Danske Invest: Weshalb wir jetzt auf europäische Aktien setzen

Lars Tranberg Rasmussen, Senior Analyst bei Danske Invest, ist von einer Fortsetzung des globalen Wachstums überzeugt. Warum die skandinavische Fondsgesellschaft jetzt die Gewichtung in europäischen Aktien erhöht hat, erklärt der Experte hier.

06.02.2017 | 10:47 Uhr

Im Januar spiegelten die Wirtschaftsdaten zwar weiterhin eine wachsende Globalkonjunktur wider. Doch wir erlebten einmal mehr, dass Politik für die Weltwirtschaft eine große Rolle spielt – sowohl diejenige der Zentralbanken als auch diejenige der gewählten Volksvertreter. Die größte Aufmerksamkeit zog natürlich der neue US-amerikanische Präsident Donald Trump auf sich. Nach Trumps Wahlsieg herrschte an den Finanzmärkten zunächst großer Optimismus in Bezug auf einige von ihm angekündigte Initiativen. Im Januar konnten wir jedoch beobachten, wie die Bedenken im Hinblick auf den politischen und wirtschaftlichen Gestaltungswillen des neuen USPräsidenten tendenziell zunahmen und die Vorfreude der Anleger allmählich nachließ.

Weltwirtschaft: Aufschwung setzt sich fort

Insgesamt gehen wir aber dennoch davon aus, dass die Weltwirtschaft ihr Wachstum in einem robusten Tempo fortsetzen und der Aufschwung unter anderem durch Zuwächse in der verarbeitenden Industrie getragen wird. Davon sollten vor allem die europäischen Aktienmärkte profitieren – und deshalb haben wir in unseren Portfoliolösungen, die wir im Namen unserer Kunden zusammenstellen, unser Engagement in europäischen Aktien erhöht. Im Gegensatz dazu sind wir der Überzeugung, dass Unternehmensanleihen über ihr Ziel hinausgeschossen sind. Denn sowohl in den USA als auch in Europa sind ihre Renditen so stark gesunken, dass sie das Ausfallrisiko der Papiere unserer Ansicht nach nicht mehr ausreichend kompensieren. Daher haben wir uns entschlossen, unser Engagement in diese Anlageklasse zu reduzieren, und sind nun in beiden Regionen untergewichtet.

Insgesamt haben wir in unseren Portfolios somit Aktien im Vergleich zu unserem erwarteten langfristigen Niveau merklich übergewichtet.

USA: Wird Trump enttäuschen?

In den USA ist das Geschäftsklima nach wie vor robust. Nachdem die Unternehmen 2015 und 2016 ihre Lagerbestände abgebaut haben, hat sich diese Entwicklung mittlerweile umgekehrt. Somit trägt die Aufstockung der Lagerbestände inzwischen wieder positiv zum Wachstum bei. Auch der Arbeitsmarkt ist weiterhin solide. Die Arbeitslosenquote verharrt auf niedrigem Niveau, und wir rechnen mit einem fortgesetzten Anstieg der Löhne. Das erhöht den Druck auf die USamerikanischeZentralbank (Fed), ihre Geldpolitik vom aktuellen niedrigen Zinsniveau aus zu normalisieren. Seit der Präsidentschaftswahl haben die Finanzmärkte eine Antwort darauf herbeigesehnt, was Donald Trump in die Tat umsetzen wird, insbesondere in der Steuer- und Handelspolitik. Jetzt, wo er sein Amt angetreten hat, sehen wir etwas klarer – und ein umfangreiches Steuerpaket erscheint nun weniger realistisch. Im Wahlkampf verkündete der Kandidat noch, er wolle unter anderemErleichterungen durch eine höhere Besteuerung von Importen und eine geringere Besteuerung von Exporten finanzieren. Doch die Aussichten, dass Präsident Trump dieses Versprechen tatsächlich erfüllt, sind nicht gut. Die Folge: Zur Finanzierung eines umfangreichen Steuerpakets dürfte weniger Geld zur Verfügung stehen. Somit haben die Finanzmärkte möglicherweise höhere Steuererleichterungen eingepreist, als Trump liefern kann.

In Bezug auf die Handelspolitik hat der Republikaner seinen Ankündigungen dagegen bereits Taten folgen lassen: Gleich an seinem ersten Arbeitstag im Weißen Haus hat er den Ausstieg der USA aus den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen Trans Pacific Partnership (TPP) verordnet. Trump hat auch angedeutet, dass er gegenüber Mexiko einen härteren Kurs einschlagen wird – genau wie er im Wahlkampf angekündigt hatte. Unter der strengeren Handelspolitik werden unserer Ansicht nach weiterhin vor allem die asiatischen Länder leiden.

Europa: Lockere EZB-Politik trotz steigender Inflation

Im Januar gab es in Europa weitere Anzeichen für einen allmählichen Inflationsanstieg. Vor allem in Deutschland hat die Teuerungsrate in letzter Zeit stark zugenommen, was die Sorge geschürt hat, die Europäische Zentralbank (EZB) könne mit der Straffung ihrer Geldpolitik beginnen. Denn bereits in den Jahren 2008 und 2011 hatte die Zentralbank die Zinsen zu einem Zeitpunkt angehoben, an dem die zunehmende Inflation von steigenden Ölpreisen angetrieben wurde.Wir sind aber überzeugt, dass die EZB dieses Mal den Ölpreisanstieg vernachlässigen wird. So erklärte Zentralbankchef Mario Draghi auf einer Pressekonferenz zu Beginn des Monats: Man solle den Effekten von beispielsweise Währungen und Öl weniger Bedeutung beimessen und sich lieber auf die Inflation konzentrieren, wenn man die Geldpolitik der EZB verstehen wolle. Daher gehen wir davon aus, dass die europäischen Währungshüter noch einige Zeit an ihrer lockeren Geldpolitikfesthalten werden.

Zudem gab es im Januar weitere positive Daten, die das ansehnliche Wirtschaftswachstum reflektieren. Insbesondere ist in Europa – wie auch in den USA – die Stärke der verarbeitenden Industrie die treibende Kraft für die Konjunkturentwicklung.

China: Immobilienpreise und Wachstum stabilisieren sich

Auch China profitiert von einem starken Produktionssektor. Und die Regierung hat inzwischen die Preisinflation in den Griff bekommen, die im Jahresverlauf 2016 zu überhitzten Immobilienmärkten in den Großstädten geführt und dadurch das finanzielle Risiko generell erhöht hat. Unter anderem wurden Maßnahmen ergriffen, die die Kreditaufnahme und Spekulationen am Immobilienmarkt erschweren. Dies hat nun zu einer rückläufigen Immobilienpreisinflation geführt. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass im Dezember die Immobilienpreise so gut wie nicht gestiegen sind, wohingegen sie im Herbst 2016 noch um 20 bis 30 Prozent zugenommen hatten. 

Im Januar lagen außerdem die Investitionen in Eigentumsimmobilien auf vernünftigen Niveaus. Wir gehen jedoch davon aus, dass der Eingriff in den Immobilienmarkt auch den Bausektor beeinträchtigen und 2017 eine nachlassende Bautätigkeit zur Folge haben wird. Trotzdem sollte das übergeordnete Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte, das aktuell etwa 7 Prozent beträgt, seitwärts tendieren. Denn wir erwarten, dass die negativen Auswirkungen der Abkühlung amImmobilienmarkt von dem positiven Effekt des starken Produktionssektors ausgeglichen werden.

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