AXA senkt Wachstumsprognosen für den Euroraum

Nach den Warnungen des IWF und den Äußerungen der Fed macht sich Stagnationsangst bei den Investorenbreit, insbesondere im Euroraum. AXA passt die Kurzfristempfehlung an und gibt die Übergewichtung von Aktien zugunsten einer neutralen Positionierung auf.

28.10.2014 | 13:03 Uhr

Weltweit haben sich die Investoren in den letzten Wochen Sorgen um die Konjunktur gemacht. Begründet wurden sie meist mit dem jüngsten World Economic Outlook des IWF, dem Protokoll der Septembersitzung der Fed und nicht zuletzt den enttäuschenden Konjunkturdaten aus Deutschland und dem Euroraum. Die US-Staatsanleiherenditen fielen auf etwa 2,2%, die Bundesanleiherenditen auf 0,8%. Seit unserer September-Strategie haben die Aktienmärkte 9% verloren. Hat sich die Marktsituation damit grundsätzlich geändert oder war dies lediglich eine technische Korrektur? Die Aktienmärkte sind dafür bekannt, Rezessionen zu prognostizieren, die dann gar nicht stattfinden. Dennoch wäre es unklug, den Kursrutsch völlig zu ignorieren.

In klarem Gegensatz zum IWF erwarten wir für das kommende Jahr ein mäßiges Weltwirtschaftswachstum von 3,3% und damit ähnlich viel wie 2014. Der stärkeren USKonjunktur dürfte ein deutlicher Wachstumsrückgang im Euroraum und Japan gegenüberstehen.

Euroraum: Ernüchterung

Schwache deutsche Konjunkturdaten für den August, die halbherzige Reaktion der EZB im Oktober und eine (nach Einschätzung des IWF) 40-prozentige Rezessionswahrscheinlichkeit haben die Anlegerstimmung im Euroraum nachhaltig gedämpft. Auch wir rechnen mit einer schwächeren Konjunktur und senken unsere Wachstumserwartungen für 2015 von 1,4 auf 0,8%. Dem deutlichen Kurseinbruch zufolge halten die meisten Marktteilnehmer eine Rezession für wahrscheinlicher als wir und schließen selbst eine Deflation nicht aus.

Für das enttäuschende Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gibt es drei Gründe: (1) die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine und deren Auswirkungen auf den Export, (2) die nicht enden wollende Rezession in Italien und (3) den mangelnden Anstieg der Unternehmensgewinne. All dies wird auch 2015 bleiben, was für ein niedrigeres Trendwachstum spricht. Vor allem der Abschwung in Deutschland scheint stärker zu sein als von uns bislang vermutet, da die deutsche Wirtschaft sehr export- und industrielastig ist. Entscheidend ist aus unserer Sicht aber die Fiskalpolitik: Staatliche Investitionen könnten die Binnennachfrage im Euroraum maßgeblich stärken – trotz ihres meist langen Vorlaufs.

Die Inflation hat sich den jüngsten Daten zufolge ähnlich entwickelt wie von uns im Juni vermutet. Den Septemberwert von 0,3% halten wir für den Tiefpunkt. Bis zum Jahresende könnte sich die Teuerung bei 0,5% stabilisieren und dann ab Januar auf etwa 1% steigen. Die Kerninflation dürfte auf absehbare Zeit etwa 0,8 bis 1,0% betragen. Eine große Unbekannte bleiben aber die Energie- und Nahrungsmittelpreise. Wir haben deshalb unsere Inflationsschätzung für 2015 auf 1,0% korrigiert, halten aber die volatilen Rohstoffmärkte für einen Unsicherheitsfaktor.

Die vollständige Strategie im pdf-Dokument

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