jenseits des EZB-Meetings wurden auch in den USA wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht. Die Konsumentenpreise stiegen im August um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Kernrate einen Anstieg um 2,4 Prozent verzeichnete und damit ein 13-Monats-Hoch markierte. Die Einzelhandelsumsätze in den USA legten zudem gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent zu, was über den Markterwartungen lag. Der US-Konsument zeigt sich damit weiterhin in guter Verfassung.
Der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent gab um rund 1,50 US-Dollar nach und schloss bei 60,22 US-Dollar. Auf der Währungsseite gab der US-Dollar gegenüber dem Euro 0,33 Prozent nach. Auch der japanische Yen verlor gegenüber dem Euro und zwar 1,52 Prozent.
Im
insgesamt freundlichen Aktienmarktumfeld konnten insbesondere
japanische Aktien überdurchschnittlich zulegen, gefolgt von europäischen
und US-amerikanischen Titeln. Die Schwellenländer entwickelten sich
besser als die Industriestaaten. Analog zur Vorwoche schnitten sowohl in
den USA als auch in Europa Value-Aktien besser ab als ihre
Growth-Pendants. Nebenwerte erzielten darüber hinaus in beiden Regionen
eine Outperformance.
Auf Sektorebene dominierten in den USA die Segmente Banken, Energie und Rohstoffe, während nichtzyklische Konsumtitel, Technologiewerte und Versorger das Schlusslicht bildeten. In Europa sah das Bild ähnlich aus: Banken, Rohstoffe und Energie waren die besten Sektoren, Gesundheit, nichtzyklischer Konsum und Versorger die schwächsten.
Im Rentenbereich mussten Euro-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating angesichts steigender Zinsen abermals Verluste in Kauf nehmen. Hochzinsanleihen verzeichneten hingegen einen Wertzuwachs. Auch Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern entwickelten sich positiv.
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