Metzler: Wachstumsschwäche der Schwellenländer kaum ansteckend

Edgar Walk, Chefvolkswirt des Metzler Asset Management, rechnet mit nur geringen Ansteckungseffekten der schwachen Wirtschaft in den Schwellenländern auf Europa und die USA. Die Wirtschaft in den USA entwickle sich zweigeteilt: Einem schwachen Industriesektor stehe ein dynamischer Dienstleistungssektor gegenüber.

20.11.2015 | 14:38 Uhr

In der kommenden Woche werden die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (Montag) im November für die Eurozone und die USA veröffentlicht. Am Dienstag folgt der ifo-Index und am Freitag der Geschäftsklimaindex der Europäischen Kommission. Insgesamt rechnet die Mehrheit der Finanzmarktteilnehmer damit, dass alle Konjunkturindikatoren moderat zurückgegangen sind – die Ansteckungseffekte der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern auf Europa und die USA wären somit nur gering. Grundsätzlich spricht vieles dafür, dass das Wachstum in den USA und Europa in den kommenden Quartalen einigermaßen stabil bleiben wird, da es überwiegend von der Binnennachfrage getragen wird. Aufgrund der starken Abhängigkeit von Exporten besteht hier zweifellos das größte Risiko für Deutschland und für den ifo-Index der deutschen Wirtschaft.

USA: Die zweigeteilte Wirtschaft 

Die US-Wirtschaft entwickelt sich derzeit zweigeteilt: Die Industrie schwächelt, doch der Dienstleistungssektor wächst dynamisch. Schwache Auftragseingänge (Mittwoch) dürften die Misere der US-Industrie untermauern, während viele Indikatoren aus dem Dienstleistungssektor den eingeschlagenen Aufwärtstrend fortsetzen sollten. Insbesondere die Neubauverkäufe (Mittwoch) haben deutliches Steigerungspotenzial, während die Umsätze bestehender Wohnimmobilien (Montag) einen leichten Rücksetzer verzeichnet haben dürften. Auch erwarten wir, dass der Konsum eine Wachstumsstütze mit einem höheren Konsumentenvertrauen (Dienstag und Mittwoch) und steigenden Konsumausgaben (Mittwoch) bleibt. 

Steigende Löhne sind eine Voraussetzung für nachhaltig steigende Konsumausgaben. Aktuelle Daten der Atlanta Fed zeigt eine deutlich stärkere Beschleunigung des Lohnwachstums als die offiziellen Daten und damit gute Perspektiven für den Konsum. Die Atlanta Fed berechnet die Lohnentwicklung von 2.000 Personen und bildet davon den Median. Mit diesem Ansatz wird vermieden, dass Änderungen im Arbeitskräftebestand die Lohnstatistiken nach unten verzerren. So scheinen derzeit viel mehr ältere Arbeitnehmer als in der Vergangenheit mit hohen Löhnen in Rente zu gehen, während die nachfolgenden Arbeitskräfte zu deutlich geringeren Löhnen einsteigen. 

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